Verfassungsschutz: Impfpflicht wird Querdenker-Szene radikalisieren

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Leugner-Szene mit Sorge – und warnt vor einer weiteren Radikalisierung vor allem auch durch Messenger-Dienste.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Teilnehmer einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen tragen Deutschland-Fahnen.
Teilnehmer einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen tragen Deutschland-Fahnen. © Stefan Sauer/dpa

München - Unlängst erst kam es bei einer Demonstration von Corona-Leugnern und sogenannten "Querdenkern" in München zu gewalttätigen Szenen: Ein Mann schlug einem Journalisten vor dessen laufender Kamera ins Gesicht.

Das latente Gewaltpotenzial wird auf solchen Demos immer öfter manifest, Corona-Regeln wie Mindestabstand und Maskenpflicht eh meist komplett ignoriert.

Landesamt für Verfassungsschutz warnt vor Radikalisierung

Wer auf solchen Demos mitläuft und spricht, das beobachtet auch das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (BayLfV) genau. Denn die Beamten registrieren durchaus mit Sorge, dass "einige Protagonisten dem Sammelbeobachtungsobjekt Sicherheitsgefährdende demokratiefeindliche Bestrebungen zugeordnet" werden können, wie die Behörde auf AZ-Anfrage mitteilt.

Diese Personen oder Bewegungen werden immer dann beobachtet, "wenn tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass diese zu Aktionen gegen staatliche Einrichtungen, gegen die staatliche Infrastruktur oder gegen staatliche Repräsentanten und demokratisch gewählte Entscheidungsträger in ihrer Funktion als Amtsträger ernsthaft und nachdrücklich aufrufen oder sich an solchen Aktionen beteiligen".

Lesen Sie auch

Telegram ist ein Katalysator

Und das, so das BayLfV, geschieht immer öfter über den Messenger-Dienst Telegram. Dieser ist besonders bei Corona-Leugnern oder "Querdenkern" beliebt, weil er weit weniger stark moderiert wird, gleichzeitig aber über entsprechende Gruppenkanäle Hunderttausende gleichzeitig erreicht werden können.

Weil die Administratoren solcher Gruppen oft freie Hand haben, warnt das BayLfV vor "einer fortschreitenden Radikalisierung innerhalb einzelner Gruppen". Die Beiträge dort "umfassen Drohungen, Nötigungen, Verunglimpfungen, extremistische Inhalte sowie unverhohlene Aufrufe zu Straf- und Gewalttaten. Diese von Gewalt und Hass geprägte Sprach- und Kommunikationsumgebung ist grundsätzlich dazu geeignet, ein Klima zu schaffen, in dem die Hemmschwellen zur Gewaltanwendung sinken."

BayLfV: Reichsbürger und Rechtsextremisten greifen Impfpflicht auf

Die Beamten erwarten, dass die Debatte und potentielle Einführung einer Corona-Impfpflicht die Lage noch verschärfen wird. Es sei "bereits jetzt festzustellen, dass Rechtsextremisten sowie Reichsbürger und Selbstverwalter das Thema Impfpflicht aufgreifen, um die eigene Sichtbarkeit und Reichweite zu erhöhen", so das BayLfV.

Lesen Sie auch

Das betrifft auch dem Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz bis dato nicht aufgefallene Personen: "Darüber hinaus ist festzustellen, dass Personen, die dem BayLfV vor Beginn der Corona-Pandemie noch nicht bekannt waren, sich aufgrund ihrer Gegnerschaft zu den Corona-Maßnahmen radikalisiert haben und sich in der Folge extremistisch oder sicherheitsgefährdend betätigt haben."

Es sei davon auszugehen, dass die Anzahl derer, "die sich in verfassungsschutzrelevanter Art und Weise betätigen, nochmals zunehmen" wird.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • glooskugl am 13.12.2021 09:26 Uhr / Bewertung:

    Telegram Dienst schließen. Fertig! Ein entsprechendes ansinnen der Politik hier einzugreifen unterstütze ich.

  • Anemone am 11.12.2021 12:36 Uhr / Bewertung:

    Ganz schlecht wäre, vor diesen Typen einzuknicken und ihnen ständig ein Podium zu schaffen.
    Der Staat muss eine ganz klare Haltung zeigen und auch, dass er sich nicht von Minderheiten, und zwar egal von welchen, dirigieren und gängeln lässt.
    Klare Entscheidungen, gefolgt von konsequenten Kontrollen und ggf. Konsequenzen, dann hört das unsägliche Theater auch mal auf.

  • Rosinerl am 10.12.2021 22:11 Uhr / Bewertung:

    Interessant ist dabei aber ein Aspekt: die Querdenker haben keinerlei institutionelle Macht, die sie mißbrauchen könnten. Die Politiker haben diese und haben diese auch schon massenhaft mißbraucht, was die Gerichte wieder geraderücken mussten. Insofern sehe ich die weit größere Gefahr bei unseren Politikern und weniger bei Menschen, die gegen Machtmißbrauch und gegen überzogene Coronamaßnahmen protestieren.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.