Deutschland folgt nicht britischem Beispiel

Deutschland wird sich vorerst nicht der umstrittenen Reisewarnung des britischen Außenministeriums für Tunesien anschließen.
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Britische Touristen bei der Abreise im Flughafen von Sousse.
dpa Britische Touristen bei der Abreise im Flughafen von Sousse.

London/Berlin - "Zur Zeit gibt es keine Reisewarnung, aber sehr ernstzunehmende Reise- und Sicherheitshinweise, die insbesondere den Hinweis enthalten, sich aktuell informiert zu halten", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Nach seiner Schätzung machen derzeit "eine hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl" an deutschen Touristen in Tunesien Urlaub.

"Von unseren Leute vor Ort haben wir keine Informationen über eine veränderte Sicherheitslage", sagte ein Sprecher von Thomas Cook Deutschland. Man stehe aber in ständigem Kontakt zum Auswärtigen Amt. Mit dem Reisekonzern Tui sind nach Angaben des Unternehmens derzeit rund 1000 Urlauber aus Deutschland in Tunesien unterwegs. "Solange es keine einheitliche europäische Regelung gibt, müssen wir uns an der Einschätzung des Auswärtigen Amtes jedes einzelnen Landes orientieren", sagte ein Tui-Sprecher.

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Großbritannien hatte tags zuvor eine Reisewarnung ausgesprochen. Rund 3000 Briten in Tunesien wurden zur Ausreise aufgefordert. Ein weiterer terroristischer Anschlag gegen Briten sei "hochwahrscheinlich", sagte Außenminister Philip Hammond.

Britische Reiseveranstalter wollten am Freitagabend damit beginnen, die Touristen nach Hause zu fliegen. Geplante Urlauberflüge nach Tunesien wurden gestrichen. Vor zwei Wochen waren bei einem islamistisch motivierten Terroranschlag nahe der Touristenhochburg Sousse 38 Menschen getötet worden, darunter 30 Briten.

In der tunesischen Provinz Gafsa wurden am Freitag bei Zusammenstößen von Sicherheitskräften und Extremisten fünf Menschen erschossen, wie das tunesische Innenministerium mitteilte. Nach Informationen des Radiosenders Mosaique FM handelt es sich bei den Opfern um Extremisten.

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Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis hat die Polizei seit März rund 8000 Operationen gegen Extremisten gestartet. 15 000 junge Tunesier seien an der Ausreise gehindert worden, weil sie verdächtigt wurden, sich an bewaffneten Konflikten beteiligen zu wollen.

Tunesiens Botschafter in Großbritannien, Nabil Ammar, verurteilte die Reisewarnung. "Das ist das, was Terroristen wollen", sagte er der BBC am Freitag. Hotels müssten schließen, Menschen würden arbeitslos. "Hoffnungslosigkeit ist eine Quelle von Terrorismus", sagte der Diplomat. 

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Das Auswärtige Amt in Berlin hat bislang keine generelle Reisewarnung für Tunesien herausgegeben, rät aber von Reisen in bestimmte Landesteile ab. Dazu gehört beispielsweise die Gebirgsregion nahe der algerischen Grenze. Im Westen des Landes sei jenseits der Hauptverkehrsrouten generell besondere Vorsicht anzuraten, heißt es. Das Auswärtige Amt rät auch von Touren oder organisierten Fahrten in den Süden und insbesondere die Wüstenregionen ab, wegen des bestehenden Risikos von Entführungen.

"Wir als Reiseveranstalter würden uns wünschen, dass es innerhalb der EU eine einheitliche Einschätzung der Sachlage und eine intensivere Kommunikation zwischen den Geheimdiensten und Behörden geben würde", sagte der Thomas-Cook-Sprecher.

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