Vorbild Mecklenburg-Vorpommern: Touristen in München sollen Bäume kaufen

Touristen stoßen mit ihrer Reise nach München CO2 aus. Das sollen sie kompensieren – indem sie der Stadt einen Wald schenken. In anderen Städten gibt es diese Idee schon. In München kommt sie Touristen aber deutlich teurer.
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Drei von der CSU für Bäume (v.l.): Kommunalreferentin Kristina Frank, CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner.
Drei von der CSU für Bäume (v.l.): Kommunalreferentin Kristina Frank, CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. © CSU/FW-Fraktion

München - Touristen haben in Mecklenburg-Vorpommern einen Wald finanziert, der etwa so groß ist wie eineinhalb mal die Theresienwiese. Wie das funktioniert? Bereits seit 2007 können Touristen, die in das Bundesland an der Ostsee reisen, sogenannte "Waldaktien" kaufen. Für zehn Euro finanzieren sie damit die Aufforstung von fünf Quadratmetern Waldfläche.

CO2-Emissionen sollen ausgeglichen werden

Dahinter steht der Gedanke, dass Touristen das CO2, das sie mit ihrer Reise ausstoßen, mit Bäumen kompensieren sollen. "Zehn Quadratmeter Wald absorbieren so viel CO2, wie eine vierköpfige Familie mit 500 Kilometern Anreise bei einem 14-tägigen Urlaub freisetzt", schreibt das Klimaschutzministerium von Mecklenburg-Vorpommern auf einer Webseite. Inzwischen hat das Bundesland 50 Hektar Wald gepflanzt.

München macht diese Idee jetzt nach. Die Anregung dafür kommt von der CSU, die stellte im Herbst 2021 einen Antrag. Nun setzen das Kommunal- und das Wirtschaftsreferat (beide CSU-geführt) das Projekt um.

Touristen in München verbrauchen mehr CO2 als Urlauber in Mecklenburg-Vorpommern

Nur der Name ist anders – und der Preis. Statt "Waldaktie" heißt das Konzept "Waldschein". Und statt zehn Euro kostet ein Zertifikat 80 Euro. Denn offenbar ist der CO2-Ausstoß eines Touristen, der nach München reist und oft von weit her mit dem Flugzeug kommt, höher als von denen, die Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern machen.

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200 Kilo CO2 stößt ein Tourist laut Verwaltung im Schnitt mit seinem Urlaub in München aus. Um das zu kompensieren, muss die Stadt eine Waldfläche von 200 Quadratmetern bepflanzen – und das kostet 80 Euro.

"Sollten wir feststellen, dass mit einem geringeren Preis die Nachfrage höher ist, können wir ihn noch anpassen", sagt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). Aber mit zehn Euro wie in Mecklenburg-Vorpommern kompensiere man eben auch nur ein Achtel des Ausstoßes. Ab Frühsommer sollen Touristen die Waldscheine kaufen können. Auf Social Media und bei den Reiseveranstaltern solle dafür geworben werden, sagt Baumgärtner.

Fürs Pflanzen ist das Kommunalreferat zuständig. Noch in diesem Jahr sind im Truderinger Wald und in Aubing-Moosschwaige Pflanzaktionen geplant, schreibt die Pressestelle. Auch hinter den Stadtgrenzen forstet das Kommunalreferat auf – etwa bei Hohenlinden und bei Fürstenfeldbruck. Die Bäume sind laut Kommunalreferat zwischen zwei und vier Jahre alt und zwischen 30 und 80 Zentimeter hoch. "Das freut die Umwelt, das Gewissen, die Urlaubslaune und das Stadtsäckl", glaubt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU).

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7 Kommentare
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  • Realist am 07.05.2023 23:32 Uhr / Bewertung:

    Und wer koordiniert und kontrolliert es, dass das Geld genau dafür hergenommen wird?
    Und warum forstet man im Umland auf und nicht in der Stadt, wo sich auch die Touristen aufhalten? Dann hätten Münchner Bürger und Touristen gleichermaßen was davon. Drm Stadtbild täte es auch gut.

    Wer soll denn die Baumscheine anbieten? Sollen das auch noch die Hotels machen?

    Nächster Witz, bitte!

  • eule75 am 07.05.2023 19:41 Uhr / Bewertung:

    Jetzt werden auch noch die Touristen verschreckt!

  • Rudi 678 am 07.05.2023 16:57 Uhr / Bewertung:

    Na da schau an, die drei von der Tankstelle haben eine Idee. Die Idee ist allerdings uralt und wurde von der katholischen Kirche im Mittelalter perfektioniert. Bekanntlich musste man als armer Sünder nur einen Ablass zahlen um dem Fegefeuer zu entrinnen. Heute muss der Gutmensch ein wie auch immer geartetes Umweltzertifikat kaufen und schon kann er sich als umweltbewusster Bürger präsentieren. Die bittere Wahrheit ist aber, die Umweltschäden werden nicht durch das Pflanzen von Bäumen kompensiert. Und die Aufforstung gehört schlicht zu den Aufgaben des Kommunalreferats.
    Der Unterschied zur Bettensteuer liegt meines Erachtens in der Freiwilligkeit des Waldscheins. Die Bettensteuer sollte dagegen eine Pflicht werden.

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