Nach Antisemitismus-Vorwürfen: SWR entbindet Moderatorin Helen Fares von ihrem "MixTalk"-Job

Die SWR-Moderatorin Helen Fares ruft im Netz zum Boykott israelischer Produkte auf – und erntet eine Welle der Empörung. Wie reagiert der Sender?
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Die Journalistin und Aktivistin Helen Fares sorgt mit ihren Social-Media-Posts für heftige Kontroversen.
Die Journalistin und Aktivistin Helen Fares sorgt mit ihren Social-Media-Posts für heftige Kontroversen. © IMAGO/Frederic Kern

Die Journalistin und Aktivistin Helen Fares gehörte zum Moderatorenteam der Diskussions-Sendung "MixTalk" im Südwestrundfunk (SWR) – bis jetzt. Denn der öffentlich-rechtliche Sender teilte nun mit, dass die 29-Jährige nicht mehr am digitalen Format mitwirken wird. Der Grund: Fares hatte die journalistische Pflicht zur Neutralität verletzt.

Wie die "Bild" berichtet, rief SWR-Journalistin in einem selbst gedrehten Instagram-Video zum Boykott israelischer Produkte auf – und machte sogar Werbung für eine App, mithilfe derer man entsprechende Produkte im Supermarkt erkennen könne. Internet-Nutzer fühlten sich durch den Boykott-Aufruf an die Nazi-Parole "Kauft nicht bei Juden" erinnert.

Helen Fares (re.) zählte zusammen mit Katharina Röben und Robin Blase zum "MixTalk"-Moderatorenteam beim SWR.
Helen Fares (re.) zählte zusammen mit Katharina Röben und Robin Blase zum "MixTalk"-Moderatorenteam beim SWR. © SWR - Südwestrundfunk

Antisemitismus beim SWR? Moderatorin Helen Fares kauft keine israelischen Produkte mehr

So wies Helen Fares – in den Sozialen Netzwerken unter dem Usernamen "Ms Baklava" unterwegs – in ihrem Instagram-Video darauf hin, wegen der Verbindung des Unternehmens zu Israel keine Produkte mehr von "Danone" zu kaufen. Der Lebensmittelriese wurde von einer jüdischen Familie gegründet, der Sohn des Gründers flüchtete 1941 vor den anrückenden Nazis aus Paris in die USA. In anderen Videos warf Fares der israelischen Regierung "faschistische" Methoden und die Förderung von "Apartheid" vor. 

Mit ihrem Boykott-Aufruf verursachte die SWR-Moderatorin eine Welle der Empörung. So sagte etwa Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, gegenüber "Bild": "Mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag halte ich so eine antisemitische Boykotthaltung für nicht vereinbar." 

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SWR zieht Konsequenzen: Helen Fares verliert Job nach Antisemitismus-Vorwürfen

Der SWR versucht derweil, zu beschwichtigen. Der Post von Helen Fares sei nicht im Kontext ihrer Beschäftigung beim Sender entstanden und als Journalistin dürfe sie selbstverständlich eine eigene Meinung haben. Als Moderatorin des Debattenformats "MixTalk" habe sie jedoch die Pflicht zur Neutralität, um die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung zu wahren. Diese Neutralitätspflicht habe Fares vermissen lassen, teilte der SWR in einem Statement mit. Und auch ihren Job bei der Sendung "MixTalk" ist die Moderatorin los, wie der Sender erklärt: "Der SWR hat sie von ihren Moderationsaufgaben entbunden, nachdem sie wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat."

"Nicht die erste verbale Entgleisung": SWR nach Fares' Äußerungen in der Kritik 

Einigen Politikern geht das jedoch nicht weit genug – sie stellen die politische Unabhängigkeit des SWR generell in Frage. CDU-Bundesvorstand Christian Baldauf unterstellte gegenüber "Bild" dem SWR, dass Fares' Äußerungen "nicht die erste verbale Entgleisung" beim Sender gewesen sei. Das Leitbild des SWR müsse daher überprüft und überarbeitet werden. Dazu müsse dieses Leitbild für alle Mitarbeiter verpflichtenden Charakter haben.

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4 Kommentare
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  • Der Münchner am 09.04.2024 17:16 Uhr / Bewertung:

    Objektive Berichterstattung in den deutschen Medien!
    Ist das was Neues oder ein Aprilscherz?

  • .x.x. am 09.04.2024 15:35 Uhr / Bewertung:

    Neutralitätspflicht im ÖRR. Ist denn schon wieder der 1. April? Bei Berichten über eine gewisse Partei, bzw. den Dialog mit deren Politikern vermisse ich seit Jahren diese Neutralität.

  • Radl Rainer am 09.04.2024 12:10 Uhr / Bewertung:

    Schnell und richtig gehandelt vom SWR. Immerhin.

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