Duisburg gedenkt Loveparade-Opfern
Zum fünften Jahrestag der Loveparade-Katastrophe brechen Wut und Trauer bei vielen Betroffenen wieder auf. Nach der "Nacht der 1000 Lichter" am Donnerstagabend will die Stadt Duisburg am Abend mit einer öffentlichen Gedenkfeier an die 21 Menschen erinnern, die am 24. Juli 2010 bei einer Massenpanik erdrückt wurden. Mehr als 500 Menschen wurden damals verletzt.
Duisburg - Viele Hinterbliebene hadern damit, dass die Justiz bei der Aufarbeitung der Vorfälle kaum vorankommt. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bedauert die schleppende Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks.
"Leider können die Betroffenen so noch keinen Abschluss finden. Das macht mich traurig", sagte Kraft dem Magazin "Stern". Die Verfahren seien aber komplex und müssten sorgfältig geführt werden. Auch fünf Jahre nach der Katastrophe hat das Landgericht Duisburg noch nicht entschieden, ob ein Prozess gegen mehrere Mitarbeiter der Stadt Duisburg und des Loveparade-Veranstalters wegen fahrlässiger Tötung eröffnet wird.
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Bereits am Donnerstag hatten am Ort der Katastrophe mehrere Dutzend Trauernde bei einer "Nacht der 1000 Lichter" der Toten und Verletzten gedacht. Angehörige und Organisatoren teilten Grablichter an die Teilnehmer aus. 1000 Kerzen schmückten den Unglücksort. Auf einer Treppe stellten Angehörige 21 Blumentöpfe ab. Einige weinten. Andere suchten Trost in Gesprächen oder Umarmungen.
An der Unglücksstelle erinnert seit dieser Woche eine neue Gedenkplatte des Duisburger Künstlers Rüdiger R. Lorenzo Eichholtz an die Toten. Der Satz "Liebe hört niemals auf" in sieben Sprachen - den Muttersprachen der Gestorbenen - soll den Trauernden Trost zusprechen.
Bei der offiziellen Gedenkfeier am Freitagabend wollten Künstler ein großes Blütenbild als Symbol des Friedens und der Vergänglichkeit auslegen. Auch Ministerpräsidentin Kraft wurde erwartet. "Es wird eine stille Teilnahme sein", sagte ihr Sprecher und bestätigte damit Angaben des WDR. Für die Gedenkfeier breche die Regierungschefin ihren Urlaub ab.
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Der Sohn der Politikerin war damals selbst auf dem Festivalgelände. Über Stunden hinweg habe sie nicht gewusst, ob ihm oder seinen Freunden etwas passiert war. Als sie endlich die Nachricht erhielt, dass die Gruppe unversehrt geblieben war, sei das ein "unglaublich befreiender Moment" für sie gewesen, sagte Kraft dem "Stern".
Die anschließende Trauerfeier sei für sie sehr schwierig gewesen. "Ich habe sehr schnell nicht mehr nur die Zahl der Opfer gesehen, sondern konkrete Menschen. Ich sehe Gesichter und kenne ihre Geschichte. Das verändert den Blick." Sie fügte hinzu: "Was ich mir vorwerfe: Ich habe zu spät die Dimension des großen Leids der vielen Verletzten und Traumatisierten erfasst."