Markus Söder: Ein Hauch von Götterdämmerung
Viele meinen, es sei die Strategie von CSU-Chef Markus Söder, nach der erwartbaren Niederlage von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet wie ein Phönix aus der Asche zu steigen und vier Jahre später den Durchmarsch zum ersten CSU-Bundeskanzler zu schaffen. Doch im Augenblick sieht es so aus, als könnte da doch einiges dazwischen kommen. Während in der Schwesterpartei kein Stein auf dem anderen bleibt, hat auch die Begeisterung für Alleinherrscher Söder in der CSU nachgelassen.
Ein kleines Indiz dafür war das nicht ganz so strahlende Ergebnis bei der Wiederwahl Söders als Parteichef auf dem vergangenen CSU-Parteitag , ein etwas größeres die Vorgänge auf der jüngsten Landesversammlung der Jungen Union in Deggendorf. So ganz spurlos geht eben auch an Söder das schlechteste Bundestagswahlergebnis der CSU seit 1949 nicht vorbei.
Letzte Wahlen als Tiefpunkte in der CSU-Geschichte
Was sich in der CSU noch sehr verhalten anbahnt, ist allerdings nichts Neues in der Parteigeschichte. Immer wenn sich CSU-Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt in einer Person vereinigten, versammelten sich erst einmal alle hinter dem starken Mann. So war es bei Edmund Stoiber, bei Horst Seehofer und jetzt bei Söder. Doch die Begeisterung lässt nach, sobald die Kette der Erfolge zu reißen scheint.
Im Falle von Markus Söder war diese Erfolgskette eigentlich noch gar nicht geknüpft. Seine in Umfragen gemessene Popularität hat sich bislang noch nie in Wahlergebnissen niedergeschlagen. Vielmehr markieren die letzte Landtagswahl und erst recht die Bundestagswahl Tiefpunkte in der Geschichte der ehemaligen "50 Prozent plus X"-Partei.
Nun fällt manchem auf, dass es mit dem Teamgedanken doch nicht so weit her ist. Es kommt zu Formulierungen wie: "Ich finde, dass eine starke Beteiligung der Basis an allen inhaltlichen und personellen Entscheidungen wünschenswert und wichtig ist, gerade in der aktuellen Situation."
Söder wird kritischer betrachtet werden
Diese Worte stammen vom Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, und waren auf die Schwesterpartei gemünzt. Wirklich nur auf die CDU? Von der Jungen Union der CSU war dieser Tage Ähnliches zu hören und in diesem Fall war ganz ohne Zweifel die eigene Partei gemeint. Der Machterhaltungsverein CSU ist nämlich nach wie vor alles andere als eine basisdemokratische Veranstaltung. Erst wenn Zweifel am Erfolg des Kurses aufkommen, mehren sich die Stimmen nach Mitsprache. Genau in dieser Phase befindet sich die CSU: kein Aufstand, aber ein Hauch von Götterdämmerung.
Dramatisch ist die Lage für Söder freilich noch lange nicht. Er besitzt den Vorteil der Lernfähigkeit und kann sich immer wieder neu erfinden. Aber er wird von seiner eigenen Parteibasis in Zukunft wohl etwas kritischer beobachtet werden als bislang.