Von München nach Italien: Kommt der Superzug mit Verspätung?
München - In München einsteigen und mit dem Zug die Alpen überqueren. Über Südtirol in wenigen Stunden bis nach Mailand oder Rom. Für viele Münchner sicher reizvoll ‒ aber aktuell nur mit österreichischen Zügen und vor allem mit Umsteigen in Verona oder Bologna machbar.
Ab 2026 aber will die italienische Staatsbahn Trenitalia wie berichtet wieder diese Traditionsverbindungen anbieten ‒ und zwar mit ihren Hochgeschwindigkeitszügen Frecciarossa ("Roter Pfeil"). Doch der Weg dahin ist offenbar nicht ganz einfach. Noch müssen einige Hürden genommen werden.
Zug Frecciarossa von München nach Italien: Der Rote Pfeil fährt 360 km/h schnell
Die Pläne sind ehrgeizig: Wenn es nach Trenitalia geht, sollen schon im nächsten Jahr Frecciarossa-1000-Züge von Mailand und Rom nach München und perspektivisch sogar bis nach Berlin fahren ‒ und damit der Deutschen Bahn auf dieser Strecke Konkurrenz machen. Der Rote Pfeil fährt bis 360 km/h schnell. Die Nachfrage für die Strecken sei sicher da, sagt Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, im Gespräch mit der AZ. "Wir beobachten das neugierig."

Aber: Vor dem Start nächstes Jahr seien noch eine ganze Menge Hürden, die die italienische Staatsbahn noch überwinden müsse, erklärt Barth. "Da kommen bei mir schon leichte Zweifel auf." Zunächst sind auf der Strecke einige Baustellen geplant. Etwa durch den Bau des Brenner-Basis-Tunnels. Erst nach Eröffnung frühestens 2032 kann eine verkürzte Fahrzeit von knapp fünfeinhalb Stunden nach Mailand angepeilt werden.
Bis dahin gilt: hoher Komfort im Zug, aber sechseinhalb Stunden bis Mailand und echte Hochgeschwindigkeitszugschnelligkeit erst tief in Italien. Und bis zum Bau des Brenner-Basis-Tunnels werden sogar immer wieder Abschnitte ganz gesperrt sein.

Noch offene Fragen bei der Zusammenarbeit
Ein weiteres Problem: Im Fernverkehr ist in Deutschland bisher fast nur die Deutsche Bahn unterwegs (teils in Kooperation mit den internationalen Partnerbahnen).Zwar ist eine Kooperation zwischen italienischer und Deutscher Bahn offenbar auch beim Frecciarossa angedacht, und die dürfte einige Schwierigkeiten entschärfen.
Wie genau diese Zusammenarbeit letztlich aussieht, ist aber noch nicht bekannt. "Es wird schon spannend, wie die dann aufeinanderstoßen", sagt Barth. Zuletzt sei auch der angepeilte Start 2026 sehr ambitioniert, glaubt Barth. Für den Fahrplan im nächsten Jahr müssten nämlich schon ab Mitte März Trassen angemeldet werden. Und wer zu spät komme, müsse schauen, was übrig bleibt. Klingt sehr danach, als könne das Projekt sich verzögern.
Gerade werden die Frecciarossa-1000-Züge schon an das Bahnnetz in Österreich und Deutschland angepasst, das teilte Trenitalia kürzlich mit. Die Züge müssten unter anderem mit Stromabnehmern ausgestattet werden, um mit den hiesigen Oberleitungen zu fahren. Laut Barth sei das schon ein positives Signal.
Luxuriöses Reisen wird hier auch möglich
Die Italiener meinen es offenbar ernst mit dem Projekt. Eine gute Nachricht ‒ auch für jene Münchner, die Luxus zu schätzen wissen. Denn in den Zügen gibt es nicht nur zwei Klassen, sondern gleich vier. Und die edelste hat es in sich: die sogenannte Executive Class. Diese Klasse richtet sich an Reisende, die "maximalen Komfort, Exklusivität und einen maßgeschneiderten Service erwarten", heißt es aus Rom.

Pro Wagen gibt es nur zehn Sitzplätze ‒ großzügig dimensionierte Ledersessel mit "viel Beinfreiheit, verstellbarer Rückenlehne und Privatsphäre". Dazu gebe es "ein Gourmet-Menü von renommierten italienischen Köchen". Klingt nach angenehmem Reisen. Ab wann, ist weiterhin offen. "Ich würde mit meinem Italien-Urlaub erstmal nicht darauf warten", sagt Barth.
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