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Weiter Angriffe in der Ukraine - Scholz denkt an Raketenschutzschild

Mehr als einen Monat nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine lassen die Angriffe auf ukrainische Städte nicht nach. Zugleich meldet das Land militärische Erfolge. In Deutschland wird über eine flächendeckende Raketenabwehr nachgedacht.
AZ/dpa |
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Ein ukrainischer Soldat blickt im Dorf Lukjaniwk, in der Region Kiew aus einem Panzer.
Ein ukrainischer Soldat blickt im Dorf Lukjaniwk, in der Region Kiew aus einem Panzer. © Uncredited/AP/dpa

Kiew - Das russische Militär hat seine Luftangriffe gegen ukrainische Städte fortgesetzt, während sich ein neues Treffen der Unterhändler beider Länder abzeichnet.

Deutschland erwägt laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Aufbau eines Raketenabwehrsystems für das gesamte Land. US-Präsident Joe Biden stellte klar, dass er bei seiner Kritik an Kremlchef Wladimir Putin in Warschau nicht zu einem Machtwechsel in Russland aufgerufen habe.

Charkiw: Ein Mitglied einer Spezialeinheit der ukrainischen Polizei während eine nächtlichen Patrouille.
Charkiw: Ein Mitglied einer Spezialeinheit der ukrainischen Polizei während eine nächtlichen Patrouille. © Felipe Dana/AP/dpa

Nach ukrainischen Medienberichten wurden in der Nacht zum Montag unter anderem die Hauptstadt Kiew sowie Luzk, Riwne und Charkiw von mehreren schweren Explosionen erschüttert.

Sind russische Truppen aus mehreren ukrainischen Ortschaften verdrängt worden? 

Russische Truppen wollen ukrainischen Angaben zufolge weiterhin Verteidigungslinien im Umkreis von Kiew durchbrechen. Im Nordwesten und im Osten wehre die ukrainische Armee Versuche russischer Soldaten ab, die Kontrolle über wichtige Straßen und Siedlungen zu übernehmen.

Ukrainische Truppen sind nach eigener Darstellung zu erfolgreichen Gegenangriffen in der Umgebung der Stadt Charkiw im Osten des Landes übergegangen. Dabei seien russische Truppen aus mehreren Ortschaften verdrängt worden, sagte der regionale Militärchef Oleg Synegubow auf Telegram. Der ukrainische Generalstab berichtete auch von Kämpfen in anderen Landesteilen - darunter in den Regionen Mykolajiw und Saporischschja. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ukraine: Mehr als 140 Kinder seit Kriegsbeginn getötet

Neue persönliche Friedensverhandlungen zwischen zwei Delegationen aus der Ukraine und aus Russland könnten Angaben des Kreml zufolge am Dienstag in Istanbul beginnen. "Heute werden sie wahrscheinlich nicht dort fortgesetzt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

Ein beschädigter Panzer steht nach Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Truppen in Lukjanivka, Region Kiew.
Ein beschädigter Panzer steht nach Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Truppen in Lukjanivka, Region Kiew. © Uncredited/AP/dpa

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind in der Ukraine nach Angaben aus Kiew mindestens 143 Kinder getötet und 216 verletzt worden. Das teilte die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, am Montag auf Telegram mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die genaue Zahl der getöteten und verletzten Kinder könne wegen der andauernden Angriffe des russischen Militärs nicht ermittelt werden.

Kiew: Russland bringt neue Raketen nach Belarus

Zur Vorbereitung neuer Raketenangriffe auf die Ukraine werden russische Abschussrampen in Belarus nach Erkenntnissen der ukrainischen Militäraufklärung mit frischen Projektilen versorgt. Die Raketen seien für Einheiten mit dem "Iskander"-Waffensystem gedacht, hieß es. Städte in der Ukraine wurden am Wochenende wiederholt von russischen Raketen getroffen.

Kiew: Eine ukrainische Polizistin wird von ihren Gefühlen überwältigt, nachdem sie Menschen getröstet hat, die aus der Kiewer Vorstadt Irpin evakuiert wurden.
Kiew: Eine ukrainische Polizistin wird von ihren Gefühlen überwältigt, nachdem sie Menschen getröstet hat, die aus der Kiewer Vorstadt Irpin evakuiert wurden. © Vadim Ghirda/AP/dpa

Das "Iskander"-System (Nato-Code SS-26 Stone) ist eine mobile Abschussbasis, die sowohl ballistische Kurzstreckenraketen als auch Marschflugkörper abfeuern kann.

Scholz: Erwägen Raketenschutzschild für Deutschland

Bundeskanzler Scholz erwägt die Errichtung eines Raketenschutzschilds für ganz Deutschland nach israelischem Vorbild. «Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten, aus gutem Grund», sagte der SPD-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung "Anne Will" auf die Frage, ob ein Schutzschirm gegen Raketenangriffe wie in Israel über das Land gespannt werden soll.

"Wir müssen uns alle darauf vorbereiten, dass wir einen Nachbarn haben, der gegenwärtig bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine Interessen durchzusetzen. Deswegen müssen wir uns gemeinsam so stark machen, dass das unterbleibt."

Biden: Habe keinen Machtwechsel in Moskau gefordert

US-Präsident Joe Biden dementierte, dass er bei seiner Rede in Warschau den Sturz des russischen Präsidenten gefordert habe. Eine Reporterin fragte Biden am Sonntagabend: "Herr Präsident, wollen Sie, dass Putin (von seinem Amt) entfernt wird? Herr Präsident, haben Sie einen Regimewechsel gefordert?" Biden antwortete: "Nein." Biden hatte Putin am Samstagabend einen "Diktator" genannt und gesagt: "Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben."

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Selenskyj: Keine Absage an Nato-Mitgliedschaft vor russischem Abzug

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte in einem Interview mit russischen Journalisten einen Abzug russischer Truppen von ukrainischem Territorium. Erst dann könne es Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, die wiederum Grundlage für den von Moskau geforderten Nato-Verzicht der Ukraine seien. Selenskyj bekräftigte, dass über einen möglichen neutralen Status der Ukraine letztendlich nur die ukrainischen Bürger per Referendum entscheiden könnten.

Bundesländer: Benutzung von russischem "Z"-Symbol kann strafbar sein

Mehrere Bundesländer kündigten strafrechtliche Konsequenzen bei der öffentlichen Verwendung des russischen "Z"-Symbols an. Der lateinische Buchstabe wird von Befürwortern des Kriegs in der Ukraine genutzt. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte dem "Tagesspiegel": "Wird der Kontext zum Krieg hergestellt mit der Verwendung des weißen Z's, wie es auf den russischen Militärfahrzeugen zu sehen ist, dann bedeutet das natürlich die Befürwortung des Angriffskrieges. Das wäre strafbar, da schreiten wir auch sofort ein."

Ukraine: Keine großen Brände mehr in Zone um Tschernobyl

In der Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl sind ukrainischen Angaben zufolge keine größeren Brände mehr festgestellt worden. Satellitenaufnahmen stellten derzeit keine derartigen Wärmequellen fest, teilte der Zivilschutz mit. Vergangene Woche war unter Verweis auf europäische Satellitendaten von mehreren großen Feuern in dem weitgehend von russischen Truppen kontrollierten Gebiet die Rede. Auslöser der Feuer sei Beschuss gewesen.

Ifo: Ukraine-Krieg lässt Stimmung deutscher Exporteure abstürzen

Die Stimmung unter deutschen Exporteuren ist laut einer Umfrage des Ifo-Instituts infolge des Ukraine-Kriegs eingebrochen. Der vom Ifo-Institut ermittelte Index für die Exporterwartungen stürzte von 17,0 Punkten im Februar auf minus 2,3 Punkte im März ab, wie das Forschungsinstitut mitteilte. Einen stärkeren Einbruch gab es bisher nur zu Beginn der Corona-Krise im April 2020.

Heineken verlässt Russland endgültig

Der niederländische Bierbrauer Heineken wird sich vollständig aus Russland zurückziehen. Unter heutigen Umständen sei es nicht länger möglich, in dem Land aktiv zu sein, teilte das Unternehmen in Amsterdam mit. Heineken hatte zuvor bereits beschlossen, kein Bier mehr nach Russland zu exportieren. Der Konzern produzierte dort aber noch in mehreren Brauereien lokale Biere.

London: Russland blockiert ukrainische Schwarzmeerküste

Russland hält aus Sicht der britischen Regierung weiterhin seine Blockade der ukrainischen Schwarzmeerküste aufrecht und isoliert die Ukraine damit effektiv vom internationalen Seehandel. Zudem gebe es weiter sporadische Raketenangriffe der russischen Seestreitkräfte, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen in der Nacht zum Montag. Die Zerstörung des russischen Landungsschiffs "Saratow" im Hafen von Berdjansk dürfte die russische Marine indes wohl zögern lassen, künftig Einsätze in nächster Nähe der ukrainischen Küste durchzuführen.

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  • Der wahre tscharlie am 29.03.2022 16:12 Uhr / Bewertung:

    Dass unsere Bundeswehr schlecht ausgerüstet ist, ist ja bekannt. Auch wurden in der Vergangenheit Abermillionen von Euros für Sachen ausgegeben, deren Erfolg eher gegen Null war.
    Man denke nur an die ca. 500 Millionen unter de Maiziere für eine Huschrauber, der nicht kam. Unter v.d.Leyen wurden dreistellige Beträge für Beraterfirmen ausgegeben.

    Und jetzt soll es sogar 100 Milliarden für die BW geben? Für die Ausrüstung ja.
    Aber wozu einen Schutzschirm? Fangen wir wieder da an, wo wir schon mal waren? An der gegenseitigen Aufrüstung? Denn wenn wir uns hochrüsten, werden sich auch unsere "Feinde" hochrüsten. Die Aktien der Rüstungsfirmen haben sich jetzt schon mehr als verdoppelt.

  • sunny1 am 28.03.2022 16:03 Uhr / Bewertung:

    Das Verhalten der Bundesregierung gegenüber der Ukraine empfinde ich als peinlich, empathielos und geschichtsvergessen. Dass sogar der ukrainische Präsident das Verhalten Deutschlands öffentlich kritisieren muss, sagt alles. Russland ist ein Verbrecherstaat der mit deutschem Geld in die Lage versetzt wurde andere Länder militärisch zu terrorisieren. Nun die Verantwortung für den Massenmord an ukrainischen Zivilisten und Kindern abzulehnen ist schlicht zum Kotzen. Anstatt Raketen an die Ukraine zu liefern überlegen wir ein Raketenabwehrsystem für uns zu kaufen ist an Empathielosigkeit nicht mehr zu übertreffen. Weshalb nicht alle Russen aus Deutschland ausgewiesen werden und deren Vermögen eingezogen wird bleibt mir unverständlich und kann für mich nur mir der Vernetzung von einflussreichen Ossis mit den verbrecherischen Russen in der "DDR" erklärt werden... Eine Schande dass wir als Staat nach WW2 erneut uns als moralisch indifferent geoutet haben. Zum Kotzen!!!!

  • katzenurin am 28.03.2022 15:37 Uhr / Bewertung:

    Wir müssen schnellstens wieder zurück zu den WK 3 Planungen der 60er Jahre. Raketenschild, Kampfflugzeuge, Panzer, etc müssen sofort beschafft werden. Auch über einen antirussischen Schutzwall sollte nachgedacht werden. Autarkie und Bewaffnung bis an die Zähne sind jetzt angesagt.

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