Ungewisse Zukunft: Darum wird es schwer für König Charles

Noch begegnen die Menschen im Vereinten Königreich Charles mit Wohlwollen. Doch das muss nicht so bleiben. Welche Auswirkungen hat der Tod der Queen?
Susanne Ebner |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Charles III. sitzt in der Westminster Hall in London, wo beide Kammern des Parlaments zusammenkommen, um ihr Beileid auszudrücken. Dass er so beliebt wird, wie es seine Mutter war, gilt als unwahrscheinlich.
Charles III. sitzt in der Westminster Hall in London, wo beide Kammern des Parlaments zusammenkommen, um ihr Beileid auszudrücken. Dass er so beliebt wird, wie es seine Mutter war, gilt als unwahrscheinlich. © dpa

Wo immer sich König Charles III. dieser Tage zeigt, er wird wohlwollend und warmherzig empfangen. Auch am Montag versammelten sich Tausende Menschen entlang den Straßen im schottischen Edinburgh, um ihn auf seinem Weg zum Gedenkgottesdienst zu Ehren der verstorbenen Queen zu begrüßen.

Das Vereinigte Königreich ist geschwächt 

Zu viel hineininterpretieren sollte man in diese Bilder jedoch nicht, sagen Experten. Denn die Unterstützung vieler Briten galt dem Charakter und der Beständigkeit von Königin Elizabeth II., nicht aber unbedingt ihrem Nachfolger.

Zudem ist das Vereinigte Königreich geschwächt. In Schottland, Wales und Nordirland gibt es starke Bestrebungen, sich von England und der Monarchie zu lösen.

Wird es möglicherweise nur noch in England die Monarchie geben?

"Es besteht kein Zweifel daran, dass sie (Königin Elizabeth II.; d. Red.) ein wesentlicher Bestandteil des Kitts, des Zements war, der die Nation zusammengehalten hat, und dieser ist nun weg", beurteilt Adam Tomkins, Professor für öffentliches Recht an der Universität Glasgow, die Lage. Und: Es sei überhaupt nicht selbstverständlich, dass dieser Kleber ersetzt werde. Er beurteilt dies als einen "Moment der Schwäche, des Risikos und möglicherweise des Wandels für das Vereinigte Königreich."

Wachsende Unabhängigkeitsbewegung 

Bei der Frage nach der Unabhängigkeit der Landesteile "gehe es um Gefühle und Empfindungen, und der Tod des Monarchen wirkt sich darauf aus". Laut einer Umfrage der Denkfabrik "British Future" waren im Mai dieses Jahres immerhin etwas mehr als ein Drittel der Schotten der Meinung, dass das Ableben der Queen ein guter Zeitpunkt wäre, um unabhängig zu werden und überdies die Monarchie hinter sich zu lassen. Und diese Analyse trifft keineswegs nur auf Schottland zu. Auch in Wales gebe es eine wachsende Unabhängigkeitsbewegung basierend auf einer ausgeprägten walisischen Identität, sagt Craig Prescott, Experte für Monarchie an der Universität Bangor.

Während Königin Elizabeth in der Lage war, die Menschen während ihrer langen Amtszeit für sich zu gewinnen, wird es Charles III. schwerer haben, bestätigt Marion Loeffler, Historikerin an der Cardiff University. Die Verbindung der Queen zu Wales sei solide gewesen. "Sie hatte Jahrzehnte, um sich einen Namen zu machen. König Charles ist bereits ein älterer Mann."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

In Nordirland, wohin King Charles III. heute reisen wird, wird man ihm ohne Zweifel ebenfalls positiv gestimmt begegnen. Denn er hatte im Rahmen seiner Rede an die Nation am Freitag die richtigen Worte gefunden. Außerdem betonte er, dass er das Amt im Sinne seiner Mutter weiterführen wolle.

Große Herausforderung für König Charles III.

Für König Charles, so sind sich Experten einig, wird es jedoch eine große Herausforderung sein, in einer Zeit, in der das Land immer mehr zur Unabhängigkeit tendiert, weiterhin für Kontinuität zu sorgen. Doch nicht nur durch das Vereinigte Königreich, auch durch das Commonwealth, dem 56 Staaten angehören, von denen 15 den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt haben, weht ein neuer Wind.

Wissenschaftliche Debatten über die Geschichte verändern die Einstellung. Immer mehr dieser Länder werden sich dem Einfluss von Imperialismus und Sklaverei bewusst. Während das Königshaus den Wandel im eigenen Land wenigstens teilweise erkannt hatte, wurde er im Commonwealth bis in jüngster Vergangenheit im Buckingham-Palast laut Experten unterschätzt.

Probleme kamen schon auf William und Kate zu

Einen Vorgeschmack auf die Probleme der Zukunft erhielten Prinz William und seine Frau Kate während ihrer Karibikreise im März. Damals sagte das Paar nicht nur den Besuch einer Kakaoplantage in Belize wegen Protesten ab; auch die Bilder, die während des Trips entstanden, waren umstritten. Da war die Szene, in der schwarze Kinder dem weißen Paar ihre Hände entgegenstrecken - durch einen Zaun. Selbst britische Medien, die sonst eher selten Kritik am Königshaus üben, bezeichneten die Fotos als bedenklich, weil sie an die Kolonialzeit erinnern.

Der Umstand, dass Barbados im November vergangenen Jahres entschieden hat, eine Republik zu werden, ist ein Zeichen dafür, dass der Veränderungsdruck riesig ist. Möchte Charles III. das Commonwealth zusammenhalten, muss er diese Länder in ihren Sorgen und Belangen ernst nehmen, sagen Beobachter.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.