Nach Meghans Vorwurf bei Oprah Winfrey: Entfacht die Rassismus-Debatte erneut?
"Wir sind keine rassistische Familie", sagte Prinz William kurz nach der Ausstrahlung des Skandal-Interviews von Herzogin Meghan und Prinz Harry, das die abtrünnigen Royals US-Talk-Legende Oprah Winfrey gegeben haben. Die Auswirkungen des TV-Auftritts samt schweren Vorwürfen sind riesig – und längst ist das Ausmaß des Schadens nicht überschaubar.
Skandal-Interview bei Oprah Winfrey: Meghan kritisiert Gespräch über Archies Hautfarbe
Es sei hinter den dicken Palastmauern darum gegangen, "wie dunkel seine (Archie, Anm. d. R.) Haut sein könnte, wenn er geboren wird", sagte Mutter Meghan Markle im Frühjahr 2021 bei Winfrey. Die Herzogin legte nahe, dass ihm womöglich wegen solcher rassistischen Gedankenspiele der Prinzentitel verwehrt bliebe. Doch das stimmt nicht. Archie stand der Titel damals gar nicht zu!
Nach den von König Georg V. im Dezember 1917 eingeführten Protokollen haben die Kinder und Enkelkinder eines britischen Herrschers automatisch Anspruch auf den Titel Prinz oder Prinzessin. Als Archie und Lilibet geboren wurden, waren sie allerdings nur die Urenkelkinder der Queen. Erst seit Donnerstag sind sie aber Enkel und Enkelin des Monarchen.
Im Nachhinein nahmen Meghan und Harry die Queen aus der Schusslinie. Sie sei auf keinen Fall der "Racist Royal", den sie bis heute namentlich nicht konkret benennen wollten. Vater Charles bekam von seinem Sohn keinen solchen Freifahrtschein. Auch Herzogin Camilla und Prinzessin Anne nicht.
Andrew Morton: Kein Hinweis auf Rassismus im Königshaus
Der weltweit bekannteste Royal-Biograf Andrew Morton, der sich seit vier Jahrzehnten mit dem Haus Windsor beschäftigt, hat sich jetzt im "Stern" zum Rassismus-Vorwurf geäußert. "Es deutet nichts darauf hin, es gibt keinen Beweis, nicht einmal einen konkreten Hinweis."
Zudem wirft er Moderatorin Oprah Winfrey vor, die Anschuldigungen im Gespräch mit Herzogin Meghan nicht hinterfragt zu haben. "Ich finde, es war ein Versäumnis Oprahs, nicht nachgefragt zu haben. Jeder, der die Königin persönlich kannte, sagt ganz klar, dass für sie Hautfarbe nie eine Rolle gespielt habe. Aus einem ganz einfachen Grund: als Oberhaupt des Commonwealth war es schlichtweg ihre Pflicht, über den Ethnien und Klassen zu stehen."
Klar ist, Diskriminierung war im Königshaus bis in die 1960er-Jahre verbreitet: Nicht-weiße Migranten oder Ausländer durften nicht im Palast arbeiten. Zudem gibt es aktuell im Netz viel Kritik für die weltweit riesigen und emotionalen Reaktionen auf den Tod der Queen. Elizabeth II. sei ein Symbol des Kolonialismus, so der Vorwurf. Noch immer sei die Kolonialzeit von Großbritannien nicht aufgearbeitet. Vom Einmarsch der Briten samt Besetzung war besonders die indigene Bevölkerung in der Karibik betroffen, aber auch mehrere afrikanische Länder und Australien. Daraus folgte ein Zeitalter der Versklavung, für das die Briten verantwortlich waren. Queen Elizabeth II. hat diese Taten jedoch nie öffentlich kritisiert.
König Charles: Anstrengende Regentschaft liegt vor ihm
Auf König Charles sieht Andrew Morton große Aufgaben zukommen. Er sieht das Königreich mitsamt dem Commonwealth Of Nations vor großen Umbrüchen: "Es ist klar, dass Königin Elisabeths Tod nun Debatten auslösen wird." Auch bezüglich Diskriminierung und Rassismus.
Und weiter sagt Morton: "In Australien, in Kanada und in einigen der karibischen Länder wird diskutiert werden, ob Charles Staatsoberhaupt bleiben sollte, oder ob sie ihr eigenes haben wollen."
Dabei konstatiert der 69-jährige Journalist dem neuen König Charles III. großes Geschick. "Er wirkte auf mich sehr souverän. Überhaupt ist alles, was er seitdem getan hat, vorbildlich. Auch, dass er Meghan und Harry die Hand ausgestreckt hat."