Wie die Semmeltaste das Handwerk retten soll
München - Die Rathaus-CSU reicht ein umfangreiches Antragspaket pro Handwerk ein. Darin geht es vor allem um die Anfahrts- und Parkbedingungen der Heizungsbauer, Monteure oder Bäcker.
Der CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl scheint ein aufmerksamer Zuhörer zu sein. Als am Donnerstag nach der Presserunde in der Bäckerei Traublinger an der Tegernseer Landstraße 14 alle vom Tisch aufstehen, möchte ihn Sophia Fronius kurz sprechen. Die junge Frau ist die Geschäftsführerin der Fronius Haustechnik aus Ismaning.
Es geht um eine App-Funktion. Die Rathaus-CSU möchte mithilfe eines zwanzig Seiten langen Antragspakets die Anfahrt und damit die Arbeit für Handwerker in der Stadt erleichtern. Einer der Punkte: Erweiterung der städtischen Handy-Parken-App um die Funktion "Notdienst-Ausweis", der für KVR und Polizei einsehbar wäre und Strafzettel vermeiden würde.
Notausweis für mehrere Fahrzeuge pro Betrieb
Fronius regt an, die App nicht nur für ein Handwerker-Fahrzeug zu erweitern, sondern mit einem Klick für mehrere Fahrzeuge den Notausweis ausstellen zu können. Denn häufig, so Fronius, müsse man für einen Einsatz mit mehr als einem Handwerker-Bus anfahren, um etwa Ersatzteile dabei zu haben. Pretzl vertröstet sie nicht auf später, zückt Zettel und Stift, nickt und notiert.

Die CSU - traditionell eher Autofahrer-freundlich - denkt aber nicht nur an die Handwerker. Pretzl und seine CSU wollen auch die Semmeltaste. Eine Art kostenloses Minuten-Parkticket für den schnellen Einkauf. Auch für Handwerker wäre das eine Erleichterung, um geschwind die schweren Werkzeugkoffer wegzutragen. Weitere Forderungen: Parkplätze und Lieferzonen besser verteilen, Gewerbeflächen ausweiten und besser schützen, Dieselfahrverbote für Handwerker aufheben, mehr günstiger Wohnraum für Azubis, eine Kampagne für das Handwerk an Schulen sowie Betriebe und Azubis digital zusammenbringen. "Eine Art Tinder für das Handwerk", nennt es Pretzl.
Die Rathaus-CSU will auch, dass die Gebühren für Handwerker-Parkausweise auf das Ursprungsniveau von 120 Euro pro Jahr gesenkt werden, obwohl sie die Rathauskoalition gerade ab 2023 von 720 auf 360 Euro gesenkt hat.
Fronius sagt, sie müsse oft Kunden aus München abweisen. Grund: keine Parkplätze zur Verfügung. "Wenn man als Betrieb aus Ismaning in München keine Parkplätze hat, dauert es viel zu lange", erzählt sie.
Überhaupt habe ihr Betrieb für die Fahrten in die Stadt lange vor der Erhöhung der Parkausweis-Gebühren Strafzettel und Parkgebühren in Kauf genommen, statt die Parkausweise zu kaufen. "Das war damals schon deutlich günstiger", sagt sie.
"Handwerksbetriebe gehören eigentlich in die Stadt!"
Viele Betriebe haben keinen Sitz in der Stadt (mehr). Und spätestens dann, wenn die Anfahrt so lange dauert wie die Arbeitszeit, wird es für den Kunden unnötig teuer. Oder es lohnt sich nicht für den Betrieb.
Einer der Handwerker, die bei Traublinger am Tisch sitzen, ist Olaf Zimmermann, Chef der Sanitär-, Heizungs- und Klimaanlagenfirma Obermeier. Er wurde von einem Zahnarzt aus dem Lehel weggeklagt. Dem Mann war der Betrieb im Erdgeschoss zu laut und zu dreckig. Von 1963 bis 2021 war Zimmermanns Betrieb in dem Stadtteil ansässig. "Handwerksbetriebe gehören eigentlich in die Stadt!", sagt er.
Am Ende einigte man sich so, dass Zimmermann täglich zwei zwanzigminütige Zeitfenster habe, um ein- und auszuladen. "Das hat natürlich überhaupt nicht funktioniert", sagt Zimmermann. Er hat seinen Betrieb seit September 2021 im Werksviertel.
Auch der Gastgeber kommt zu Wort, Heinrich Traublinger. Er wünscht sich abseits der Regelungen ein bisschen mehr Gelassenheit. "Wir haben ein ständiges Lieferproblem", sagt er. Regelmäßig komme es zu Wutausbrüchen, wenn einer seiner Lieferwagen im Halteverbot oder im Extremfall kurz auf dem Fahrradweg stehe. 21 Filialen hat Traublinger. "Auch die DHL steht manchmal im Halteverbot. Ich hoffe da auf mehr Toleranz."
- Themen:
- CSU
- München
- Polizei
- Werksviertel