Bündnis fordert mehr Konsequenz bei der Erbschaftssteuer: Reiche Erben sollen mehr zahlen

Wem ein großes Vermögen hinterlassen wird, den schont oft die Steuer. Dem Staat entgehen Milliarden an Erbschaftssteuer, beklagt ein Bündnis.
Martina Scheffler
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In Milbertshofen steht sie noch bis Montag: Die Erbschaftsteueruhr zeigt an, wie viel Geld dem Staat seit der Reform der Steuer im Jahr 2009 durch die Lappen gegangen ist.
In Milbertshofen steht sie noch bis Montag: Die Erbschaftsteueruhr zeigt an, wie viel Geld dem Staat seit der Reform der Steuer im Jahr 2009 durch die Lappen gegangen ist. © Martina Scheffler

München - Die Uhr läuft. Zwischenzeitlich steht sie bei gut 76,7 Milliarden Euro. Was sie anzeigt? Wie viel Geld dem Staat durch Nichtbesteuerung hoher Vermögen und großer Unternehmen im Falle einer Erbschaft entgeht, so erläutert es Simone Reperger von der Friedrich-Ebert-Stiftung am Donnerstag in München - und zwar seit der Reform 2009.

Es geht um eine faire Erbschaftsteuer, und mit der drei Meter hohen Erbschaftsteueruhr, die erstmals in Bayern auf ihrer Deutschlandtour Station macht, soll verdeutlicht werden, welche Dimensionen die Frage hat.

"Pro Sekunde 160 Euro" an Erbschaftssteuer verliert der Staat

"Pro Sekunde 160 Euro" verliere der Staat, sagt Reperger, fünf Milliarden Euro im Jahr. Damit hätte man auch Krankenhäuser finanzieren können. In Deutschland, sagt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, sei das Vermögen ungleicher verteilt als etwa in Großbritannien, Frankreich, Österreich oder Japan.

Das wohlhabendste eine Prozent der deutschen Bevölkerung verfüge über ein Drittel des Nettovermögens, während die ärmere Hälfte gar kein nennenswertes Vermögen besitze.

Erbschaftssteuer: "Eine der größten Subventionen, die wir haben"

Das Problem: Wer bei großen ererbten Vermögen darlegen könne, dass er die Erbschaftsteuer nicht zahlen kann, der zahle auch nicht, erläutert Philippa Sigl-Glöckner, Direktorin des Thinktanks Dezernat Zukunft.

Bei ganz großen Schenkungen würden fast keine Steuern gezahlt: "Eine der größten Subventionen, die wir haben." Eine gerechtere Erbschaftsteuer solle aber nicht Investitionen bremsen, sondern etwa stärker bei der Auszahlung von Dividenden greifen, die ein ererbtes Unternehmen erwirtschaftet.

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Nur zehn Milliarden Euro Erbschaftssteuer pro Jahr: "Nicht mehr hinnehmbar"

Untersuchungen zufolge werde bis 2027 jährlich eine Summe bis 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt, sagt Stiedl. Aber im Jahr 2021 seien nur zehn Milliarden Euro Erbschaftsteuer gezahlt worden. Die Lage sei "aus Sicht der Gewerkschaften nicht mehr hinnehmbar" angesichts des Investitionsbedarfs in Pflege, Bildung, Sicherheit, Infrastruktur.

Der Vorsitzende der Bayern-SPD Florian von Brunn bekennt, große Vermögen würden nicht angemessen besteuert. Koalitionszwänge machten aber nur eine Politik der kleinen Schritte möglich: "Es ist nicht die SPD, die der Bremsklotz ist."

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22 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 02.07.2023 21:34 Uhr / Bewertung:

    In Österreich und Schweiz gibts keine Erbschaftssteuer, trotzdem nagen diese Länder nicht am Hungertuch. Und immer mehr Reiche aus D wandern aus Steuergründen aus. Recht haben sie.

  • Der wahre tscharlie am 04.07.2023 14:32 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Dein erster Satz entspricht nicht den Fakten!!!! Fakt Österreich. Es wird zwar keine Erbschaftsteuer im Wortsinn erhoben, ABER, Zitat: " Bei Grundstücksvererbungen und -schenkungen fällt jedoch eine Grunderwerbsteuer an, weshalb insofern auch in Österreich in der Öffentlichkeit noch von „Erbschaftssteuer“ gesprochen wird." Fakt Schweiz: "Eine Erbschaftssteuer wird in der Schweiz in allen Kantonen – ausser den Kantonen Schwyz und Obwalden – erhoben. Mit Ausnahme des Kantons Luzern wird zusätzlich auch eine weitgehend gleichlaufende Schenkungssteuer erhoben. Die kantonalen Regelungen für Erbschafts- und Schenkungssteuer sind sehr unterschiedlich." Deine Aussagen sind also faktisch falsch.

  • Kohlestrom Kolumbien am 02.07.2023 21:31 Uhr / Bewertung:

    Wenn Erben die Steuer nicht bezahlen können, werden die Häuser an Investoren verkauft. Die Mieter landen auf der Straße, hatten wir hier schon mal. Dann schreien Schulze, Habenschaden und Hartmann wieder nach der CSU, um es zu richten obwohl die Grünen selber in Berlin den Mist verzapft haben. Schließendlich wählen die betrogen, enttäuschten und wohnungslosen Bürger radikal. Die Grünen zünden den Teufelskreis selber an.

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