Zonen statt Ringe: Das neue MVV Tarifsystem
München - Diesmal also wirklich: Am Freitag haben die Stadt München und die Landräte des MVV die große Reform des Verkehrsverbunds beschlossen – genauer gesagt: seiner Tarife. Sind die Zeiten des Dschungels aus Zonen und Ringen, die kaum ein Einheimischer je verinnerlicht hat, also wirklich bald vorbei? Keine ratlosen Touristen mehr vor Fahrkartenautomaten? Es schaut ganz gut aus.
Wir erinnern uns:
Seit dem Herbst im vergangenen Jahr hieß es immer wieder, die Reform sei schwierig, man könne sich nicht einigen. Im Juli dann wurde der große Durchbruch verkündet, doch die Landkreise machten einen Rückzieher. Der wahlkämpfende Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sorgte im September mit seinem Vorschlag eines 365-Euro-Tickets endgültig für neue Verhandlungen.
Haupt-Streitpunkte waren "Preishärten", etwa die Preisgestaltung in der sogenannten M-Zone, aber auch für Einpendler, die fürchteten für kleine Strecken von außen in ebendiese Zone, den gesamten Bereich bezahlen zu müssen. Auch die Senioren-Tarife wurden kritisiert. Anfang Oktober dann die "Rettung" der Reform: Der Freistaat erklärte sich bereit, sich mit 35 Millionen Euro zu beteiligen, etwa um Mindereinnahmen der Kommunen auszugleichen. Die ganze Reform kostet 70 Millionen.
Seitdem wurde noch einmal an der Ausgestaltung der Tarife gebastelt. Möglichst wenig sollte teurer werden, und wenn sollte es möglichst wenige Menschen betreffen.
Wie schaut sie also aus, die Reform?
Der große Überblick: "Herzstück" ist laut MVV die Vereinfachung des gesamten Systems. Wo sich Teuerungen nicht vermeiden ließen, sollen diese durch andere Vorteile, ausgeglichen werden.
Aus den bisher 16 Ringen und vier Zonen werden deshalb nur noch sieben Tarifzonen. Deren Grenzen orientieren sich jetzt klarer an den "gewachsenen Siedlungsstrukturen".

Der Innenraum, die M-Zone, umfasst das Stadtgebiet inklusive einiger unmittelbar angrenzender Gemeinden, etwa Haar, Stockdorf oder Karlsfeld. Für sie zahlen Fahrgäste künftig 55,20 Euro pro Monat – so viel wie jetzt zwei Ringe kosten.

Das bedeutet: Wer bisher zwei Ringe nutzte, zahlt genauso viel wie jetzt, kann aber weiter fahren. Wer drei Ringe kaufte, spart 17 Prozent, wer vier Ringe braucht, sogar 30 Prozent. Schüler und Azubis können so zum Preis von bisher einem Ring, den ganzen Innenraum nutzen. Die Isarcard ab 9 Uhr und die für Senioren wird ebenfalls günstiger. Das seien "deutliche Verbesserungen für die allermeisten Kunden", freut sich OB Dieter Reiter (SPD).
"Wir haben den Durchbruch geschafft", sagt auch der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß, Sprecher der MVV-Landkreise. Dafür habe man "viel gerechnet, verhandelt und diskutiert". Das Ergebnis sei "deutlich besser", und "ein riesen Fortschritt im Vergleich zum Juli". Er freut sich außerdem über das verbundweite Sozialticket, das es nun erstmals gibt.
Aber nicht alles wird günstiger:
Die Einzelfahrt für eine Zone etwa kostet künftig 3,30 statt 2,90 Euro. Die Einzelfahrt auf der Kurzstrecke (die Regeln dafür bleiben gleich) kostet dann 1,70 statt 1,50 Euro. Die Streifenkarte aber bleibt bei 14 Euro.

Wie geht’s jetzt weiter?
Der Beschluss der Gesellschafterversammlung ist die Grundlage für die Reform. Nun müssen der Münchner Stadtrat und die Kreistage das Paket je noch beschließen. Ab 15. Dezember 2019 sollen die neuen Preise und Zonen gelten.
Aber auch noch weiterer in die Zukunft geschaut gibt es Pläne. Zum einen sei da ja noch das 365-Euro-Ticket von Markus Söder, das ja auch im Koalitionsvertrag stehe, sagt Niedergesäß. Dazu seien die neuen Tarife nur ein Baustein in der "inhaltlichen Weiterentwicklung" des MVV. Der entwickle sich "vom Verkehrsverbund zum Mobilitätsverbund", da gehe es auch um Car-Sharing, Leihradstationen und ähnliches.
Ganz nebenbei müsse die Infrastruktur etwa auf den Außenästen mitwachsen, sagt Niedergesäß. "Wir haben noch einiges vor."