Weil CSU ausgeladen wurde: "Deutsche Eiche"-Wirt Holzapfel ohne Wagen beim CSD

Der Wirt des Münchner Schwulen-Lokals "Deutsche Eiche", Dietmar Holzapfel, wird nicht am CSD 2023 teilnehmen. Grund ist, dass die CSU keinen eigenen Wagen haben darf.
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Dietmar Holzapfel auf dem Münchner CSD. Weil die CSU dieses Jahr ausgeladen wurde, will der "Deutsche Eiche"-Wirt keinen Wagen bereitstellen.
Dietmar Holzapfel auf dem Münchner CSD. Weil die CSU dieses Jahr ausgeladen wurde, will der "Deutsche Eiche"-Wirt keinen Wagen bereitstellen. © Daniel von Loeper

München - Dietmar Holzapfel, der mit dem Hotel "Deutsche Eiche" im Glockenbachviertel einen der ältesten Schwulen-Treffs Münchens betreibt, wird dieses Jahr mit keinem Wagen am CSD dabei sein.

Und dahinter steckt ausgerechnet die CSU.

CSU ist dieses Jahr beim CSD raus 

Aber der Reihe nach: Die Münchner CSU-Fraktion darf heuer nicht an der Parade des Christopher Street Days teilnehmen. Die Fraktion hatte sich um einen Wagen beworben, doch die Veranstalter lehnten ab.

Die Begründung: Das Grundsatzprogramm der CSU sei nicht mit den Werten der LGBTIQ*-Community vereinbar.

Reaktion zur Dragqueen-Lesung sorgte für Ausladung der CSU beim CSD

Zuvor hatten Teile der CSU gefordert, eine Lesung in der Stadtbibliothek zu verbieten. Dort wollen eine Dragqueen und ein Dragking Kindern vorlesen.

Allerdings soll es hauptsächlich um Themen wie Rollenwechsel und Verkleidung gehen – und nicht um Sexualität. Die Aufregung war trotzdem groß.

Dietmar Holzapfel und CSU eigentlich auf freundschaftlichem Kurs

Natürlich sei die Forderung nach einem Verbot von der CSU kurzgegriffen gewesen, sagt Holzapfel. Die CSU hätte sich erstmal informieren müssen, um was es bei der Veranstaltung wirklich geht, findet der Wirt. Aber dass der CSD die CSU komplett ausschließe, sei auch nicht richtig. Offensichtlich hat Holzapfel zur CSU einen ganz guten Draht.

Zum Beispiel war er erst im März zu Gast beim Podcast der bayerischen Staatsregierung. Mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach er darüber, warum Bayern als einziges Bundesland keinen Aktionsplan gegen die Diskriminierung von queeren Bürgern hat.

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Er sei kein CSU-Parteimitglied, betont Holzapfel

Der ehemalige CSU-Bürgermeister Josef Schmid durfte in Holzapfels Apartment hoch über den Dächern der Stadt bei einer Charity-Veranstaltung Geld für arme Senioren sammeln.

Und als die Lesben und Schwulen in der Union (LSU) zum ersten Mal einen eigenen Wagen beim Münchner CSD hatten, habe er dafür gespendet, sagt Holzapfel. Ein Parteimitglied ist der Wirt nicht. Aber CSUler schätzen, dass er einer sei, der allen zuhört.

CSD-Sprecher: "Holzapfel unterstützt LGBTIQ*-Community seit Jahren"

"Wer Toleranz fordert, muss auch selber tolerant sein", sagt Holzapfel. Eine Stunde habe er mit dem Veranstalter des CSD telefoniert. Umstimmen konnte er ihn allerdings nicht.

"Einzelne CSU-Politiker*innen mögen, was die Belange von LGBTIQ* angeht, ein ernsthaftes Anliegen haben. Für die Partei und ihr Grundsatzprogramm gilt das leider nicht", schreibt ein Sprecher des CSD nach dem Telefonat der AZ. Und: "Wir fänden es schade, wenn Herr Holzapfel nicht am CSD teilnimmt, denn er unterstützt die Community seit Jahren nach Kräften."

CSD-Absage schmerzt den "Deutsche Eiche"-Wirt

"Mir tut es schon weh", sagt auch Holzapfel. Schließlich habe er sich mit dem Wagen immer viel Mühe gemacht. Andererseits will er auch kein Teil einer Veranstaltung sein, die andere ausschließt. Er glaubt außerdem, dass man eine Veränderung der Politik auf diese Weise nicht erreicht. "Im Podcast hat Söder gesagt, es sollte egal sein, wen man liebt", erzählt Holzapfel. "So eine offene Tür sollte man doch nicht gleich wieder schließen."

Lieber wäre ihm, wenn sich der CSD so verhielte wie der Vater im biblischen Gleichnis des verlorenen Sohnes. In diesem verprasst ein Sohn das Erbe seines Vaters und als er nach Hause zurückkehrt, nimmt ihn der Vater mit offenen Armen wieder auf.

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37 Kommentare
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  • Rudi B. am 12.05.2023 16:02 Uhr / Bewertung:

    Wo bleibt der Wagen der AfD? Die Parteivorsitzende Weidel ist lesbisch und keine Parteianhänger stört es. Lösung: Man lebt seine Sexualität ungestört und trägt sie nicht penetrant in der Öffentlichkeit zur Schau.

  • Rudi 678 am 12.05.2023 15:20 Uhr / Bewertung:

    Mir ist die Veranstaltung in der Zwischenzeit viel zu mainstream. Selbst die Stadtwerke hüpfen mit rum. Das ist längst keine Veranstaltung mehr für Schwule und Lesben sondern einfach nur eine Mottoparty.

  • Münchner Kindl am 12.05.2023 14:50 Uhr / Bewertung:

    Recht hat er , der Herr Holzapfel. Leider zeigt sich die Intoleranz oft gerade verstärkt bei denen, die doch angeblich so für Toleranz eintreten.

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