"Warum stehen hier Wohnungen leer?": Was es mit diesen Plakaten in München auf sich hat

Tausende Wohnungen in München stehen leer. Eine neue Aktion will darauf hinweisen. An Fassaden und im Internet. Was dahinter steckt und so erreicht werden soll.
Felix Müller
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Natalie Kettinger
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Protest! Adelheid Rupp, Theo Glauch und Christian Schwarzenberger von der Linken am Montag vor der Agnesstraße 48.
Protest! Adelheid Rupp, Theo Glauch und Christian Schwarzenberger von der Linken am Montag vor der Agnesstraße 48. © Bernd Wackerbauer

München - Die Zahl ist hoch. Sehr hoch. Überraschend hoch. Doch die Münchner Linke ist überzeugt. Dass tatsächlich 47.000 Wohnungen in der Stadt trotz Wohnungsnot leer stehen. Das hätten Hochrechnungen ergeben. Die Leerstandsquote liege in der Stadt bei 6,2 Prozent. Man gehe davon aus, dass etwa 30.000 Wohnungen aus den verschiedenen Gründen sogar dauerhaft gar nicht genutzt werden.

Auf diesen Skandal will die Linkspartei nun aufmerksam machen. In der Nacht auf Montag klebte man Plakate an 40 Häuser in München. Darauf steht: "Warum stehen hier Wohnungen leer?" Zum Beispiel an der Agnesstraße 48, wo ein Investor nach Angaben der Linken das Haus leer stehen lässt, nachdem Mieter ausziehen mussten.

Wie hier an einem leerstehenden Haus in Sendling kleben in München plötzlich viele dieser Plakate.
Wie hier an einem leerstehenden Haus in Sendling kleben in München plötzlich viele dieser Plakate. © Felix Müller

"Leerstand beenden"-Plakate in München: Die Linke will auf "verfehlte Politik" hinweisen

Bei der Plakat-Aktion soll es aber nicht bleiben. Die Linke ruft auf, Leerstände zu melden an leerstand@die-linke-muc.de. "Es geht uns darum, den Leerstand in der Stadt viel sichtbarer zu machen", sagt Theo Glauch, der Linken-Landtagskandidat für Milbertshofen, der AZ.

Die bayerische Spitzenkandidatin Adelheid Rupp rechnet im Gespräch mit der AZ vor: "Wenn man von einer Belegung von jeweils mindestens zwei Personen ausgeht, könnten rund 100.000 Menschen ein Dach über dem Kopf haben – bei aktuell über 10.000 Obdachlosen in München." Der Leerstand sei "Ausdruck einer verfehlten Politik auf jeder Ebene".

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Linkspartei: Enteignung bei Leerstand kann eine Option für München sein

Was der Grund für den vielen Leerstand sei? Rupp ist überzeugt: "80 bis 85 Prozent reine Spekulation." Was die Linke vorschlägt? "Alle sind untätig: die Stadt, Bayern, der Bund. Wobei man natürlich unheimlich viel machen könnte: zum Beispiel Maßnahmen von Staat oder Kommune, wenn sich innerhalb eines Jahres keine Weitervermietung einstellt."

"Das kann sein, dass bezogen werden darf und Sanierungskosten auf den Eigentümer umgelegt werden, dem dann natürlich eine Miete bezahlt wird. Das kann in ganz harten Fällen auch eine Enteignung sein", so die Spitzenkandidatin der bayerischen Linken weiter.

Die Spitzenkandidatin der Linken in Bayern Adelheid Rupp.
Die Spitzenkandidatin der Linken in Bayern Adelheid Rupp. © Uwe Lein/dpa

Das könne bei Erbschaftsstreitereien – "die in München bei einigen großen Wohnblöcken Hintergrund des Leerstandes sind" – aber auch eine "zwingende Mediation sein". Doch was könnten Behörden tun, um den realen Leerstand zu ermitteln? Auch da hat die Linke eine Idee. "Das könnte man ganz einfach über Stromzähler machen", hieß es am Montag.

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17 Kommentare
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  • glooskugl am 07.09.2023 07:50 Uhr / Bewertung:

    Leer stehende Wohnungen müssen temporär mit Studenten belegt werden,oder so mit Strafzahlungen belegt werden ,dass dem Eigentümer die Schwarten krachen...

  • Annamirl am 06.09.2023 15:16 Uhr / Bewertung:

    Da kann man sicher nicht pauschal urteilen, sondern muss jede leerstehende Immobilie einzeln betrachten. Es mag zum Teil gute Gründe geben, aber ein Problem sind die leerstehenden Wohnungen schon, wenn gerade ein Mangel an Wohnungen besteht.

    Wenn z. B. tatsächlich Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen erneuert werden müssen, dann ist es sinnvoll, das Gebäude zu entmieten und dann alles komplett erneuern und auf den heutigen Stand bringen zu lassen, aber das kann man schon vorbereiten und dafür sorgen, dass dann auch entsprechende Firmen zur Verfügung stehen und die Arbeiten so halbwegs zeitnah ausführen.

  • Innenstädter am 06.09.2023 12:55 Uhr / Bewertung:

    Wer Hauseigentümer ist weiß, dass man die Immobilie alle 35-40 Jahre wieder grundsanieren muss. Das geht geht in der Regel nur, wenn das Haus leer ist und verlangt mehrjährige Planung. Für Dritte sird das dann fälschlicherweise als „Leerstand“ wahrgenommen. Und von der Splitterpartei der „Linken“ politisch genutzt. In der Tradition der alten Firmierung SED natürlich, mit Aufruf zur Denunziation.

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