SPD-"Legenden" Renate Schmidt, Christian Ude und Franz Maget warnen vor der AfD

Die früheren SPD-Größen Renate Schmidt, Christian Ude und Franz Maget warnen vor der bayerischen Landtagswahl einer Wiederholung der Geschichte.
Ralf Müller |
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Sie hofft, dass die Bundesregierung wieder in die richtigen Gänge kommt "und sich nicht weiter streitet": Renate Schmidt.
Sie hofft, dass die Bundesregierung wieder in die richtigen Gänge kommt "und sich nicht weiter streitet": Renate Schmidt. © dpa

Das war noch nie da: Ehemals führende SPD-Landes- und Kommunalpolitiker greifen in den bayerischen Landtagswahlkampf ein – aber nicht, um ihren Nachfolgern den Kopf zu waschen.

In einem von der ehemaligen Landesvorsitzenden und Bundesministerin Renate Schmidt und dem Münchener Alt-Oberbürgermeister Christian Ude initiierten "Aufruf" warnen die "SPD-Legenden" davor, "die schlimmsten Fehler der deutschen Geschichte sehenden Auges zu wiederholen".

"Das darf nicht sein": Ehemalige SPD-Größen um Christian Ude warnen vor der AfD

Unter den Unterzeichnern sind bisher ehemalige Bürgermeister und Oberbürgermeister aus München, Nürnberg, Aschaffenburg, Memmingen und Coburg. Weitere werden folgen, sagte Schmidt.

Sie und der ehemalige Münchener OB Ude hätten den Aufruf vor allem gestartet, weil eine "rechtsextreme rassistische Partei" in allen Umfragen in Bayern und im Bund mit der Sozialdemokratie als ältester demokratischer Partei Deutschlands auf Augenhöhe liege, sagte Ude: "Das darf nicht sein".

Von 30 auf 10 Prozent: Die SPD sackte in Bayern mehr und mehr ab

In Bayern könnte die AfD bei der Landtagswahl in genau drei Monaten erneut stärker werden als die SPD. Das war bereits vor fünf Jahren der Fall (SPD: 9,7 Prozent; AfD: 10,2 Prozent). "Wir sind überzeugt, dass es (dem Spitzenkandidaten, d. Red.) Florian von Brunn und seinem Team noch gelingen kann, an Stärke noch sehr zuzulegen", betonen die SPD-Urgesteine.

Ihr sei es gelungen, 1994 gegenüber den damaligen Umfragen noch fünf Prozent in drei Monaten zuzulegen, erinnerte Renate Schmidt. Als Spitzenkandidatin errang sie für ihre Partei damals 30 Prozent. Der ehemalige SPD-Fraktionschef Franz Maget erreichte in dieser Rolle 2003 19,6 Prozent und Ude als Spitzenmann beim Wahlgang 2013 20,6 Prozent. 2018 sackte die SPD in Bayern auf 9,7 Prozent ab.

SPD-"Legenden": In der Ampel sei "alles etwas schwieriger"

Die SPD-Pensionäre gestanden ein, dass die Berliner Ampel-Koalition derzeit keine allzu gute Figur mache. Sie hoffe, dass die Bundesregierung erst einmal wieder in die richtigen Gänge komme "und sich nicht weiter streitet", sagte die ehemalige Bundesfamilienministerin Schmidt.

Es müsse stärker ins Bewusstsein gebracht werden, dass keine Bundesregierung bisher so schwere Probleme bewältigen musste wie die Ampel, sagte Ude. In ganz Europa finde man derzeit keine Regierung, die man als "großartig" bezeichnen könne. Außerdem sei in einem Drei-Parteien-Bündnis "alles etwas schwieriger".

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In etlichen europäischen Ländern, in denen die Sozialdemokraten verdrängt wurden, seien über kurz oder lang rechtspopulistische Regierungen ins Amt gekommen oder drohe dies, warnte Maget und nannte als Beispiele Frankreich, Italien, Schweden und Finnland.

Diese Entwicklung habe 2000 in Österreich begonnen, als der damalige ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel den FPÖ-"Nazi" Jörg Haider ins Regierungsboot geholt habe. Bei allen unterschiedlichen Auffassungen in politischen Details müsse man jetzt "zum Wesentlichen" kommen, sagte Ude.

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  • Bongo am 10.07.2023 17:39 Uhr / Bewertung:

    Die Kunden (in diesem Fall die Wähler) muß man dadurch überzeugen, daß man besser ist, als die anderen Mitbewerber. Schimpfen auf die Konkurrenz, (in diesem Fall auf andere Parteien) überzeugt die Kunden nicht, im Gegenteil, kommt eher negativ rüber. Das habe ich in meinem langen Berufsleben gelernt.

  • Bongo am 09.07.2023 08:50 Uhr / Bewertung:

    Wen wollen die SPD-Größen mit ihrer Warnung erreichen? Die Wähler? Besser wäre es, ihre Nachfolger zu warnen, endlich in Berlin eine vernünftige Politik für und nicht gegen große Teile der Bürger zu machen. Die Bayern-SPD muß das nämlich bei der LTW ausbaden.

  • Der wahre tscharlie am 08.07.2023 18:11 Uhr / Bewertung:

    Ein vollkommen berechtigter Aufruf.
    Da wird eine in Teilen rechtsextreme Partei gewählt, weil man mit der momentanen Regierung unzufrieden ist. Haben diese 12 %, ich meine damit jene, die sowieso verloren sind, und besonders die restlichen Prozente, die sie nur aus Protest wählen, wirklich nichts aus unserer Geschichte gelernt?

    Letztens sagte ein Professor in einem "FAKT"-Bericht, das die, die jahrelang gg. Flüchtlinge, Migranten und Andersdenkende gehetzt haben, davon ablassen werden, sollte der Fall eintreten, dass die AfD stärkste Partei werden? Mitnichten. Die werden ihren Worten Taten folgen lassen.
    Das sollte man sich immer vor Augen halten.

    Man muß sich nur in der Welt umschauen, wo Diktaturen an die Macht gekommen sind. Die haben allle ihre Worte in Taten umgesetzt.

    Mit Speck fängt man Mäuse, heißt es. Und die "Kümmerer-Partei" fängt so ihre Wähler. Ihr langfristiges Ziel ist aber ein anderes. Diese Wähler geben ihr die Legitimation dafür.

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