Wirecard-Inventar wird versteigert: Alles muss hier raus!
München - Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten - nun kommt der Rest von dem, was von dem aufgeblasenen, einstigen DAX-Konzern Wirecard übrig geblieben ist, unter den Hammer. Alles muss raus aus der ehemaligen Firmenzentrale in Aschheim. 1,9 Milliarden Euro standen in der Bilanz des Finanzdienstleisters - unauffindbar, erfunden. Nun wird versucht, sogar noch für halb vertrocknete Büropflanzen ein paar Euro zu bekommen.
Noch bis morgen früh versteigert das Auktionshaus Hämmerle in Eching bei Landshut letzte Dinge aus der ehemaligen Firmenzentrale. Neben unzähligen Büromöbeln, Küchenzeilen und Kaffeemaschinen werden auch ein paar bemerkenswerte Dinge angeboten.
Im Massagesessel konnten sich die Wirecard-Chefs das Hirn wärmen lassen
Zur Firmenphilosophie des Unternehmens, das 2020 die größte Wirtschaftspleite der jüngeren Geschichte hinlegte, gehörte offenkundig auch: sportliche Ertüchtigung, Spiel und Tiefenentspannung. Auf der Wirecard-Resterampe findet sich neben einer Relaxliege auch ein besonderer Massagesessel. Keiner einfach nur zum Entspannen zwischen zwei anstrengenden Meetings, sondern einer, der zudem verspricht, die Einsatzbereitschaft und das Leistungsvermögen zu steigern. So zumindest die Werbung.
Dank spezieller Funktion soll das wuchtige Sitzmöbel dafür sorgen, dass das Gehirn warm und gut durchblutet sowie die Sauerstoffversorgung im Kopf gesteigert und das Nährstoffangebot der Zellen verbessert wird. Licht- und Tonimpulse des "Shiatsu-Massagesessel relaxTower mit Gravity Plus" harmonisieren die Gehirnwellen - und dabei knetet das Sitzmöbel auch noch die Wadln.
Neu kostet so ein Sessel einige Tausend Euro - das gebrauchte Wirecard-Exemplar wurde zunächst für 300 Euro angeboten. Am Dienstag lag das höchste Gebot bei 1.500 Euro.
Im Wirecard-Inventar befinden sich zahlreiche Fitnessgeräte
Ob sich wohl Markus Braun als Wirecard-Chef auf dem Sessel die Hirnwellen harmonisieren ließ? Oder hängte er sich zwischen seinen Millionengeschäften lieber an eine vergleichsweise profane Sprossenwand? Man weiß es nicht. Genauso im Nebel bleibt, ob seine rechte Hand Jan Marsalek an der Kraftmaschine "Nautilus" seine Muskeln stählte für sein späteres Leben auf der Flucht - auf der er noch immer ist.

Selbst wenn das Auktionshaus Hämmerle, das auf Insolvenzversteigerungen spezialisiert ist, solche Fragen beantworten könnte, es würde nichts verraten: "Datenschutz", heißt es.
Dutzende Wirecard-Gegenstände, die Hämmerle im Internet anbietet, sind offenkundig aus dem früheren hauseigenen Fitnessstudio von Wirecard - oder waren es gleich mehrere? Yogamatten, Hanteln, ein Trampolin, Trainingsräder und Laufbänder, auch mehrteilige Kraftmaschinen, mit denen sich Sixpack und Oberarme trainieren lassen - alles dabei. Zum Wirecard-Inventar gehörten zudem ein Boxsack - er wird nun mitsamt Handschuhen versteigert - genau wie eine Tischtennisplatte und ein Kickertisch.
Wirecard-Objekte können bis Donnerstag ersteigert werden
Die Online-Versteigerung läuft noch bis Donnerstagmorgen. Mitgeboten werden kann nur online. Ab Donnerstag, 3. Februar, 9 Uhr werden dann die Zuschläge erteilt - an denjenigen oder diejenige mit dem jeweils höchsten Gebot.
Ab 14. Februar werden dann die Laster anrollen auf dem Parkplatz vor der früheren Firmenzentrale am Einsteinring in Aschheim. Die wenigsten der ersteigerten Schnäppchen aus der Insolvenzmasse der Wirecard-Blase passen in ein normales Auto. Der Auktionator weist darauf hin, dass Lkw bis 7,5 Tonnen direkt auf das Gelände fahren dürfen. Größere müssen im Industriegebiet parken.
Alle Auktionsobjekte finden Sie unter: www.haemmerle.de
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