So wirken Sport und Ernährung gegen Krebs

Ärzte haben aktuelle Ergebnisse der Krebsforschung zu Sport und Ernährung präsentiert – und daraus die besten Tipps abgeleitet. Hier eine Übersicht.
Christian Pfaffinger |
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Bunte Medikamente: Wer sich gesund ernährt, senkt sein Krebsrisiko enorm.
M. Stobrawe/MRI 4 Bunte Medikamente: Wer sich gesund ernährt, senkt sein Krebsrisiko enorm.
Martin Halle, Sportmediziner am Klinikum rechts der Isar.
M. Stobrawe/MRI 4 Martin Halle, Sportmediziner am Klinikum rechts der Isar.
Michael Schoenberg, Chirurg am Rotkreuzklinikum.
RKM 4 Michael Schoenberg, Chirurg am Rotkreuzklinikum.
Hans Hauner, Ernährungsmediziner am Klinikum recht der Isar.
M. Stobrawe/MRI 4 Hans Hauner, Ernährungsmediziner am Klinikum recht der Isar.

Ärzte haben aktuelle Ergebnisse der Krebsforschung zu Sport und Ernährung präsentiert – und daraus die besten Tipps abgeleitet. Hier eine Übersicht

München - Sie können dem Krebs davonlaufen, heißt es. Sie können sich gesundessen, hört man auch. Dass Sport und die richtige Ernährung einen enormen Einfluss auf Krebs hat, ist bekannt. Aber wie?

Münchner Mediziner haben die aktuellsten Ergebnisse der Krebsforschung präsentiert. Zum ersten Mal haben Wissenschaftler einen Mechanismus nachgewiesen, der zeigt, wie körperliche Aktivität gegen Krebs wirkt. Und auch beim Essen gibt es neue Erkenntnisse. Die AZ zeigt, wie Sport und Ernährung gegen Krebs wirken.

SPORT

„Sport verändert, was unser Erbgut macht“, sagt Martin Halle, Direktor der Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin am Klinikum recht der Isar. Sein Kollege Michael Schoenberg, Chefarzt der Chirurgie am Rotkreuzklinikum, sagt: Es geht um Sport, den jeder machen kann. Wer aktiv ist, kann sein Krebsrisiko senken, bei einer Erkrankung die Überlebensrate erhöhen sowie Rückfälle vermeiden.“

Der Mechanismus, der das möglich macht, wirkt auf genetischer Ebene: Unsere DNA bleibt zwar immer gleich, aber sie ist nicht immer gleich aktiv. Verschiedene Stoffe, wie etwa Methylgruppen, aktivieren oder hemmen Abschnitte der DNA. Die Konzentration dieser Methylgruppen wird wiederum von anderen Stoffen beeinflusst. Dazu gehören Myokine wie das so genannte „SPARC“. Das haben die Wissenschaftler beobachtet. Und tatsächlich: Bei Sport setzen Muskeln „SPARC“ frei, das die Konzentration der Methylgruppen an 43 Genen verändert und dadurch verhindert, dass sich gefährliche Polypen bilden, aus denen dann Krebskarzinome werden können.

Kurz: Sport beeinflusst unser Erbgut und verringert dadurch das Krebsrisiko. Und das schon nach 20 Minuten. Das sind die Tipps der Münchner Ärzte:

Wie viel?

Sie müssen sich nicht schinden. Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass es besser ist, wenn sie es nicht übertreiben: 20 bis 25 Minuten reichen – wenn sie drei Mal in der Woche Sport machen. Denn: „Die ,SPARC’-Stoffe verschwinden nach wenigen Stunden wieder“, sagt Michael Schoenberg. Deshalb sollten Sie regelmäßig Sport machen.

Was?

Grundsätzlich eignet sich jeder Sport, der Ihnen Spaß macht. Joggen und Schwimmen sind freilich effektiver als Yoga, zumindest was die Aktivierung der Muskeln und die Ausschüttung von „SPARC“ angeht.

Aber schon Spazierengehen bringt was – wenn Sie schnell gehen. „Es muss beim Sport eine Schwelle überschritten werden, beim Gehen ist das ein Tempo von mindestens sechs Stundenkilometern“, sagt Martin Halle. Und: Sport muss nicht aussehen wie Sport. Wenn man bei der Gartenarbeit entsprechend aktiv ist, wirkt das genauso.

Wann?

Immer. Das gilt nicht nur bei Menschen, die keinen Krebs haben und Sport zur Prävention machen. „Krebspatienten sollten auch während der Therapie Sport machen“, sagt Martin Halle. Früher hieß es, gerade während einer Chemotherapie solle man keinen Sport machen. Halle sagt: „Sport geht immer. Und jede körperliche Aktivität hat positive Effekte.“

ERNÄHRUNG

Klar: Was wir essen, verändert unseren Körper. Aber speziell auch das Krebsrisiko. Hans Hauner, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar, sagt: „Der Einfluss der Ernährung liegt je nach Krebsart bei 30 bis 35 Prozent“. Und das nicht nur, wenn der Krebs schon da ist: „Ein Drittel aller Krebsfälle könnten durch gesunde Ernährung verhindert werden.“

Dabei geht es nicht nur um Stoffe, die ganz offensichtlich schaden, wie Alkohol und Zigaretten. Wer sein Essen richtig zusammenstellt, von manchem weniger und von anderem mehr isst, der kann sein Risiko auf Krebs senken oder die Heilung fördern.

Gewicht

Männer, die zu dick sind, haben ein um 50 Prozent größeres Risiko, an Krebs zu erkranken, als Normalgewichtige. Bei Frauen ist das Risiko sogar um 60 bis 70 Prozent erhöht. Gerade bei Menschen, die Krebs haben oder hatten, ist aber auch Mangelernährung ein großes Risiko. Jeder vierte Krebspatient stirbt daran. „Fasten wird oft gegen Krebs empfohlen“, sagt Hans Hauner. „Dadurch wird der Stoffwechsel langsamer und auch der Krebs wächst langsamer. Aber das ist keine Therapie.“ Er empfiehlt eine ausgewogene Ernährung, bei der vor allem auf viel Obst und Gemüse (mindestens 600 Gramm am Tag) sowie Ballaststoffe (schon 10 Gramm mehr senken das Risiko auf bestimmte Krebsarten) geachtet werden sollte.

Fleisch

Das ist an sich nicht ungesund, allerdings essen vor allem Männer viel zu viel davon. Gerade bei rotem Fleisch (Schwein, Rind, Lamm) sollte man sich auf drei bis vier mal pro Woche beschränken. Sparen sollte man auch bei Gegrilltem, Gebratenem, Gepökeltem und Geräuchertem. Und bei der Wurst. Die hat meistens von vielem zu viel, etwa vom Salz. Wer viel Wurst isst, erhöht sein Risiko auf Dickdarmkrebs um bis zu 30 Prozent. Eine vegetarische Ernährung findet der Experte auch gut. Nur vom rein veganen Essen, also ganz ohne tierische Produkte, rät er ab: „Es ist sehr schwer, sich da vernünftig zu ernähren.“ Meistens werde da übers Ziel hinaus geschossen.

Zucker

Zucker füttert Krebs, heißt es. Also am besten ganz auf Zucker und andere Kohlenhydrate wie in Nudeln und Brot verzichten? Der Münchner Arzt sagt: Nein. Es gebe keine Studien an Menschen, die einen Nutzen belegen würden. Argumente seien teils „hanebüchen“. Außerdem leide die Lebensqualität enorm unter einer solchen Einschränkung.

Krebsdiäten

Hans Hauner rät von allen so genannten Krebsdiäten ab. „Die sind meist einseitig und unausgewogen, eiweißarm und liefern zu wenig Energie.“ Diese Diäten seien aus Zeiten, als man einfach nichts anderes hatte. Eine ausgewogene Ernährung sei aber viel besser.

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