Zu-Haus-Gefühl? Das peinliche Image-Video von Heidenau

Wegen der rechten Krawalle ist Heidenau in aller Munde. Ausgerechnet jetzt wird ein Imagevideo ausgegraben, das die Stadt als familien- und gastfreundliches Heimatparadies darstellt.
von  Markus Giese
Zwei Bilder von Heidenau. Polizisten kämpfen gegen rechtsradikale Randalierer. In einem Imagevideo wirbt die Stadt für ihre Hilfsbereitschaft und ihr "Zu-Haus-Gefühl".
Zwei Bilder von Heidenau. Polizisten kämpfen gegen rechtsradikale Randalierer. In einem Imagevideo wirbt die Stadt für ihre Hilfsbereitschaft und ihr "Zu-Haus-Gefühl". © dpa/AZ-Screenshot

Die sächsische 16.000-Einwohner-Stadt Heidenau steht derzeit wie keine andere als Symbol für den beängstigenden Menschenhass und die Fremdenfeindlichkeit, die Flüchtlingen vielerorts in Deutschland entgegenschlägt.

Dabei sollte es in der beschaulichen, an der Müglitz-Mündung gelegenen „Elbstadt“ doch ganz anders laufen. Das will uns zumindest dieses vor drei Jahren produzierte Imagevideo der Stadt vermitteln.

"Na Komm tritt ein, du bist willkomm', setz dich zu uns, krieg das zu Haus Gefühl Dort wo der Mensch im Zentrum steht', man ehrlich wissen will, wie's Dir geht", heißt es in dem Refrain des Schlager-Pop-Songs.

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Ohne Worte: Heidenau und das Schweigen der Angela Merkel

"Mit diesem Lied möchte sich unsere Stadt auch einmal von seiner musikalischen Seite zeigen und genau darüber singen, was unsere Stadt so besonders macht!", steht unter dem Video auf Youtube.

 

 

Vom Peinlichkeitsgrad, der ja schon so manchem Imagefilmchen zu Popularität verhalf, mal abgesehen: Die blühende Märchenwelt, die die fröhlichen Kinderchöre, Rollstuhlfahrer, Omas und picknickenden Familien da besingen, gibt es derzeit nicht. Vor allem nicht für die Flüchtlinge, die hinter Gitterzäunen abgeschirmt in einem leerstehenden Baumarkt vegetieren.

Seit mittlerweile drei Nächten marschieren Neonazis vor der notdürftig umgebauten Flüchtlingsunterkunft auf, werfen mit rassistischen Parolen, Böllern und Flaschen um sich, verletzen Polizisten und prügeln sich mit Linksradikalen.

Während Vizekanzler Sigmar Gabriel sich am Montag in Heidenau ein Bild von der Lage macht, geht das Video viral. Und das nicht, weil Heidenau so eine abscheuliche Stadt mit abscheulichen, heuchlerischen Menschen ist, sondern weil Heidenau das Pech hat, die Stadt zu sein, in der die beängstigende Entwicklung, dass Rechte immer ungenierter ihren Hass verbreiten dürfen, ihren bisher krassesten Auswuchs hatte.

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