Auf sie kommt es an: Die Jackson Five vom EHC
München - Am Sonntag wird sie wider von der Hallendecke herunterkommen, die Höllenglocke des EHC Red Bull München, und mit infernalischen Schlägen zu AC/DCs Gassenhauer "Hells Bells" die Zeit einläuten, in der es keine Gnade on Ice gibt. Ab 16:45 Uhr startet die Finalserie der DEL (Best of seven), in der die Münchner Meister-Bande alles daran setzen wird, dass sie die Grizzlys-Truppe aus Wolfsburg nicht vom Eishockey-Thron stößt.
"Wir haben ein klares Ziel", sagte Erfolgscoach Don Jackson, mit bisher sechs gewonnen Meisterschaften der erfolgreichste Trainer der DEL-Historie: "Ich sehe mich als Mannschaftskollege. Wir sind ein Team. Die Spieler auf dem Eis entscheiden die Partien, wir haben viele Spieler, die den Unterschied machen." Die AZ zeigt, wer diese Unterschiedmacher sind – die Jackson Five des EHC.
Michael Wolf
Der Kapitän ist ein Vorbild. Er opfert sich auf dem Eis vollkommen auf, ist dabei aber einer der bescheidensten Menschen überhaupt. Mit 299 Toren ist er der zweitbeste Scorer der DEL. "Er ist unser absoluter Leader. Es ist mir eine Ehre, mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte Jackson, "Spieler, Menschen wie ihn gibt es nicht oft. Andere Vereine haben großartige Akteure, aber wir haben Michi Wolf." Sollte Stürmerstar Jason Jaffray nach seiner Oberkörperverletzung rechtzeitig fit werden, wäre auch er einer der absoluten Leader. Zusammen mit Wolf würde er dann eines der besten Stürmer-Duos bilden.
Danny aus den Birken
Der frühere deutsche Nationaltorwart wächst in den Playoffs über sich hinaus. Er, der in der Saison schon mal Scheiben prallen ließ, strahlt nun eine neugefundene Ruhe aus. In den Playoffs kassiert er im Schnitt nur 1,25 Gegentore, hält 95,02 Prozent aller Schüsse. Absolute Topwerte! "Er gibt uns in diesen Playoffs in jedem Spiel die Chance, als Sieger vom Eis zu gehen", sagte Kapitän Wolf der AZ: "Danny hält einfach hervorragend. Er ist unser großer Rückhalt."
Keith Aucoin
Der 38-Jährige ist der Quarterback der Offensive. Speziell im Powerplay dirigiert er das Spiel der Münchner. "Es gibt nicht viele Spieler, die ein Spiel so lesen und lenken können wie er", sagte Jackson. Aucoin zwingt dem Spiel das Tempo auf, das er in der Situation für angemessen hält. Er beruhigt und verschleppt, um im nächsten Moment mit einem schnellen Pass das Feld zu öffnen. Sein Blick für den besser postierten Mitspieler ist schlicht einzigartig. Aber er dürfte auch mal egoistischer sein, selbst den Abschluss suchen.
Steve Pinizzotto
Die Mensch gewordene Abschreckungsmethode. Der 33-Jährige kehrte im Halbfinale nach langer Verletzungspause zurück und bewies gleich den Wert, den er mit seiner Härte und seiner Provokationskunst hat. "Ich glaube, die halbe Liga hat Angst vor ihm", sagte Stürmer Dominik Kahun. Und Wolf erklärte: "Es ist hundertprozentig so, dass man einen Spieler wie Pinner lieber in seiner Mannschaft sieht als beim Gegner. Keine Frage: Wir sind mit ihm noch stärker." Doch Pinizzotto muss sich unter Kontrolle haben, die Schiedsrichter haben ein besonderes Auge auf ihn, viele seine Aktionen sind am Rande der Legalität. Bei seiner gesamten plakativen Härte wird oft vergessen, dass er auch ein herausragender Spieler ist: "Er ist das Gesamtpaket", sagt Macek, "er schafft Räume, kann aber auch selber Spiele entscheiden."
Konrad Abeltshauser
Der Ur-Bayer wurde zum "Verteidiger des Jahres" gewählt. Zu recht! Der 24-Jährige ist mit seiner Technik, Geschwindigkeit und Übersicht für die Spieleröffnung beim EHC unverzichtbar, dazu hat er ein gutes Auge für die Mitspieler, ist selber torgefährlich. Mit seiner Plus/Minus-Statistik von Plus acht ist er der beste Spieler der Playoffs. Wenn er auf dem Eis steht, sind also acht Tore mehr für die Red Bulls gefallen, als sie kassiert haben. "Abeltshauser hat eine enorme Entwicklung gemacht", sagte Jackson. Wer von ihnen avanciert zum Glöckner vom Oberwiesenfeld, der den Wolfsburgern das letzte Stündlein anschlägt?
Lesen Sie auch: EHC München freut sich auf "Schlitzohr" Gross