EHC: Das große Pagé-Beben

Der Trainer wollte mit dem EHC Red Bull München die Eishockeywelt verändern. Jetzt steht er vor dem Aus. Ein Spieler zur AZ: „Herrschaft des Schreckens und des Irrsinns.“
München - Pierre Pagé hat einen Plan – sagt er. Der Druck müsse von unten kommen, damit die, die oben stehen, gezwungen sind, sich zu hinterfragen und besser zu werden.
Der Druck von unten ist da. Auf ihn, der beim EHC Red Bull München die Pole-Position in der Nahrungskette inne hat. Die Fans rebellieren nach dem peinlichen Aus der Red Bulls in den Preplayoffs gegen Iserlohn, die Spieler warten, dass Pierres Planspiele beendet werden. Kürzlich sagte Pagé bei einer Pressekonferenz, dass „jeder austauschbar, jeder ersetzbar“ sei, „auch Pierre“.
Beim EHC steht das große Pagé-Beben an.
Der 65-Jährige, der von München aus die Eishockeywelt verändern wollte, steht zur Disposition. Über sein Schicksal wird in Fuschl am See entschieden, in der Red-Bull-Zentrale von Oberboss Didi Mateschitz. Dort finden Krisensitzungen statt. Immer wahrscheinlicher wird, dass die Episode Pagé beim EHC, die ein Spieler gegenüber der AZ als „Herrschaft des Schreckens und Irrsinns“ bezeichnete, nach nur einem Jahr beendet wird. Pagé soll – wie vor der Saison angedacht, ehe Pagé sich entschied, noch einmal als Trainer tätig sein zu wollen – als eine Art Gesamtsportdirektor Eishockey installiert werden. Sein Hauptaugenmerk soll auf der Entwicklung der Jugendlichen in der Nachwuchsakademie in Liefering (Eröffnung im Juli) liegen. Als mögliche Nachfolger beim EHC werden der ehemalige Berliner Meistercoach Don Jackson, der den EC Red Bull Salzburg trainiert, und der jetzige Co-Trainer Helmut de Raaf gehandelt.
Auf jeden Fall droht der große Umbruch in der Mannschaft. Pagé hat schon angekündigt, dass er auf viele Importspieler vor die Stadiontür am Oberwiesenfeld setzen würde. Die Spieler wiederum warten ab, was in der Trainerfrage passiert. Klar ist nach AZ-Informationen, dass Darren Haydar geht, auch Danny Bois und Andy Wozniewski sind vor dem Abflug. Fakt ist auch: Die Importspieler haben allesamt enttäuscht. Die besten EHC-Scorer waren mit Alex Barta (49 Punkte) und Daniel Sparre (38) zwei Deutsche. Bester Ausländer war Fehlerteufel Danny Richmond (35), der auf Rang 39 der DEL-Bestenliste rangiert. Bei 346 Akteuren ist der beste EHC-Import also nicht mal unter den besten zehn Prozent. „Wenn Pagé bleibt, werden sicher mehrere Spieler freiwillig gehen. Man kriegt viel Geld in München, aber das gleicht nicht alles aus“, sagte Eishockey-Ikone Peppi Heiß, der von 2009 bis 2012 Co-Trainer des EHC war und zuletzt den Oberligisten Peiting trainierte.
Das Verhältnis zwischen Trainer und Team dürfte kaum zu kitten sein, Pagé bekam den Spitznamen „Weirdo“ („Spinner“, „komischer Kauz“). Pagé – der privat eine feinsinnige, sensible, humorvolle Person ist, ist für seine Schimpftiraden, die zum großen Teil aus dem F-Wort bestehen, berühmt und berüchtigt. Die Auftritte wurden sogar gefilmt und an andere Spieler in Kanada verschickt.
Zur Abschreckung, zum Amüsement.