Baby an Bord: Fluggesellschaft testet Ruhebereiche nur für Erwachsene – das sagen deutsche Airlines in der AZ

Ein schreiendes Kind im Flugzeug – das kommt immer wieder vor. Die niederländische Airline Corendon testet jetzt gegen Aufpreis abgetrennte Bereiche nur für Erwachsene. Deutsche Fluggesellschaften reagieren in der AZ.
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Ein kleines Kind fliegt mit – das ist bei so manchem Mitreisenden nicht gern gesehen. Zu groß die Sorge vor lautem Weinen oder Schreien.
Ein kleines Kind fliegt mit – das ist bei so manchem Mitreisenden nicht gern gesehen. Zu groß die Sorge vor lautem Weinen oder Schreien. © imago

Amsterdam - Ein schreiendes Baby an Bord, das sich einfach nicht mehr beruhigen lässt – das wird für alle zur Zerreißprobe: für das Kind selbst, für die Eltern und für die Mitreisenden drumherum. Die niederländische Airline Corendon Dutch – eine Schwester der gleichnamigen türkischen Fluggesellschaft – hat nun die vermeintliche Lösung: abgetrennte kinderfreie Bereiche im Flugzeug nur für Erwachsene. Ohne Kinderlärm. Und ohne grantige Mitreisende, die sich darüber aufregen.

Auf einem zehnstündigen Langstreckenflug von Amsterdam in die Karibik nach Curaçao soll ab November eine "Adults Only"-Zone getestet werden, so berichtet es unter anderem die Nachrichtenagentur AP. Zutritt: ab 16 Jahren – damit ist auch pubertierendes Quengeln ausgeschlossen. Ein Platz mit Extra-Ruhe kostet allerdings mehr: Für einen Standardsitz werden 45 Euro zusätzlich fällig, für einen XL-Sitz mit mehr Beinfreiheit 100 Euro.

"Adults Only"-Zone im Flugzeug: Keine bösen Blicke mehr für Eltern?

Die Zone für Erwachsene im vorderen Bereich soll aus 93 regulären Sitzen plus neun XL-Plätzen bestehen. Als Abtrennung soll ein Vorhang oder eine Wand dienen, berichten mehrere Medien über das Vorhaben. Ob das den Lärm ausreichend dämpft? Das wird der Test wohl zeigen müssen. Insgesamt hat der dafür eingesetzte Airbus 432 Sitze, wie die Luftfahrt-Nachrichtenseite aero.de berichtet.

Ein Airbus der Fluggesellschaft Corendon Airlines.
Ein Airbus der Fluggesellschaft Corendon Airlines. © IMAGO / dieBildmanufaktur

"Diese Zone im Flugzeug ist für Reisende ohne Kinder und für Geschäftsreisende gedacht, die in einer ruhigen Umgebung arbeiten wollen", heißt es von der Fluggesellschaft. Die Airline denkt dabei auch an die Eltern, die böse Blicke von anderen Passagieren ernten und sich so keinen Stress mehr machen müssten, ob sie andere im Flugzeug stören. Vereinzelte asiatische Fluglinien boten solche Bereiche auch schon an.

Bereiche nur für Erwachsene: Das planen Lufthansa, Eurowings und Co.

Die einen mögen das wohltuend finden, andere diskriminierend und ausgrenzend. Oder aber sie fragen sich, warum sie für Ruhe mehr zahlen sollten. Ähnliche Diskussionen gab es bereits bei Restaurants und Hotels, die ebenfalls Bereiche nur für Erwachsene einführten. Was halten deutsche Fluggesellschaften von diesem abgrenzenden Konzept? Die AZ hat nachgefragt.

Die Antworten sind eindeutig: Die Lufthansa plant so etwas nicht. Eurowings nicht. Tui Fly nicht. Und Condor auch nicht. Bei Tui Fly will man sich nicht groß zu "Marketingmaßnahmen" anderer Airlines äußern. Ein Sprecher teilt der AZ nur pragmatisch mit: "Unabhängig davon haben wir keine Langstreckenflugzeuge, bei denen sich Kabinensegmente abtrennen lassen."

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Bei Lufthansa fällt die Antwort, ob so etwas auch vorstellbar wäre, sehr kurz aus: "Ein Adult-Only-Bereich ist bei Lufthansa nicht geplant." Mehr gibt es dazu vonseiten der Lufthansa nicht zu sagen, auch auf Nachfrage nicht.

Eine Sprecherin von Condor verneint ebenfalls solche Pläne und teilt der AZ mit: "Grundsätzlich ist das Condor-Personal für solche Situationen an Bord geschult und kann in diesen Fällen deeskalierende Maßnahmen ergreifen, was in den meisten Fällen durch Kontaktaufnahme und Gespräche zur Beruhigung der Situation führt."

Ab welchem Alter dürften Babys mit ins Flugzeug steigen?

Auch bei Eurowings werden künftig keine Familien von anderen Passagieren separiert. "Nein, solche Pläne oder Überlegungen gibt es nicht bei uns", teilt ein Sprecher der AZ mit. Familien und Reisende mit Kindern seien bei Eurowings willkommen und könnten frei ihren Platz wählen.

Eurowings setzt nach eigenen Angaben auf zwischenmenschliche Vermittlung: "Natürlich kann es bei einem längeren Flug vorkommen, dass Kinder quengeln oder es auch mal kurzzeitig lauter wird – für solche Fälle haben wir gerade in den reisestarken Urlaubsmonaten oft auch Kinderspielzeug an Bord, mit dem so manches Geschrei schnell verstummt. Manchmal hilft es auch, wenn einfach mal kurz ein anderes Gesicht ins Spiel kommt und ein Mitglied unserer Kabinen-Crew ganz direkt Kontakt zu den Kindern aufnimmt. Das wirkt oft Wunder!"

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Babys an Bord – ab welchem Alter ist das überhaupt erlaubt? Der ADAC erklärt auf seiner Seite zum Thema Flugreisen: "Ab welchem Alter Babys fliegen dürfen, regeln die Airlines unterschiedlich. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass Babys schon sehr jung ihre erste Flugreise antreten können: Bei einigen Fluggesellschaften dürfen sie das (mit ärztlichem Attest) schon im Alter von 48 Stunden. Ab einem Alter von ein bis zwei Wochen dürfen sie dann bei fast allen Airlines an Bord."

Tipps für das Fliegen mit Baby: Stillen während Start und Landung beruhigt

Die Techniker Krankenkasse rät bei Flügen mit kleinen Kindern, beim Buchen Sitzplätze in der ersten Reihe zu wählen. "In fast allen Flugzeugen können hier Babybettchen aufgehängt werden." Außerdem gebe es hier mehr Platz zum Spielen. Was den Flug für das Kind (und den Rest der Passagiere) auch noch angenehmer machen kann: "Bei Start und Landung können Säuglinge und Kleinkinder den Druckunterschied besser ausgleichen", wenn sie gestillt würden, etwas zu trinken bekämen oder einen Schnuller haben.

Weil Babys in den ersten Monaten ausschließlich durch die Nase atmeten, sollten Eltern Nasentropfen mit Kochsalzlösung im Handgepäck haben, falls die Nasenschleimhäute zuschwellen. Damit wäre schon mal ein möglicher Grund für Tränen minimiert.

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12 Kommentare
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  • Ironü am 06.09.2023 18:50 Uhr / Bewertung:

    Na, hier würde sich doch eine Leserumfrage anbieten, liebe "AZ"-Redaktion?!

  • Kaiser Jannick am 06.09.2023 17:31 Uhr / Bewertung:

    Das Problem kennt jeder. Aber schuld sind nicht Babys/Kleinstkinder, sondern deren Eltern, die unbedingt mit den Zwergen stundenlang wegfliegen "müssen", als ob man nicht ein paar Jahre mit dem Auto verreisen könnte, egal ob Bauernhof, Berge, Seen oder Meer, es ist doch hier, sogar das Meer, wenn unbedingt nötig, alles in max. 6 Stunden erreichbar. Ab 3-4 Jahren ist das i.d.R. kein Problem mehr, kein Stress für Kinder, Eltern, Mitreisende. Wir haben das auch so gemacht, war nie ein Thema. Aber das wäre ja zu einfach.

  • Conrad am 07.09.2023 11:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kaiser Jannick

    Danke für Ihren guten Kommentar, dem ich zustimme.
    ( Und das hat mit Kinderfeindlich nichts mehr zu tun)

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