Grausame Tierquälerei: Das grausame Geschäft mit Pelzaccessoires

München - Wer derzeit auf der Suche nach Winter-Kleidung ist, kommt kaum an ihnen vorbei: Jacken, Stiefel, Mäntel und Mützen mit Fellbesatz oder -Bommeln sind absolut angesagt.
Doch Tierschützer schlagen Alarm: Weder die Deklaration „Kunstfaser“ („Acryl“) noch ein niedriger Preis sind Garantien dafür, dass der plüschige Pelz nicht doch von Tieren stammt – die qualvoll dafür gestorben sind.
Rund 85 Prozent aller Felle für die Pelzindustrie kommen aus China. Sie stammen unter anderem von Marderhunden, einer eigentlich wilden Caniden-Art. Im Reich der Mitte werden diese Tiere zu Hunderttausenden gezüchtet, um einmal als Mode-Accessoire zu enden. Sie vegetieren in winzigen Käfigen dahin und werden grausam getötet.
"Es war schrecklich"
Die Methoden reichen von Vergasen, über Elektroschocks bis hin zu Schlägen auf den Hinterkopf. Der Augsburger Journalist und Gründer der „Soko Tierschutz“ Friedrich Mülln hat in Hebei südlich von Peking recherchiert und gefilmt, wie Angestellte einer Zuchtfabrik einen Marderhund mit einem Holzscheit totschlugen. „Es hat mehrere Minuten gedauert, bis das Tier nicht mehr lebte. Es war schrecklich“, sagt er.
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Auf einem Markt sei ihm ein lebender Marderhund für umgerechnet neun Euro angeboten worden, „Tötung und Abziehen inklusive“. Aus dem Fell eines einzigen Tieres ließen sich ein Dutzend Krägen und 20 bis 30 Mützen machen, sagt Mülln. „So billig bekommen Sie keinen ordentlichen Kunstpelz.“
Produkte aus dem Fell von Haushunden oder Katzen sind in Deutschland verboten, Produkte vom Marderhund nicht. Allerdings müssen sie entsprechend gekennzeichnet sein, was häufig nicht der Fall ist. „2015 haben wir in 20 Münchner Geschäften Waren entdeckt, bei denen Marderhund verarbeitet worden war, die aber entweder als ,100 Prozent Acryl’ oder gar nicht deklariert waren“, erzählt Mülln. „Heuer haben wir noch gar nicht richtig angefangen zu suchen und sind bereits fünf Mal fündig geworden.“
Tarnnamen für tierische Produkte
Laut Deutschem Tierschutzbund laufen Marderhund-Produkte auch oft unter „Tarnnamen“ wie Enok, Murmansky oder Tanuki, bei denen Verbraucher nicht unmittelbar auf ein Tier schließen. Weil Waschbären gejagt, nicht gezüchtet werden und ihr Tod das Gewissen deshalb wohl weniger belastet, fänden sich auch Bezeichnungen wie „Asiatischer Waschbär“ oder „Asiatic racoon“.
„Nur der Boykott dieser Produkte führt dazu, dass keine Tiere unter grausamen Bedingungen auf Farmen gehalten oder Tiere in freier Wildbahn nur wegen ihres Felles gefangen und erlegt werden“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Doch viele Konsumenten scheinen vom Leid der Marderhunde nichts zu ahnen – oder sich nicht damit auseinandersetzen zu wollen. „Ich war unlängst in der Münchner Fußgängerzone unterwegs“, sagt „Soko“-Chef Friedrich Mülln, „alle vier Sekunden ist eine Person mit Marderhund-Kragen oder -Bommel an mir vorbeigegangen.“