Dann ist die vorsorgliche Entnahme von Eierstöcken sinnvoll

Angelina Jolie hat sich vergangene Woche vorsorglich die Eierstöcke entfernen lassen. Bei bestimmten Gen-Defekten kann diese Maßnahme sinnvoll sein, sagen Experten. Eierstockkrebs sei tückisch, weil er oft erst spät erkannt werde.
von  dpa
Aus Angst vor Krebs hat sich Angelina Jolie die Eierstöcke entfernen lassen
Aus Angst vor Krebs hat sich Angelina Jolie die Eierstöcke entfernen lassen © dpa

Angelina Jolie hat sich vergangene Woche vorsorglich die Eierstöcke entfernen lassen. Bei bestimmten Gen-Defekten kann diese Maßnahme für Frauen sinnvoll sein, sagen Experten. Eierstockkrebs sei tückisch, weil er oft erst spät erkannt werde.

Heidelberg/New York - Aus Sicht von Krebsforschern kann die vorsorgliche Entnahme von Eierstöcken und Eileitern bei bestimmten Gen-Defekten ratsam sein. "Was Hollywood-Star Angelina Jolie gemacht hat, ist sinnvoll, wenn ein mutiertes BRCA-Gen nachgewiesen wurde", sagte Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. In dem Fall sollten Eierstöcke um das 40. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem Erkrankungsalter der jüngsten Verwandten mit dem gleichen Defekt entfernt werden, erläuterte die Medizinerin am Dienstag.

"Entscheidend ist, dass die Mutation nachgewiesen ist", betonte Weg-Remers. Zwar hätten nur wenige Frauen den bei Angela Jolie nachgewiesenen BRCA1-Defekt. "Diejenigen, die die Mutation haben, tragen aber ein deutlich erhöhtes Risiko, an Eierstock- oder Brustkrebs zu erkranken."

BRCA-Gene hat jeder Mensch in seinem Erbgut. Sie sind wichtig für die Reparatur von DNA-Schäden. Wenn sie mutieren, kann das zu Krebs führen. Bei einem BRCA1-Defekt liege das Erkrankungsrisiko für Eierstockkrebs im Lebensverlauf bei 40 bis 45 Prozent, sagte Weg-Remers. An Brustkrebs erkrankten fast drei Viertel der Frauen mit dem Defekt vor dem 70. Lebensjahr. "Es kann auch sein, dass man beide Krebsarten bekommt." Auch Männer könnten erkranken.

Besorgte Frauen sollten nach dem Rat der Medizinerin zunächst ihre familiäre Risikosituation klären. Wenn mehrere Verwandte an beiden Krebsarten erkrankt seien, liege der Verdacht auf einen vererbten Gen-Defekt nahe. Dann solle man sich beraten und gegebenenfalls testen lassen. Allerdings, so räumte die Medizinerin ein: "Das ist eine sehr persönliche Entscheidung." Wenn eine Mutter die Mutation habe, habe die Tochter ein 50-prozentiges Risiko, diese auch zu bekommen. "Das ist für eine junge Frau eine schwierige Situation, das zu wissen."

Werde eine Mutation nachgewiesen, seien regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs möglich. Eierstockkrebs hingegen werde oft erst spät erkannt, darum sei die Sterblichkeit bei dieser Krebsform auch deutlich höher. Trägerinnen von BRCA1-Defekten sei daher die vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke zu empfehlen. Die Risiken eines solchen Eingriffs seien im Verhältnis zum Erkrankungsrisiko betrachtet gering, sagte die Expertin.

Insgesamt erkranken in Deutschland laut DKFZ jährlich 7800 Frauen an Eierstockkrebs, an Brustkrebs fast zehnmal so viele (74 000).

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