Loveparade: Gedenken an Katastrophe vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren passierte die Katastrophe: Bei der Duisburger Loveparade kommt es zur Massenpanik, 21 Menschen sterben. Noch immer gibt es keinen Strafprozess - eine Hängepartie für die Angehörigen.
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Bei der Massenpanik während der Loveparade im Sommer 2010 kamen 21 Menschen ums Leben.
dpa Bei der Massenpanik während der Loveparade im Sommer 2010 kamen 21 Menschen ums Leben.

Duisburg - Als bei der Loveparade in Duisburg vor fünf Jahren eine Rampe zum Festgelände zur tödlichen Falle wird, ändert sich das Leben Hunderter Familien auf einen Schlag. 21 Menschen sterben im Gedränge, mehr als 500 werden verletzt. Viele Betroffene leiden immer noch dramatisch unter den Folgen der Katastrophe, wie Jörn Teich von der Initiative «LoPa 2010» sagt. «Ich kenne Leute, die nach wie vor ganz tief in Depressionen fallen.» Aus seiner Sicht ist vor allem die psychologische Langzeit-Betreuung «mangelhaft».

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Opfer und Angehörige verstünden auch nicht, warum es nach wie vor keinen Strafprozess gab, sagt Teich. Dass die Schuldfrage ungeklärt sei, lasse viele Betroffene nicht zur Ruhe kommen. «Die haben niemanden, auf den sie böse sein können.» Insgesamt sehe er die Ermittlungen zum Loveparade-Unglück kritisch. «Was uns versprochen wurde - lückenlose Aufklärung - ist ein Witz.»

44.000 Seiten Ermittlungsakte, aber kein Prozess

Die Staatsanwaltschaft hat zwar eine Anklage gegen zehn Mitarbeiter der Stadt Duisburg und des Loveparade-Veranstalters erhoben, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Nach wie vor ist jedoch offen, ob das Landgericht Duisburg überhaupt ein Hauptverfahren in der Strafsache eröffnen wird. Falls ja, dann beginne die etwaige Hauptverhandlung voraussichtlich nicht mehr dieses Jahr, heißt es beim Gericht.

Das Aktenmaterial belaufe sich inzwischen auf mehr als 44.000 Seiten Hauptakte und einige Terabyte Videomaterial. Zentrales Beweismittel ist ein Gutachten des englischen Panikforschers Keith Still. Das Verfahren verzögerte sich zuletzt auch deshalb, weil die Kammer zahlreiche Ergänzungsfragen an den Sachverständigen gerichtet hatte. Erst vor kurzem sind die Antworten ins Deutsche übersetzt worden.

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Jörn Teich gehört zu den Loveparade-Überlebenden, er war damals gemeinsam mit seiner kleinen Tochter dabei. Nach seinen Worten sind beide bis heute traumatisiert. Im Durchschnitt meldeten sich fünf Ratsuchende pro Woche bei «LoPa 2010», in der Zeit vor den Jahrestagen seien es stets rund zehn pro Tag, sagt Teich.

Gedenkveranstaltung "Nacht der 1000 Lichter"

Als Vorsitzender der Betroffenen-Initiative organisiert er unter anderem am Unglücksort die «Nacht der 1000 Lichter», eine Gedenkfeier in den Stunden vor dem Katastrophentag am 24. Juli. «Für viele ist das die wichtigste Veranstaltung.» Es sei dann ganz ruhig, keine Musik, die Menschen redeten viel miteinander. Auch die Notfallseelsorge werde an solchen Tagen gebraucht und sei mit einem halben Dutzend Kräften vor Ort.

An der Unglücksstelle erinnert seit dieser Woche eine neue Gedenkplatte des Duisburger Künstlers Rüdiger R. Lorenzo Eichholtz an die Toten.

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