Wo nicht nur die Korken knallen: In diesem Feuerwerks-Laden in München beginnt der Silvester-"Irrsinn"

Ab heute darf drei Tage lang Silvester-Feuerwerk verkauft werden. An der Theresienwiese in München gibt es einen kleinen Laden, der sich darauf spezialisiert hat und Raketen aller Art verkauft. Die AZ hat sich vor Ort umgesehen.
Julia Wohlgeschaffen
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Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht; Pyrotechniker Philip Plan hat ein Feuerwerks-Geschäft in der Landwehrstraße. Hier verkauft er unter anderem Raketen und Feuerwerksbatterien – allerdings nur an den drei Tagen im Jahr, an denen es erlaubt ist.
Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht; Pyrotechniker Philip Plan hat ein Feuerwerks-Geschäft in der Landwehrstraße. Hier verkauft er unter anderem Raketen und Feuerwerksbatterien – allerdings nur an den drei Tagen im Jahr, an denen es erlaubt ist. © Daniel von Loeper

Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt - Wenn Philip Plan in seinem Laden steht und erklärt, was sich in dem bunt bedruckten Karton verbirgt, den er in den Händen hält, leuchten seine Augen.

"Das ist eine 25-Schuss-Batterie mit einem 30 Millimeter Kaliber," sagt er und stellt sie zurück auf den Tisch, auf dem sich die Kartons mit Aufschriften wie "Fire Dragon", "Schwarze Witwe" und "Wolke Sieben" schon stapeln. Auch eine Batterie namens "Flying Sauerkraut" habe er schonmal verkauft.

Oft seien schöne Frauen auf den Verpackungen abgebildet, erklärt Pyrotechniker Philip Plan. "Sex sells" lautet seine Erklärung dafür.
Oft seien schöne Frauen auf den Verpackungen abgebildet, erklärt Pyrotechniker Philip Plan. "Sex sells" lautet seine Erklärung dafür. © Daniel von Loeper

Der Pyrotechniker ist gerade mit einigen Helfern dabei, Feuerwerkskörper aller Art in die Regale einzuräumen – Ware, die er nur an den letzten drei Tagen des Jahres verkaufen darf. So steht es im Sprengstoffgesetz. Zumindest gilt diese Regelung für Feuerwerk der Kategorie F2, auch "Silvesterfeuerwerk" genannt. Dazu gehören etwa Raketen, Batterien oder sogenannte "Vulkane".

Silvester-Feuerwerk in München: In diesem Laden in der Landwehrstraße beginnt der "Irrsinn"

Unter Kategorie F1 fallen etwa Wunderkerzen oder Rauchfackeln, sie gehen bei Philip Plan auch unterm Jahr über die Ladentheke seines Geschäfts "Götterfunken" in der Landwehrstraße. Vor allem Fotografen oder Videoproduzenten sind dann seine Kunden, sie benutzen die Fackeln für Effekte.

Was in den nächsten Tagen passiert? "Irrsinn!", sagt der Pyrotechniker – er erwartet einen riesigen Kunden-Ansturm. "Ich habe sehr viel mehr Ware eingekauft als in den letzten Jahren", erklärt er. 18 Euro-Paletten voller Feuerwerkskörper, um genau zu sein. Letztes Jahr sei er überrannt worden, bereits am zweiten Verkaufstag sei sein Feuerwerk ausverkauft gewesen.

Heuer scheint sich ein ähnliches Szenario anzubahnen. Das Feuerwerk für Silvester können die Kunden schon im Vorhinein reservieren und dann in den letzten drei Verkaufstagen des Jahres im Laden abholen. "Ich habe Vorbestellungen im dreistelligen Bereich", erzählt Plan, "es werden von Jahr zu Jahr mehr." Im Hintergrund läutet das Telefon – bestimmt der nächste Kunde, vermutet er.

Bei einem sogenannten "Vulkan" (links oben) steigen die bunten Funken teilweise bis zu sechs Meter in die Höhe.
Bei einem sogenannten "Vulkan" (links oben) steigen die bunten Funken teilweise bis zu sechs Meter in die Höhe. © Daniel von Loeper

Dieses Jahr wurden in Deutschland von Januar bis September laut Statistischem Bundesamt rund 24.400 Tonnen Feuerwerkskörper importiert. Das ist wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren: Der Import hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast vervierfacht. Aber: So hoch wie vor der Pandemie ist die Zahl nicht. Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Importe von Feuerwerkskörpern 2023 bislang um 18 Prozent zurückgegangen.

In München leben aber offenbar einige Zündel-Begeisterte – und zu ihnen gehört auch der Götterfunken-Chef selbst. "Ich war schon von Kindesbeinen an Pyromane", sagt er schmunzelnd. Eigentlich hat Plan Modell- und Prototypenbau gelernt und lange im technischen Gebäudemanagement gearbeitet.

Philip Plan verkauft in seinem Feuerwerks-Laden in München auch Wein

Sein Feuerwerks-Geschäft hat er erst seit wenigen Jahren. Zuerst musste er einige Lehrgänge absolvieren, um den im Sprengstoffgesetz vorgeschriebenen Befähigungsschein für Pyrotechnik zu erhalten. 2019 öffnete er den Laden – dann kam die Pandemie. Feuerwerks-Geschäfte gehörten nicht zu den Läden, die geöffnet bleiben durften. "Dann habe ich meine Winzerfreunde angerufen und gefragt, ob ich ihren Wein verkaufen kann", sagt Plan und konnte sein Geschäft so schließlich auch während der Pandemie wieder öffnen. Wein verkauft er bis heute.

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Im Gegensatz zum Wein, den er verkauft, hat seine Feuerwerksware in der Regel einen weiten Weg hinter sich: Fast alle eingeführten Feuerwerkskörper, die in diesem Jahr bisher importiert wurden, kamen laut Statistischem Bundesamt aus China – mit einem Anteil von 95 Prozent.

Ein paar Raketen aus Deutschland hat Plan aber auch im Angebot, etwa von der Firma Zink – das seien für ihn die besten. "Die haben eine extrem lange Standzeit der Effekte am Himmel", sagt er über seine Favoriten und hat zum Schluss noch einen wichtigen Rat an alle Feuerwerks-Fans: "Erst zünden, dann anstoßen!"


Das Sprengstoffgesetz: Feuerwerk-Regeln, die Sie kennen sollten

Ein Feuerwerk am dunklen Nachthimmel zum Jahreswechsel kann für Zündler ein teurer Spaß werden, wenn sie sich nicht an gewisse Regeln halten. Wie mit den Raketen umzugehen ist, ist gesetzlich klar definiert. Im Sprengstoffgesetz steht, was rund um das Feuerwerk erlaubt ist – und was nicht. Das Sprengstoffgesetz klassifiziert Feuerwerkskörper in sechs Gefahrenkategorien: Nur Feuerwerk der Kategorie F1 und F2 darf von Personen verwendet werden, die keinen speziellen Befähigungsschein besitzen. Dieser Pyrotechnik-Ausweis wird ab Kategorie F3 benötigt. Zur Kategorie F1 zählt Kleinstfeuerwerk wie Wunderkerzen. Es ist das ganze Jahr über erhältlich, von ihm geht eine geringe Gefahr aus und der Schallpegel ist gering. Es darf auch in geschlossenen Bereichen wie Wohnzimmern verwendet werden – von Personen ab zwölf Jahren.

  • Das gilt für ein Feuerwerk an Silvester
    Die Kategorie F2 beinhaltet Kleinfeuerwerk, das sogenannte "Silvesterfeuerwerk". Pyrotechnik dieser Kategorie darf laut Gesetz nur an drei Tagen vor Silvester gekauft und vertrieben werden. Normalerweise ist der Verkaufsstart am 29. Dezember, da Silvester heuer aber auf einen Sonntag fällt, beginnt der Verkauf schon am 28. Dezember. Das Feuerwerk darf nur vom 31. Dezember bis zum 1. Januar entzündet werden, von Personen ab 18 Jahren. Die Pyrotechnik der Kategorie F2 stellt ebenfalls nur eine geringe Gefahr dar, darf allerdings nur im Freien verwendet werden und mit einem Sicherheitsabstand von acht Metern. Feuerwerkskörper dieser Kategorie sind etwa Raketen und Feuerwerksbatterien.
  • Das gilt für ein Feuerwerk unterm Jahr
    Außer an Silvester ist für ein Feuerwerk immer eine Genehmigung erforderlich. etwa bei Hochzeiten, Firmenfeiern oder Geburtstagen. Die Genehmigung muss in der Regel zwei Wochen vor dem Termin beim zuständigen Ordnungsamt beantragt werden. Personen, die gegen diese Regelung verstoßen und keine Feuerwerk-Genehmigung vorzeigen können, müssen in Bayern mit einem Bußgeld von bis zu zehntausend Euro rechnen.
  • Was Sie beim Raketen-Kauf beachten sollten
    Beim Kauf der Feuerwerkskörper ist Vorsicht geboten: Wer einen nicht zertifizierten Knaller herstellt oder verwendet, riskiert eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe von bis zu fünfzigtausend Euro. Verbraucher erkennen illegale Feuerwerkskörper an der fehlenden CE-Kennzeichnung.
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33 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 29.12.2023 08:35 Uhr / Bewertung:

    Nur Hohlkörper zünden Hohlkörper an.

  • Weigand am 28.12.2023 20:51 Uhr / Bewertung:

    Beide Hände noch dran.Also ein guter Feuerwerker

  • SagI am 28.12.2023 19:06 Uhr / Bewertung:

    Wenn man daran denkt wie in der Ukraine seit zwei Jahren auf unsere Kosten geböllert wird, samt Feinstaub und schlimmeren Dingen, ist das Stündchen Sylvesterknallerei völlig unerheblich und vor allem fröhlicher.

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