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Wahl-Reform - echt fair?

Der Stellvertretende AZ-Chefredakteur Thomas Müller über die Wahlrechtsreform.
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Ihre umstrittene Wahlrechtsreform hat die Ampel jetzt also durchgepeitscht. Die Notwendigkeit einer Reform des aufgeblähten Bundestages ist dabei gar nicht strittig. Dass sie aber "fair und verfassungsgemäß" ist, wie die Ampel betont, ist zweifelhaft. Weil es eben nicht so ist, wie propagiert, dass alle Parteien Einschränkungen gleichermaßen hinnehmen müssen. Die Reform richtet sich de facto gegen zwei Parteien - die CSU und die Linke. Echt fair?

Streichung der Grundmandatsklausel - mit politischer Kultur hat das nichts zu tun 

Die Grundmandatsklausel, die vor allem die regional verankerten Strömungen im Bund berücksichtigt (seit 70 Jahren die CSU in Bayern, seit 30 Jahren Linke im Osten) - ohne Not gestrichen. Mit politischer Kultur hat das gar nichts mehr zu tun.

Dass künftig gleichzeitig gewählte Direktkandidaten nicht mehr sicher sein können, in den Bundestag einzuziehen, weil dieses Votum und diese Stimmen komplett unter den Tisch fallen können, dürfte zudem die Grenze der Verfassungsmäßigkeit locker überschritten haben. Söder hat schon Verfassungsklage angekündigt - die Chancen stehen sehr gut in Karlsruhe.

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CSU läuft Gefahr künftig an Fünf-Prozent-Klausel zu scheitern 

Klar ist auch, für die CSU geht es in dieser Frage um ihre Existenz. Die Gefahr, ohne quasi Direktmandat-Garantie künftig an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern zu können, ist virulent. Und, als letzter Ausweg, zum Landesverband der CDU zu mutieren, nutzte dieser Partei, zu deren DNA ihre traditionelle Eigenständigkeit gehört, ohnehin nichts.

Es steht viel auf dem Spiel.

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4 Kommentare
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  • Glitzerkugel am 18.03.2023 18:21 Uhr / Bewertung:

    Die CSU ist obsolet, als Landesverband der CDU aber vorstellbar.

  • Der wahre tscharlie am 18.03.2023 16:39 Uhr / Bewertung:

    Es ist schon richtig, dass wir eine Wahl Reform brauchen.
    Aber dieses momentane System ist auch sehr komplex, deshalb hat sie auch keine vergangene Regierung ernsthaft angegangen.
    Die Streichung der Grundmandatsklausel finde ich auch fragwürdig.
    Aber der Wähler will eine Änderung, wie eine Telefonumfrage von 80% bestädigt. Andererseit von einem Anschlag auf die Demokratie zu sprechen, ist auch fragwürdig. Natürlich will jede Patrei soviel Macht und Einfluß wie möglich behalten. Und 70 Jahre CSU kann man auch nicht so vom Tisch wischen.
    Deshalb glaube ich, da ist noch nicht das letzte Wort geredet. Mal schauen......

  • Wolff am 20.03.2023 10:04 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Laut Grundgesetz "wirken die Parteine bei der politischen Willensbildung mit". Von einem Monopol ist da keine Rede. Was wäre denn nach dieser Reform z. B. mit parteilosen Direktkandidaten? Wer keine Liste hat, kann ja wohl kaum die 5%-Hürde überspringen? Ich halte das Rumkürzen an Direktmandaten für falsch.

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