Frauenarzt macht heimlich 36146 Fotos von Patientinnen

Ein Gynäkologe aus Schifferstadt steht vor Gericht. Der Vorwurf: Er machte von knapp 1500 Patientinnen Aufnahmen, die meist nackte Genitalien zeigen.
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Der Angeklagte Frauenarzt beim Prozessauftakt in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) neben seinem Anwalt Götz Stuckensen
dpa Der Angeklagte Frauenarzt beim Prozessauftakt in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) neben seinem Anwalt Götz Stuckensen

Schifferstadt - „Ich bin gewappnet hingegangen, aber als ich diese Bilder gesehen habe, hat es mir doch die Füße weggezogen.“ Ute Sold ist die Gleichstellungsbeauftragte von Schifferstadt und war selbst Patientin von Frauenarzt Joachim K. (58). Dem Mann, dem ab heute in Frankenthal der Prozess gemacht wird. Der Mediziner hat von seinen Patientinnen 36146 Fotos und 62 Filme geschossen – von den Genitalien oder nackt in der Umkleide. Die Frauen wussten davon nichts.

„Nehmen Sie ’schrecklich’ und tun Sie noch drei Stufen drauf“, so Ute Sold zur AZ. Mehr als 1000 Frauen haben Strafantrag gegen Joachim K. gestellt. Manche von ihnen waren 20 Jahre lang seine Patientinnen. „Da war Gottvertrauen“, sagt Sold. Als Gleichstellungsbeauftragte kümmert sie sich um viele der Opfer und kennt deren Gefühle.

Von Mai 2008 bis August 2011, so die Staatsanwaltschaft, hat Joachim K. heimlich Fotos und Videos von seinen Patientinnen gemacht. Auf den Aufnahmen untersucht er scheinbar die nackten Genitalien. Doch die Bilder dienten wohl seiner sexuellen Erregung. Unter den Betroffenen ist laut „Spiegel online“ ist auch die erwachsene Tochter des Gynäkologen, die ihren Vater aber nicht angezeigt haben soll.

Überall hatte Joachim K. Kameras in seiner Praxis versteckt. Eine soll er in der Sekretschublade unter dem Behandlungsstuhl aufbewahrt haben. Weil er diese dort einmal vergaß und nicht mit in die Wohnung nahm, wurde sie von den Arzthelferinnen entdeckt. Diese hatten bereits ein ungutes Gefühl. Denn Joachim K. untersuchte seine Patientinnen immer allein. Wenige Wochen nachdem die Helferinnen die Kamera Aufnahmen entdeckt hatten, zeigten sie Joachim K. an. Sie mussten erst einmal mit dem Schock klarkommen.

Für die Ermittler begann ein Puzzle. Am Ende konnten sie die Bilder 1484 Patientinnen zuordnen. Diese hatte der Gynäkologe anfangs noch in Kategorien geordnet: Nicht zu alt, gute weibliche Formen, im Intimbereich rasiert. Er gab gegenüber der Polizei zu, täglich fast 50 Bilder von fünf bis zehn Patientinnen gemacht zu haben. Ins Internet gestellt oder weitergegeben hat er die Aufnahmen aber offenbar nicht.

Gutachter sollen jetzt im Prozess klären, ob Joachim K. die Grenze zum sexuellen Missbrauch überschritten hat. Denn dann drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. Wertet das Gericht die Fotos als „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs“, dann wird es maximal ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe. „Ich hoffe, dass die Strafe gerecht sein wird“, sagt Ute Sold. Joachim K. habe sich   als Opfer inszeniert. Er sei suizidgefährdet und seine Arztkarriere sei dahin. Erst beim Prozessauftakt am Donnerstag gab es einen Anflug von Reue. „Ich schäme mich“, sagte der Gynäkologe.

Ute Sold will nicht zum Prozess gehen. Einige Frauen haben dies aber vor. „Denn sie wollen ihm noch einmal in die Augen schauen“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

 

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