Vor 50 Jahren in der AZ: Eine junge Lehrerin fordert, Bairisch zur offiziellen Schulsprache zu machen
München – Gerade erst hat der neue Vorsitzende des Vereins Bairische Sprache ja in der AZ dafür geworben, in Schulen doch wenigstens Süd-Hochdeutsch zu sprechen und zu lehren. Mit Blick in eine alte AZ-Ausgabe können wir sagen: Neu ist diese Debatte keineswegs.
Vor 50 Jahren, im Herbst 1974 sorgte eine junge Oberstudienrätin für Aufsehen, die forderte, Bairisch zur offiziellen Schulsprache zu machen. Eines ihrer Argumente (das die AZ zur Überschrift machte): Bairisch mache doch noch den grantigsten Lehrer sympathisch. Bayerische Lehrer wollten "reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist", war auch die AZ-Reporterin überzeugt. Durch das Bairische werde "der Umgangston zwischen Lehrern und Schülern schlagartig verbessert".

Die Oberstudienrätin Heidi Plankenhorn (34) aus Söcking bei Starnberg setzte sich dafür ein – und hatte es mit ihrem Aufruf fürs Bairische an den Schulen sogar bis in eine Zeitschrift des Kultusministeriums geschafft. In eben jenem Amtsblatt werde das Bairische arg stiefmütterlich behandelt, hatte sie geklagt. Dabei müsse der "Gwissenswurm" doch die Studienräte nicht zu plagen, wenn sie ihre "speziellen bayerischen Möglichkeiten" in den Unterricht einbrächten.
Im Englisch-Unterricht könne er zum Beispiel darauf hinweisen, dass es die Briten wie die Bayern halten. Die einen sagen "I meinerseits" und die anderen "I myself". Im Französischen hingegen erkenne jeder Bayer mit Freuden, dass er Wörter wie "Bagasch", "Blamasch" oder "Wiesawie" eigentlich schon lange kenne. Das Lateinische wiederum gewinne Lebensnähe, wenn der Lehrer auf das reiche Erbe der Lehnwörter hinweise, besonders auf echt bayerische Spezialitäten wie "Vakanz", "Radi" (radix) oder "Gaudi" (gaudium).
Auf Bairisch sei der Rüge schnell die Härte und das Verletzende genommen
Ganz wörtlich, erklärte die Lehrerin der AZ, sei das Ganze nicht gemeint. "Aber ich meine wirklich, dass die bayerische Mundart den Umgang zwischen Lehrern und Schülern erleichtert." Wie das gemeint sei? "Jeder Schüler wird sofort den Ernst der Lage erkennen, wenn der Lehrer droht: I hab jetzt gnua." Oder auch: "Reiß di zamm, sonst ruck ma zamm!" Auf Bairisch sei der Rüge schnell "die Härte und das Verletzende oder gar Beleidigende genommen". Ihr Fazit: Bairisch bringe "Leben und Farbe in den Schulalltag, der dann ein bisserl weniger Grau wird und dafür ein heiteres Weiß-Blau zeigt."
- Themen: