Deutschlandtag der Jungen Union: Die Suche nach Frieden
Genau 317 Delegierte zählt der Deutschlandtag der Jungen Union, es kommen noch ein paar Hundert Gäste dazu, und wie so oft bei solchen Gelegenheiten wird viel über den geredet, der nicht dabei ist. CSU-Chef Markus Söder hat seine Zusage zur Teilnahme an der dreitägigen, bis Sonntag dauernden Veranstaltung im westfälischen Münster zurückgezogen.
Die Junge Union (JU), allen voran ihr Vorsitzender Tilman Kuban, zeigte sich zum Auftakt am Freitagabend wenig amüsiert. "Wir bedauern es sehr, dass Markus Söder sich dazu entschieden hat, nicht zur Jungen Union zu kommen", sagte der JU-Chef und fügte an, dass man gerne mit beiden Parteivorsitzenden gesprochen hätte.
Söder sagt ab, Laschet kommt
Es sei hingegen CDU-Chef Armin Laschet "hoch anzurechnen", dass er sein Erscheinen zugesagt habe, lobte Kuban. "Ich hätte mir das Gleiche von Markus Söder auch gewünscht", ergänzte er und sein Wunsch war nachvollziehbar.
Denn Söders Absage bot erneut viel Spielraum für Spekulationen und überschattete die eigentliche Aufgabe, der sich CDU und CSU nach dem Willen ihrer Mitglieder zu stellen haben: die Union wieder auf Vordermann zu bringen.
Neuanfang und Wahlanalyse
"Wir werden dafür sorgen, dass der Neuanfang von diesem Wochenende ausgeht", sagte Kuban bei einer Pressekonferenz am Freitagabend, die dem Deutschlandtag, eine Art Parteitag der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU, vorgeschaltet war. Es gibt aber auch den Blick nach hinten. Eine Wahlanalyse, die im Vorstand "heiß diskutiert" wurde, wie Kuban erklärte, deckt Fehler auf, die während des Wahlkampfs gemacht wurden.
Die politischen Inhalte der Union etwa zogen bei den unter 36-Jährigen kaum. Sie wählten mehrheitlich Grüne und FDP. "Schockierend" nannte Kuban eine andere Zahl: Für die Befragten kam nicht nur Laschet, sondern gar keiner der Kanzlerkandidaten wirklich in Frage. Damit das in Zukunft bei der Union anders ist, soll es nach JU-Willen eine Mitgliederbefragung geben.
Junge Union mehrheitlich keine Fans von Armin Laschet
Der Deutschlandtag schlägt mal mehr, mal weniger hohe Wellen. Was immer gleich ist: Es wird ein offenes Wort gepflegt. Diesmal ist das Medieninteresse groß, unter anderem wegen Laschets Auftritt am Samstag. Es ist kein Geheimnis, dass die JU mehrheitlich nicht zu seinen Fans gehört - viele hätten lieber Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten gesehen, viele lasten vor allem Laschet die Wahlniederlage an.
Merz war am späten Freitagabend als Redner eingeplant (nach Redaktionsschluss, d. Red.), ein direktes Aufeinandertreffen mit Laschet, der am Samstag spricht, sollte vermieden werden. Vermutlich hatte Söder genau das auch im Sinn, als er seine Teilnahme absagte.
Treffen von Laschet und Söder würde für Unruhe sorgen
Wenn überhaupt jemals wieder Ruhe in die Union kommen soll, das wissen hier alle, sind unmittelbar aufeinander folgende Auftritte der beiden Parteivorsitzenden, wie es ursprünglich geplant war, keine gute Wahl. Beifall für Söder, vereinzelte Buhrufe für Laschet? Die Bilder aus Münster hätten womöglich wenig Frieden vermittelt.
In der Union muss sich vor allem die CDU jetzt sortieren, der Weg ist lang. Es gilt, den inneren Frieden wieder herzustellen und das Verhältnis zur CSU zu sortieren. JU-Chef Kuban will deshalb einen "Unionsrat" installieren, in dem Vertreterinnen und Vertreter beider Parteien aus Bund und Ländern zusammenkommen und die Parteiarbeit koordinieren. Neuen Zusammenhalt soll das bringen, hofft Kuban.
Gesprächsbedarf gäbe es genug, wie sich zu Beginn des Deutschlandtages bereits andeutete.
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