Sewol: Stündlich neue Tote - "Kapitän-Verhalten wie Mord"

Stündlich bergen die Einsatzkräfte weitere Tote nach dem Untergang der "Sewol". Kapitän, Offiziere und ein Mechaniker sind in Haft. Präsidentin: "Verhalten des Kapitäns kommt Mord gleich"
Seoul – Fünf Tage nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" sind Medienberichten zufolge vier weitere Besatzungsmitglieder festgenommen worden. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete, wurden am Montag drei Offiziere und ein Mechaniker des Schiffs in Polizeigewahrsam genommen.
Am Samstag waren bereits der Kapitän, der Steuermann und die relativ unerfahrene dritte Offizierin festgenommen worden, die zur Zeit des Unglücks das Kommando auf der Brücke hatte. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen Vernachlässigung von Dienstpflichten und Verstoßes gegen das Seerecht erlassen. Wie Yonhap berichtete, müssen die nun Festgenommenen mit ähnlichen Vorwürfen rechnen.
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Die Fähre war am Mittwoch mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken. Die meisten Passagiere waren Schüler auf einem Schulausflug. Bis Montagmorgen wurden 64 Tote geborgen, doch wurden noch 238 Passagiere vermisst.
Am Sonntag veröffentlichte Aufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen der Fähre und der Schifffahrtskontrolle zeigten, dass zur Zeit des Unglücks auf der Brücke Panik und Chaos herrschte.
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat das Verhalten des Kapitäns nach der Havarie mit einem Mord verglichen. Der inhaftierte Kapitän und andere Besatzungsmitglieder hatten zu den Ersten gehört, die sich gerettet hatten. Unter dem Gesichtspunkt des gesunden Menschenverstands sei deren Verhalten unverständlich, sagte Park nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap am Montag bei einem Treffen mit ihren Sekretären in Seoul. „Das kommt einem Mord gleich.“
Stündlich bergen die Einsatzkräfte weitere Leichen aus der "Sewol". Neben Tauchern wurden auch ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge für die Suche in dem Wrack eingesetzt, wie südkoreanische Sender am Montag berichteten. An den beiden vorangegangenen Tagen war es Tauchern erstmals gelungen, ins Innere des Schiffs vorzudringen.
Die Zahl der bestätigen Todesopfer erhöhte sich bis zum Vormittag (Ortszeit) auf 64. Fast 240 der 476 Insassen galten weiterhin als vermisst, die meisten von ihnen Schüler. Die Fähre war am Mittwoch vor der Südwestküste Südkoreas gekentert.