Schwuler Politiker Maximilian Böltl: CSU-Ausschluss auf CSD nach Drag-Debatte "nutzt den Intoleranten"

Die Münchner CSU-Fraktion darf nicht beim Christopher Street Day (CSD) am 24. Juni mitlaufen. Das entschieden die Veranstalter, nachdem die CSU ein Verbot einer Kinderlesung mit einer Dragqueen und einem Dragking gefordert hatte. Bei der städtischen Veranstaltung soll es nicht um Sexualität, sondern um Rollenwechsel und Kostümierungen gehen.
Das Grundsatzprogramm der Söder-Partei sei nicht mit den Werten den LGBTIQ*-Community vereinbar, meinen die CSD-Entscheider in München. Zuvor äußerte sich auch schon OB Dieter Reiter. Der SPD-Politiker würde mit seinen Enkeln nicht zur Lesung gehen.
CSU-Verbot beim CSD in München am 24. Juni 2023 nach Drag-Empörung
"Deutsche Eiche"-Wirt Dietmar Holzapfel (65) will heuer wegen des CSU-Verbots beim CSD selbst keine Gruppe bei der bunten Demonstration aufstellen.
Der Gastronom findet die CSU-Forderung für gänzlich zu kurz gegriffen. Aber zugleich hält Holzpafel den Ausschluss der Konservativen für falsch. "Wer Toleranz fordert, muss auch selber tolerant sein", sagt Holzapfel der AZ.
CSU-Politiker Maximilian Böltl mit Kritik an Partei und CSD-Entscheidern
Und auch ein weiteres prominentes Gesicht geht auf Konfrontation – mit CSU-Stadtrat Hans Theiss (forderte als Erste das Lesungsverbot) und den Veranstaltern des Münchner CSDs.
Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (39) ist CSU-Direktkandidat bei der bayerischen Landtagswahl 2023. Er will im Landkreis München (Stimmkreis Nord) das Mandat holen. Der 39-Jährige heiratete im vergangenen Sommer seinen langjährigen Freund Thomas Gierling, wie die AZ exklusiv berichtete.

Kinder-Lesung mit Dragqueen in München: "Politik muss nicht reinreden"
Die Aufregung um die Drag-Lesung kann Böltl nicht verstehen. Der AZ sagt er: "Eltern wissen besser, was für ihre Kinder gut ist, als der Staat und können selbst entscheiden, was die Familie will. Ob Disney-Film oder Holzspielzeug. Die Politik muss da doch nicht überall mit reinreden. Wir sollten uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren, denn die sind aktuell groß genug!"
Er selbst war auch schon bei einer Drag-Show anwesend, "aber genauso auch beim Volksmusik-Abend. Kultur lebt von Vielfalt".
Maximilian Böltl: "Wenn Toleranten untereinander nicht mehr tolerant sind..."
Dass der CSD jetzt die Münchner CSU vom queeren Demo-Zug verbannen will, ist für Maximilian Böltl nicht akzeptabel.
Der AZ erklärt er: "Ganz persönlich finde ich Meinungen, die erstmal nicht meiner eigenen entsprechen, immer total spannend. Das öffnet den Blick und ermöglicht Dialog. Wir brauchen mehr Empathie und weniger Empörung. Im konkreten Fall ging es ja um Kinder. Da sind die Sensibilitäten zurecht groß und die Ansichten oft verschieden. Wenn die Toleranten untereinander nicht mehr tolerant sind, dann nutzt das den Intoleranten! Deshalb ist der Ausschluss der CSU vom CSD wirklich rückwärtsgewandt."