Ermittlungen zu NSU-Wohnmobil werfen Fragen auf
Erfurt - Aktuell kann die Thüringer Polizei nicht mit Sicherheit sagen, wie die Ermittlungen in Eisenach zur Brandursache im Wohnmobil abliefen, in dem am 4. November 2011 die Leichen der NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden worden waren. "Der Einsatz eines Brandursachenermittlers lässt sich anhand der Aktenlage nicht nachvollziehen", heißt es in einem Schreiben der Landespolizeidirektion an das Thüringer Innenministerium, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Auch nach Rücksprache mit der für Eisenach zuständigen Landespolizeiinspektion Gotha sei "der Einsatz eines Brandursachenermittlers im eigentlichen Sinne nicht mehr nachvollziehbar". Im Thüringer Landeskriminalamt "liegen keine weiterführenden Informationen zum Einsatz eines Brandursachenermittlers vor". Der Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss wird nach Angaben seiner Vorsitzenden Dorothea Marx (SPD) Ende August wieder tagen. "Die Frage der Brandursachenermittlung hat sich uns schon gestellt, insofern werden wir das weiter verfolgen", sagte Marx der dpa. Ob das aber schon bei dieser Sitzung des Gremiums im öffentlichen Teil geschehen werde, sei derzeit noch offen.
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Bislang seien Zeugen geladen, die nichts mit den Brandermittlungen zu tun hätten, schilderte Marx. So sollen Sanitäter gehört werden, die an dem Einsatz in Eisenach beteiligt gewesen seien, und die Leiterin der Gerichtsmedizin, in der die Leichen von Mundlos und Böhnhardt obduziert wurden. Auch Mitarbeiter des Abschleppunternehmens, von dem das Wohnmobil aus einem Gebiet am Eisenacher Stadtrand in eine Halle gebracht wurde, sollen gehört werden. Aus dem Schreiben der Landespolizeidirektion an das Innenministerium geht hervor, dass die Thüringer Polizei derzeit "vermutet, dass die Ermittlungen zur Brandursache im Rahmen der kriminaltechnischen Tatortarbeit geleistet worden sind". Wie dies ohne ausgebildeten Brandursachenermittler geschehen sein soll, steht nicht in dem Schreiben. Es findet sich aber der Hinweis, dass einen Tag nach Auffliegen der Terrorzelle ein Polizist des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg gemeinsam mit Thüringer Beamten "weitere Maßnahmen der Spurensicherung am Wohnmobil" vornahm. Aus Ausschuss-Kreisen hieß es, möglicherweise habe es sich bei dem Mann aus Baden-Württemberg um einen Brandursachenermittler gehandelt. Nachprüfen lässt sich das gegenwärtig aber nicht, da sein Name ausweislich des Schreibens der Landespolizeidirektion bisher nicht bekannt ist. Möglicherweise, heißt es in dem Brief, gebe es aber in den Akten des Bundeskriminalamtes weitere Hinweise, wie die Brandursachenermittlung am 4. November 2011 und in den folgenden Tagen gelaufen sei.
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Ein Bezug zu Baden-Württemberg bestand, weil Ermittler in dem Wohnmobil die Dienstwaffen der 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin Michele Kiesewetter und ihres lebensgefährlich verletzten Kollegen fanden. Der Anschlag auf beide wird dem NSU zur Last gelegt. Mundlos und Böhnhardt sollen gemeinsam mit ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Zschäpe insgesamt zehn Morde in Deutschland verübt haben. Zschäpe steht in München vor Gericht. Die drei waren in Jena aufgewachsen und 1998 in den Untergrund gegangen. Nach einem missglückten Banküberfall wurden Mundlos und Böhnhardt dann tot in dem ausgebrannten Wohnwagen gefunden. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte Mundlos erst Böhnhardt erschossen und danach sich selbst.