Schlossfestspiele in Regensburg: Nach Kritik an Fürstin Gloria reagiert das Haus Thurn und Taxis in der AZ

In Regensburg starten am Freitag die Thurn und Taxis Schlossfestspiele. An Schirmherrin Fürstin Gloria gibt es lautstarke Kritik, Gegner rufen zum Prostest des glamourösen Events auf. Was sagen Kritiker, Veranstalter und das Haus Thurn und Taxis? Die AZ hat bei den Beteiligten nachgefragt.
Sven Geißelhardt
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Gegen Fürstin Gloria als Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele regt sich Protest. Wie reagiert die Familie Thurn und Taxis darauf?
Gegen Fürstin Gloria als Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele regt sich Protest. Wie reagiert die Familie Thurn und Taxis darauf? © IMAGO / Future Image

Giovanni Zarrella, Alphaville, Simply Red, Jonas Kaufmann und Eros Ramazzotti – die Liste der Künstler, die ab Freitag (14. Juli) bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen in Regensburg auftreten, ist überaus prominent besetzt. Dieses Jahr dürften wieder hochkarätige VIP-Gäste aus Showbiz, Adel und Politik erwartet werden, so besuchten vergangenes Jahr etwa Kabarettistin Monika Gruber, Star-Koch Alfons Schuhbeck und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die glamouröse Veranstaltung. Doch seit Monaten wird vermehrt Kritik an den Schlossfestspielen laut, was vor allem an der umstrittenen Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis liegen dürfte. Dieses Jahr formiert sich Protest gegen die Fürstin und das Regensburger Event, es werden Demonstrationen erwartet. Was steckt dahinter? Die AZ hat bei Jonas Höschl, Fotograf und Konzeptkünstler aus Regensburg, sowie beim Veranstalter und bei der Verwaltung Thurn und Taxis nachgehakt.

Gegenwind für Gloria von Thurn und Taxis: Demonstranten üben Kritik an der Fürstin 

Mit ihren Aussagen polarisiert Gloria von Thurn und Taxis die Öffentlichkeit. Manche lieben sie für ihre klare Meinung, andere kritisieren sie für ihre verbalen Ausfälle. Klar ist, dass sich die Fürstin mit ihren teils rassistischen und queerfeindlichen Statements nur selten zurücknimmt. So bezeichnete sie 2022 Herzogin Meghan als "gar keine echte Schwarze" und verglich die Homo-Ehe mit dem Werk des Teufels. Ab Freitag wird sie wieder als Schirmherrin für die Thurn und Taxis Schlossfestspiele in die Kameras lächeln. Die gute Laune könnte ihr schnell vergehen, wenn sie vor die dicken Schlossmauern blicken wird. Am Eröffnungstag findet die Demonstration "Thurn und Taxis, ab in die Galaxis" der feministischen Gruppe "eben.widerspruch" statt, samstags wollen sich Mitglieder von "Fridays for Future Regensburg" für die Kundgebung "Gloria wegbassen!" vor den Toren des Schlosses positionieren.

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Die Kritik an den Regensburgern Schlossfestspielen und Gloria von Thurn und Taxis ist nicht neu. Im vergangenen Jahr forderten die jungen Vertreter der DGB-Oberpfalz die Enteignung der Fürstin. Im März 2023 richtete sich das Bündnis "Solidarische Stadt Regensburg" mit einem Boykott-Aufruf an die Stargäste der Veranstaltung und in einem offenen Brief übten rund 100 Künstler und Künstlerinnen aus Regensburg Kritik an der 63-Jährigen.

Regensburger Künstler stellt klar: Fürstin Gloria will "ihr rechtes Weltbild verbreiten"

Einer der Unterzeichner des offenen Briefs ist der Konzeptkünstler und Fotograf Jonas Höschl. Warum bezieht er Stellung gegen Gloria von Thurn und Taxis? "Die Aussagen der Schirmherrin lassen sich 2023 nicht mehr als Schrulligkeiten wegwischen. Spätestens jetzt wird mit ihren fast wöchentlichen Auftritten im rechtspopulistischen Online-Format 'Achtung: Reichelt!', des ehemaligen 'Bild'-Chefredakteurs, ein geschlossen rechtes Weltbild erkennbar", erklärt er im Gespräch mit der AZ. Für ihn sei die 63-Jährige "längst eine politische Agitatorin geworden", die durch ihr großes Netzwerk ihr "rechtes Weltbild zu verbreiten" versuche.

Jonas Höschl, Fotograf und Konzeptkünstler aus Regensburg, übt offen Kritik an Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
Jonas Höschl, Fotograf und Konzeptkünstler aus Regensburg, übt offen Kritik an Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. © Goldmann PR

Wirtschaftsfaktor Schlossfestspiele: "Da sieht man über rassistische und homophobe Aussagen hinweg"

Dass Fürstin Gloria bei den Schlossfestspielen eine Bühne geboten werde, hängt für Jonas Höschl damit zusammen, dass sie "wirtschaftlich, aber auch freundschaftlich bestens vernetzt" sei. Auch der Faktor Geld lasse sich dabei nicht ignorieren. "Für Hoteliers und die Lokalpresse ist es vermeintlich lohnenswert, zu den Schlossfestspielen etwas internationalen Glamour in der Stadt zu haben. Da sieht man dann gerne einmal über rassistische und homophobe Aussagen hinweg."

Auf AZ-Anfrage: Giovanni Zarrella äußert sich nicht zu Kritik an Fürstin Gloria

Trotzdem werden auch 2023 wieder große Stars in Regensburg erwartet, unter anderem wird Giovanni Zarrella auf dem Event singen. Warum lassen sich Künstler überhaupt darauf ein, mit der skandalumwitterten Gloria von Thurn und Taxis in Verbindung gebracht zu werden? Für Jonas Höschl liege das an einer möglichen Unwissenheit der musikalischen Gäste, wie er der AZ erklärt: "Da ich selbst ja auch immer wieder mit Musiker*innen zusammenarbeite, kann ich das gut nachvollziehen. Die Veranstaltungen werden ja vor allem von Booking-Agenturen in Rücksprache mit dem Management organisiert. Die Künstler*innen bekommen vermutlich selten etwas von der lokalen Debatte um die Thurn und Taxis Schlossfestspiele mit."

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Was sagt Giovanni Zarrella selbst zum Wirbel um die Schirmherrin der Regensburger Veranstaltung? Auf Anfrage der AZ verwies sein Management auf die Bookingfirma "Semmel Concerts Entertainment", die wiederum statt eines Statements eine Einladung für den Auftritt des Sängers aussprach. Wie Zarrella zu den Boykott-Aufrufen und der Kritik an Fürstin Gloria steht, ist nicht bekannt.

Dass es auch anders geht, hat 2019 Johannes Strate, Frontman der Band Revolverheld, bewiesen. Obwohl der Musiker bei den Schlossfestspielen auftrat, hat er auf der Bühne offen seine Kritik an Fürstin Gloria ausgesprochen. "Revolverheld hat in der Konsequenz dann die Bühne dafür genutzt, um Kritik an Gloria von Thurn und Taxis zu üben und spendete ihre komplette Gage an die Regensburger Seenotrettungs-Organisation Sea-Eye. Das ist natürlich ein toller Weg, um mit der Situation umzugehen. Ich würde mich freuen, wenn ähnliches vonseiten der auftretenden Musiker*innen dieses Jahr wiederholt wird", sagt Jonas Höschl zur AZ. Der Regensburger Fotograf betont, dass die Kritik sich weder an die Künstler noch an die Schlossfestspiele selbst, sondern "ausschließlich an Gloria von Thurn und Taxis" richtet.

Fürstin Gloria über geplante Proteste: "Ich bedauere, dass manche Leute Anstoß daran genommen haben"

Die Fürstin selbst hat sich inzwischen persönlich zur Kritik an ihrer Person in Zusammenhang mit den Schlossfestspielen geäußert. "Ich bedauere natürlich, dass manche Leute da Anstoß dran genommen haben oder auch zum Boykott aufrufen", erklärte sie am Mittwochabend (12. Juli) im Rahmen des Regensburger Presseclubs. "Wem will man damit wehtun oder wem schadet man damit? [...] Wir arbeiten alle für das Gelingen mehrerer toller Shows in Regensburg. Ich sehe jetzt nicht, dass, wenn man das boykottiert, da irgendwas Positives bei rumkommt."

So reagiert Familie Thurn und Taxis in der AZ auf Kritik und Boykott-Aufrufe

Die AZ hat bei der Gesamtverwaltung Thurn und Taxis nachgefragt, wie man mit dem Wirbel um das Event in Regensburg umgehe. "Die Fürstin von Thurn und Taxis bedauert den Boykott-Aufruf gegen die Schlossfestspiele sehr", teilt eine Sprecherin mit. Darüber, ob die Kritik an Fürstin Gloria Auswirkungen auf ihre Funktion als Schirmherrin hat, habe man sich "noch keine Gedanken gemacht". "Ob und in welcher Art die Familie Konsequenzen aus den Veröffentlichungen zieht, kann noch nicht gesagt werden." Die Verwaltung Thurn und Taxis und die Familie bedaure "den Boykott-Aufruf ebenfalls" sehr.

Proteste gegen Gloria von Thurn und Taxis: Das sagt der Veranstalter der Schlossfestspiele

Wie steht der Veranstalter Odeon Concerte zu den Protesten gegen die Fürstin? Immerhin wird das Event dadurch weniger glamourös erscheinen. Unternehmensinhaber Reinhard Söll betont auf AZ-Anfrage, dass das "fürstliche Haus" Thurn und Taxis "nicht Veranstalter der Schlossfestspiele" sei und es sich bei den fragwürdigen Aussagen "um persönliche Meinungsäußerungen von Gloria von Thurn und Taxis" handle. Dazu Stellung beziehen, wollte Reinhard Söll in der AZ jedoch nicht.

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis an der Seite von Veranstalter Reinhard Söll bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen 2022.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis an der Seite von Veranstalter Reinhard Söll bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen 2022. © BrauerPhotos / S.Brauer

Jonas Höschl hingegen äußert im Gespräch mit der AZ einen klaren Wunsch, der an den Veranstalter gerichtet ist: "Ich würde mir wünschen, dass der Veranstalter einsieht, dass es sich nicht lohnt, mit Gloria von Thurn und Taxis als Schirmherrin zu schmücken. Eine rechte Agitatorin als Werbegesicht hat keinen positiven Effekt für seine Veranstaltung. Solange die Schlossfestspiele so sehr mit Gloria von Thurn und Taxis verbunden sind, wird es Reibung um ihre rechtspolitische Positionierung geben. Wenn sich der Veranstalter diesen Tatsachen stellen würde, müsste er einsehen, dass er zumindest auf Gloria von Thurn und Taxis als Schirmherrin verzichten, oder vielleicht sogar den Veranstaltungsort wechseln sollte." Ob das in naher Zukunft in Erfüllung gehen wird, bleibt abzuwarten.

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49 Kommentare
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  • Bayern69 am 15.07.2023 12:32 Uhr / Bewertung:

    Man mag nicht immer einer Meinung mit Gloria sein, auch muss man sie nicht mögen. Sie ist aber eine von ganz wenigen, die noch den Mund aufmacht und ihr Herz auf der Zunge trägt. Gäbe es nur mehr von diesen Menschen in Deutschland, die Klartext reden und nicht mit dem Zeitgeist verheiratet sind. Menschen, die sich dem Zeitgeist beugen, haben ihr Gehirn längst ausgeschaltet und lieben das betreute Denken. Gloria hat den gan großen Vorteil, von niemanden wirtschaftlich abhängig zu sein und somit nach niemandes Mund reden zu müssen.

  • Der Münchner am 15.07.2023 10:58 Uhr / Bewertung:

    Ich trink weiter meinen Negga und iss mein Zigeunerschnitzel und wohn im Hotel Drei Mohren.
    Meine Enkel spielen mit mir auch noch den Schwarzen Mann und laufen nach wievor davon!
    Wähl nicht die AfD und bin davon überzeugt, das kein Schwarzer oder Roma über meine Wortwahl aufregt oder sich beleidigt fühlt.
    Also, Leben und Leben lassen, auch die liebe Gloria!

  • Herr Gamsbichler am 15.07.2023 12:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Münchner

    Gratuliere Ihnen zu diesem wohltuenden Kommentar!

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