Künstler-Protest gegen Fürstin Gloria – Haus Thurn und Taxis wehrt sich: "Sehr traurig"
Mit ihren verbalen Aussetzern hat sich der Ruf von Gloria von Thurn und Taxis in den vergangenen 40 Jahren stark gewandelt. Wurde sie in den 80er Jahren noch als schillernde Jet-Set-Figur gesehen, gilt sie heute eher als Verfechterin erzkonservativer Ansichten und hat sich im politischen Spektrum eindeutig auf der rechten Seite positioniert. Trotz ihrer fragwürdigen Ansichten zur queeren Community, Flüchtlingspolitik und dem Klimawandel repräsentiert sie noch immer die Thurn und Taxis Schlossfestspiele im Schloss St. Emmeram – doch einige Künstler leisten nun Widerstand gegen die Fürstin aus Regensburg.
Protest gegen Schlossfestspiele: 2023 klebte sich Aktivistin an die Bühne
Von 12. bis 21. Juli werden 2024 wieder die Schlossfestspiele in Regensburg gefeiert. "Jedes Jahr im Juli strömen über 30.000 Besucher ins Schloss und machen es zu einem glanzvollen und lebendigen Kulturort", schreibt das Haus Thurn und Taxis auf der eigenen Website. Doch ganz so glanzvoll ist es bereits seit vergangenem Jahr nicht mehr, denn es wird vermehrt Kritik an Fürstin Gloria laut. 2023 wurde die Eröffnung von 300 Demonstranten begleitet, bei der Premieren-Aufführung klebte sich sogar eine Aktivistin an der Bühne fest. Wird es heuer wieder zu solchen Szenen kommen?
"Politische Agenda der Schirmherrin": Künstler fordern Boykott wegen Fürstin Gloria
Im Netz formiert sich nun knapp zwei Monate vor Start der Schlossfestspiele Thurn und Taxis Protest gegen Fürstin Gloria – mehrere Künstler fordern in einem offenen Brief dazu auf, dem Event fernzubleiben. Mit dabei sind unter anderem die bayerischen Hip-Hopper von "Dicht & Ergreifend", der Maler Vincent Pollak und Musikerin "Die Nowak".
"Zum 20. Jubiläum der Thurn und Taxis Schlossfestspiele möchten wir unsere Kritik an der Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis, dem 'Star der Rechtspopulisten', mit Nachdruck erneuern", schreibt Initiator Jonas Höschl. "Lassen Sie es nicht zu, dass Kunst und Musik für die politische Propaganda der Schirmherrin missbraucht werden." Die AZ hat mit ihm über die Hintergründe der Aktion gesprochen.
Initiator spricht in der AZ über Gloria von Thurn und Taxis: "Verbindungen in die rechte Szene"
Dass Gloria von Thurn und Taxis dem rechten Milieu nahesteht, ist kein Geheimnis. Im Juli 2023 etwa hat auf Schloss St. Emmeram ein Treffen der Werteunion mit Hans-Georg Maßen, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, stattgefunden. Die Fürstin soll dabei die Eröffnungsrede gehalten haben. Warum ist die 64-Jährige noch immer die Schirmherrin der Schlossfestspiele? "Der Veranstalter 'Odeon Concerte' der Thurn und Taxis Schlossfestspiele hat sich in der Vergangenheit immer wieder darauf berufen, dass Gloria von Thurn und Taxis nicht Veranstalterin der Festspiele sei und das es sich bei den umstrittenen Äußerungen um ihre private Meinung handelt, die nichts mit der Veranstaltung zu tun hätte", sagt Jonas Höschl zur AZ.
Bei Veranstaltungen mit Bezug zu den Thurn und Taxis Schlossfestspielen würde Gloria dem Regensburger Konzeptkünstler und Fotograf zufolge "vor allem durch ihre politische Agenda und ihre Kontakte zu rechten Akteuren" auffallen. Warum sie noch immer die Schlossfestspiele repräsentiert, sei für Jonas Höschl nicht nachvollziehbar. "Warum der Veranstalter trotzdem an Gloria von Thurn und Taxis festhält, die sich nicht nur durch ihr radikales politisches Weltbild und ihre Verbindungen in die rechte Szene ins Abseits stellt, sondern auch in ihrer Funktion als Schirmherrin schlicht unprofessionell verhält, bleibt sein Geheimnis."
Was erwarten sich die Künstler vom offenen Brief gegen Fürstin Gloria? Jonas Höschl hofft, "dass die Arbeit der letzten Jahre von zahlreichen Einzelpersonen, antifaschistischen Organisationen, feministischen Gruppen und Gewerkschaften endlich Früchte trägt und die politische Agenda von Gloria von Thurn und Taxis als die Gefahr wahrgenommen wird, die sie darstellt". Einer Person wie der Schirmherrin müsse man "bei jedem Auftritt und jedem Griff zum Mikrofon entschieden und deutlich widersprechen".
Andrea Berg und Monika Gruber: Das fordern Protestler von Schlossfestspiele-Künstler
Trotz der öffentlichen Kritik treten auch heuer wieder prominente Künstler, wie Andrea Berg, "Kool & The Gang", Zuccero und Monika Gruber bei den Schlossfestspielen Thurn und Taxis auf. Jonas Höschl macht seinen Kollegen, die im Sommer in Regensburg auf der Bühne stehen wollen, eine deutliche Ansage: "Ich würde ihnen empfehlen, ihren Auftritt bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen 2024 nochmals zu überdenken. Solange sich der Veranstalter nicht von seiner Schirmherrin trennen kann, wird ihr künstlerischer Beitrag ohnehin nur zur Nebenrolle verkommen. Die Hauptdarstellerin ist und bleibt die umstrittene Gloria von Thurn und Taxis und ihre gefährlichen politischen Thesen."
Protest in Regensburg: Fürstin Gloria meldet sich in der AZ zu Wort
Was sagt das Haus Thurn und Taxis zu den Vorwürfen und dem Protest gegen Fürstin Gloria? "Die Proteste sind Ausdruck unserer Demokratie. Wenn Menschen allerdings gegen Kulturereignisse protestieren, die vielen Menschen Freude bereiten, ist dies sehr traurig", heißt es auf AZ-Anfrage.
Attacke von Fürstin Gloria: "Spiegelt nicht nicht Realität wider"
Fürstin Gloria wehrt sich in der AZ gegen die angeblich falschen Behauptungen, denn schließlich sei sie eine diverse Gastgeberin, meint die 64-Jährige. "Die Gründe, warum protestiert wird, fußen auf einem Vorurteil, welches die Realität der Fürstin nicht im Entferntesten widerspiegelt. Die vielen Bilder, die in den letzten Jahren aufgenommen wurden, zeigen einen sehr diversen Freundes- und Gästekreis. Diese Menschen hätten den weiten Weg nach Regensburg nie angetreten, wenn sie mit der Fürstin nicht persönlich befreundet wären. Diese Freundschaften wären nie entstanden, wenn die Fürstin die Persönlichkeit wäre, die hier von den Protestierenden gezeichnet wird."
Schlossfestspiele in Regensburg ohne Fürstin Gloria?
Angeblich sei noch nicht klar, ob Fürstin Gloria tatsächlich selbst bei den Schlossfestspielen in der Oberpfalz dabei sein wird. Ihre Sekretärin lässt der AZ ausrichten: "Ob sie diesen Sommer in Regensburg weilt, steht noch nicht fest."
Dass die 64-Jährige freiwillig als Schirmherrin der Schlossfestspiele zurücktreten wird, dürfte ausgeschlossen sein. Doch eines ist sicher: Der Protest wird auch 2024 nicht verstummen.
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