Wiesn-Zaun abgelehnt - in der Koalition kracht's

Nun wird die Wiesn heuer also doch nicht komplett eingezäunt. Der Stadtrat hat am Dienstag den Vorschlag von Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) abgelehnt, bei drohender Überfüllung die bestehende Lücke am sogenannten Kotzhügel mit ausrollbaren Zäunen zu schließen.
Es gehe dabei nicht um eine feste Absperrung des Festgeländes, erläuterte Schmid gestern noch einmal im Rathaus. Die "Secu-Fence" genannten Zäune sollten erst als letztes Mittel hochgezogen werden – also nur dann, wenn selbst Durchsagen bei der U-Bahn oder die Sperrung einzelner Zugänge den Besucherstrom nicht abebben lassen.
Wiesn-Chef Josef Schmid scheitert mit seinem Vorschlag
In der SPD hatte man allerdings massive Vorbehalte gegen den mobilen Zaun. Die Leute seien findig, sagte der frühere Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid. Die fänden immer einen Weg aufs Gelände. Insofern würden durch den Zaun "eher Ängste geschürt, statt ein Gefühl der Sicherheit erzeugt", so Helmut Schmid.
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Fraktions-Vize Christian Vorländer warnte davor, "einen Überbietungswettbewerb mit immer neuen Maßnahmen" zu starten. Schließlich seien die Besucherzahlen seit Jahren annähernd gleich hoch. Es sei also absurd, so zu tun, als wäre der Andrang ein vollkommen neues Phänomen, auf das man nun zwingend reagieren müsse.
Neuer KVR-Chef Böhle in der Schusslinie
In der Großen Koalition im Rathaus sorgt die Entscheidung für einigen Knatsch. Vor allem der erst seit einigen Tagen im Amt befindliche KVR-Chef Thomas Böhle (SPD) steht gleich im Kreuzfeuer.
Hatte sich Böhle gegenüber Medien in den vergangenen Tagen noch so geäußert, als würde er die Zaun-Pläne unterstützen, so machte er gestern einen Rückzieher und watschte dabei auch gleich noch seinen Referentenkollegen Josef Schmid ab: Was der in seine Beschlussvorlage geschrieben habe, so Böhle komme ihm vor, wie ein "Verkaufsprospekt für den Secu-Fence".
Schmid verteidigte seine Haltung. Der ausrollbare Zaun sei die einzige Möglichkeit, der Gefahr der Überfüllung wirksam zu begegnen. Ihm sein keine andere angemessene Gegenmaßnahme bekannt. Zudem habe sich der Secu-Fence bewährt – bei Open-Air-Konzerten auf dem Königsplatz, beim Rewe-Familienfest und bei Meisterfeiern des FC Bayern. Da würde der mobile Zaun nämlich schon überall eingesetzt.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Es gibt keinen Königsweg"
Die Mehrheit des Stadtrats konnte Schmid damit nicht überzeugen. "Wir müssen uns eingestehen, dass wir bei drohender Überfüllung eigentlich keine Antwort haben", resümierte Hep Monatzeder (Grüne). Und auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stellte fest: "Es gibt da keinen Königsweg."
Damit ist die Debatte um die Wiesn-Zäune nun erst einmal abgeschlossen – zumindest für dieses Jahr.