Fleischlos und sicher ohne Tofu: Vegetarisch, bayerisch - guad!

Bayerische Küche ohne Fleisch? Kein Problem! Und zwar komplett ohne Ersatzprodukte wie Tofu – die machen die Autorinnen des Kochbuchs "Bayerisch Veggie" nämlich wütend.
von  Von Anja Perkuhn
Wollen vegetarische Möglichkeiten mit regionalen Produkten aufzeigen: Silvia Schlögel, Bettina Eder und Christine Schilcher (v.l.).
Wollen vegetarische Möglichkeiten mit regionalen Produkten aufzeigen: Silvia Schlögel, Bettina Eder und Christine Schilcher (v.l.). © privat/Die Hauswirtschafterei

Knuspriger Schweinebauch, Leberkäs und Wurstsalat: Ja, das ist typisch bayerisch – aber eben nicht nur, und nicht schon immer. Bayern war schließlich mal ein Agrarland, „und da gab es eben das zu Essen, was vor der Tür wuchs“, sagt Silvia Schlögel. „Als mein Vater noch jung war hieß das eben: jeden Tag Kartoffeln, selbstgemachtes Sauerkraut und nur einmal die Woche Fleisch.“

Das fleischlose Kochbuch „Bayerisch Veggie“, das sie und ihre Kolleginnen Bettina Eder und Christine Schilcher jetzt herausgeben, ist deshalb keine Anleitung zum neu entdeckten Verzicht. „Die Rezepte sollen Anregungen dafür sein, wie man seinen Fleischkonsum reduzieren kann und das Essen auch bei der Familie unterbringt, ohne missioniarisch zu sein.“

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Den Verzicht auf tierische Produkte predigen wollen die drei nämlich auf gar keinen Fall: Sie essen auch selbst Fleisch, Schlögel betreibt hauptberuflich einen Milchviehbetrieb. „Uns nervt es, dass viele inzwischen kein Fleisch mehr essen mögen – und dann auf Ersatzprodukte aus Soja umsteigen“, sagt sie mit einer guten Portion Wut in der Stimme. „Wenn man das aus ökologischen Gründen machen will, dann sollte man doch nicht stattdessen Soja aus Südamerika verwenden sondern regionale, bayerische Produkte. Das ist doch das Ökologischste, was man tun kann.“

"Die Leute sollen das Fleisch am besten gar nicht vermissen"

Statt Wurstsalat gibt es dann eben Brezensalat (siehe Rezept rechts), und wenn beim Angebot ihres Catering-Dienstes „Die Hauswirtschafterei“ jemand zum Brot mit Linsenaufstrich greift, „dann soll er nicht sagen: ,Oh, das schmeckt ja gut, obwohl das kein Fleisch ist’“, sagt Schlögel. „Am besten ist, wenn die Leute das gar nicht bemerken, weil sie das Fleisch überhaupt nicht vermissen.“

75 Rezepte haben die drei Frauen für das Buch zusammengestellt, das es im Buchhandel und in einigen Geschäften gibt wie der Naturkäserei Tegernseer Land oder den Läden der Schönegger Käsealm. Da sind sie im Grunde schon Profis, denn es ist nicht ihr erstes: Für den Deutschen Landwirtschaftsverlag erstellen sie schon länger Kochbücher, im Eigenverlag haben sie zuletzt „Bayerisch kochen für Freunde“ herausgegeben.

Die Rezepte sind bodenständig und familientauglich

Die Rezepte für Magentratzerl, deftige Gerichte und Süßspeisen – einige davon stellen wir auf dieser Seite vor – sind entsprechend bodenständig und so ausgewählt, dass sie nicht zu viel Arbeit machen, sie familientauglich sind und man die Zutaten für die allermeisten im Supermarkt bekommt.

Schlögel, Eder und Schilcher haben sich die Gerichte selbst ausgedacht, haben dafür viel ausprobiert – zum Beispiel regionale alte Getreidearten oder ein altes Klosterrezept für gefüllte Krauttascherl – und am Ende ihre Familienangehörigen testessen lassen. „Die haben dabei gar nicht gemerkt, dass das ein fleischloses Kochbuch ist, für das sie gerade essen“, erzählt Schlögel lachend. „Und so soll’s ja auch sein.“

Hier können Sie in München fleischfrei oder komplett vegan essen:

Komplett vegan:

  •  Bodhi: Wirtshaus mit Hausmannskost, sonntags Brunch (Ligsalzstraße 23)
  •  Max Pett: Schwerpunkt auf Gemüse, Getränke alkoholfrei (Pettenkoferstraße 8)
  • Gratitude: Mittags- und Abendkarte, unter anderem Raw Food und Bowls (Türkenstraße 55)
  •  Kafe Marat: Jugendzentrum mit Volksküche (Thalkirchner Straße 102)
  • Erbils / Royal Kebabhaus: türkische Küche (Breisacher Str. 13/ Arnulfstraße 5)
  •  Yam Vegan Deli: vor allem Bowls und vegane Backwaren (Augustenstraße 5)
  •  Tushita Teehaus: Teehaus mit Küche (Klenzestraße 53)

Überwiegend vegetarisch:

  • Café Ignaz: vegetarischer Brunch am Wochenende (Georgenstraße 67)
  • Südstadt: Kneipe mit Fast Food, zwei Kickertische (Thalkirchner Str. 29)
  • Frischfutter: Imbiss, vor allem Snacks und Bowls (Marsstraße 13)
  • Pizza Roberto: Lieferservice, vegetarisch und vegan (Schellingstraße 136)
  • Kismet: orientalisch-vegetarisch (Löwengrube 10)
  • Vegelangelo: auch Kochkurse (Thomas-Wimmer-Ring 16)
  • Prinz Myshkin: gehobene Gastronomie (Hackenstr. 2)
  • Tian: vegetarische und vegane Cuisine (Frauenstr. 4)

Rezepte:

Pikanter Rosenkuchen

Knäckebrot-Gröstl

Wirsingrollen in Biersauce

Brezensalat


"Bayerisch Veggie - Köstliches mal ohne Fleisch" , 112 Seiten, 11,90 Euro, Verlag Die Hauswirtschafterei Leben auf dem Land GmbH

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