Interview

Margot und Günter Steinberg: Gastro-Duo spricht über seine Krisen

Margot (73) und Günter Steinberg (83) im großen AZ-Interview: Wie alles begann, welche Krisen sie bewältigt haben, warum Sohn Ricky als Wirt ausgestiegen ist – und sie trotzdem zufrieden sind.
Daniela Schwan |
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Das Wirte-Paar Margot und Günter Steinberg im Almstüberl im Hofbräukeller am Wiener Platz.
Das Wirte-Paar Margot und Günter Steinberg im Almstüberl im Hofbräukeller am Wiener Platz. © imago/Bernd Lindenthaler

Das fesche Münchner Wirte-Ehepaar Margot (73) und Günter Steinberg (83) zwischen Charity, Society, Wiesn und Jesus. Ihre Erfolgsgeschichte. Wie sie über den Glauben (wieder) zueinander fanden. Und warum Sohn Ricky aus dem elterlichen Betrieb ausgestiegen ist.

Servus, Frau Steinberg, hallo Herr Steinberg! Einmal Wirt, immer Wirt?
GÜNTER STEINBERG: Wirt bin ich ja erst seit gut einem halben Jahrhundert! Als Quereinsteiger musste mich bei meiner Hochzeit vor fast 53 Jahren entscheiden, ob ich weiter im Betrieb meines Vaters Fotoapparate verkaufe oder bei den Wienerwald-Weltbetrieben mitarbeite, die Margot und ihr Vater Friedrich Jahn sehr erfolgreich führten. Ich habe mich für die Hendl entschieden und mit 31 nochmals ganz unten angefangen. 1980 wurde mir das HB-Zelt auf der Wiesn angeboten.

Hofbräukeller am Wiener Platz als Eintrittskarte auf die Wiesn

Eine große Herausforderung.
Mein Schwiegervater war erst dagegen, ich hab mich durchgesetzt. Und vor 27 Jahren wurde uns dann der Hofbräukeller am Wiener Platz aufs Auge gedrückt; er war das Sorgenkind der Brauerei, es hieß, wir bekämen künftig das Wiesnzelt nur, wenn wir die Wirtschaft übernehmen, die keiner haben will. So haben wir sie in eine Münchner Institution verwandelt.
Margot Steinberg: Das ist die Kurzfassung unserer beruflichen Erfolgsgeschichte! Bis unsere Kinder zur Welt kamen, habe ich wahnsinnig viel gearbeitet, mein Vater hat mir früh große Verantwortung übertragen, ich habe schon mit 20 das Drehrestaurant im Olympiaturm geleitet, später war ich europaweit unterwegs.

Margot dachte über Trennung nach

Und dann kamen die Kinder.
Nachdem die Kinder auf der Welt waren, wollte ich mich um sie kümmern und nur noch von München aus agieren. Der Wienerwald war inzwischen explodiert, New York, Tokyo, Helsinki, Günter kaum mehr zu Hause, zusätzlich hatten wir noch viele Society-Verpflichtungen, zur Wiesn waren wir eingespannt, haben kaum mehr miteinander gesprochen, hatten uns auch nichts zu sagen. Ich dachte über Trennung nach.

Der Wienerwald-Gründer als Hahn im Korb: Friedrich Jahn mit Tochter Margot und Enkelin Silja 1997 auf der Wiesn.
Der Wienerwald-Gründer als Hahn im Korb: Friedrich Jahn mit Tochter Margot und Enkelin Silja 1997 auf der Wiesn. © AZ-Archiv

Privat ein steiniger Weg für die Steinbergs also. Und dann?
Günter Steinberg: Unsere Ehe war total auf der Strecke geblieben, wir lebten in zwei Welten. Margot ging zu Wahrsagerinnen und probierte alles Mögliche aus. Dann entdeckte sie den Glauben und nahm mich zu einer Veranstaltung der IVCG, der Internationalen Vereinigung der Christlichen Geschäftsleute. Dort blühte sie total auf. Ich wollte mitmachen, mein altes Leben aber nicht aufgeben. Da hielt sie mir die Pistole auf die Brust: "Entweder du lässt dich ganz darauf ein, oder ich lass mich scheiden!" Heute sage ich: Jesus hat unsere Ehe gekittet. Die Bibel ist die Gebrauchsanweisung des Lebens.
Margot Steinberg: Wir haben dann ein christliches Eheseminar besucht, ich dachte mir: Wenn der Günter jetzt wieder abspringt, dann war es das! Ich hatte meinen Weg gefunden, habe entdeckt, dass Jesus mir nahe ist, ich mit ihm kommunizieren kann. Auch Günter ist inzwischen ein anderer Mensch geworden, wir haben uns nochmals ein Eheversprechen gegeben, lesen täglich in der Bibel, besuchen sonntags die Gospelkirche, sprechen über alles und sind eng wie nie.

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Eigentlich haben Sie sich ja zurückgezogen aus den aktiven Geschäften und 2014 den Hofbräukeller und das Wiesn-Zelt offiziell an Ihre Kinder Silja (51) und Ricky (52) übergeben…
Margot Steinberg (lacht): Günter kann schwer loslassen, bei uns wird Teamwork groß geschrieben, wir sind täglich noch ein paar Stunden im Geschäft, helfen bei Veranstaltungen, wie beim Dreikönigstreffen der Münchner SPD mit 350 Gästen um OB Dieter Reiter.
Günter Steinberg: Gäste begrüßen, von Tisch zu Tisch gehen, das hat mir immer Spaß gemacht. Silja ist ja die offizielle Wirtin, sie fragt mich um Rat, wir telefonieren mehrmals am Tag. Zum Glück wird man als Selbstständiger nicht in Ruhestand geschickt. Ich bin dankbar, dass ich gebraucht werde!

Familienbetrieb mit Herz und Seele

Und wie ging es los?
Erstmal sind beide Kinder eingestiegen, Silja gleich nach der Schule, machte eine Lehre zur Hotelfachfrau, hat ein Jahr lang einen Wienerwald geleitet. Ricky hat nach dem Abitur eine Banklehre gemacht, dann Informatik und BWL studiert, in den Semesterferien bei BMW oder bei RTL reingeschnuppert, kurzum: Er wusste nicht so recht, was er machen will. Ich sagte immer: "Macht, was euch Freude macht, wenn ihr keinen Spaß habt, habt ihr auch keinen Erfolg!" Silja wusste sofort, was ihr Weg war.

1978: Günter und Margot Steinberg bei einem "Western-Abend" in einem ihrer Wienerwald-Lokale.
1978: Günter und Margot Steinberg bei einem "Western-Abend" in einem ihrer Wienerwald-Lokale. © imago/Werek

Und Ricky?
Ricky hat sich dann auch für unseren Betrieb entschieden, sie waren ein Superteam und haben sich toll ergänzt.

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Stiftungsarbeit und Familienkrisen

Und was ist dann passiert?
Günter Steinberg: Dann hat er sich von seiner Frau, mit der er drei Kinder hat, scheiden lassen und seine neue Freundin recht schnell geheiratet. Vor einem halben Jahr verkündete er, dass er erstmal eine Auszeit brauche. Was er machen will, wissen wir nicht, wir haben im Moment bewusst wenig Kontakt. Aber es gibt immer ein Zurück für ihn - das weiß er auch.
Margot Steinberg: Wir halten uns raus und mischen uns nicht ein. Langweilig wird es bei uns eh nicht, wir engagieren uns ja auch sozial, vor elf Jahren haben wir eine Stiftung gegründet, 's Münchner Herz, die uns sehr am Herzen liegt.

Erzählen Sie bitte noch kurz von Ihrem Kennenlernen 1969 bei der Narrhalla. Wie war das?
Günter Steinberg: Ich war drei Jahre vor Margots Inthronisation Faschingsprinz, dann im Elferrat der Narrhalla, so habe ich sie kennengelernt. Sie hat mir gleich gefallen.
Margot Steinberg: Ich fand Günter interessant, er hat sich unentbehrlich gemacht, mich beraten und mir Tipps gegeben. Wir blieben in Kontakt. Ich konnte aber nie mit ihm ausgehen, mein Vater hatte mir die Geschäfte in Holland, Belgien, Italien und in Paris übertragen. Dort besuchte mich Günter. Das war recht lustig, zumal er dachte, wir würden gemeinsam Paris entdecken. Ich sagte ihm, dass ich arbeiten müsse. Da packte er einfach mit an - und ich wusste, das mit uns passt! Ich sage heute: Wir waren immer füreinander bestimmt - haben halt in schlechten Zeiten nicht gleich das Handtuch geworfen.

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