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Pasing-Attentäter will ins Gefängnis: Er trank vor der Bluttat täglich zwölf Bier

Ein Messerangriff auf zwei Männer in einer Einkaufsstraße in Pasing hat im Juli 2024 für großes Aufsehen gesorgt. Nun ist die Tat ein Fall fürs Gericht, von akuter paranoider Schizophrenie ist da die Rede. Sein Motiv: Hass auf Muslime
John Schneider
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Knapp acht Monate nach einem Messerangriff auf zwei Passanten beginnt vor dem Landgericht München I ein Sicherungsverfahren gegen den mutmaßlichen Täter, der aus Hass auf Muslime gehandelt haben soll.
Knapp acht Monate nach einem Messerangriff auf zwei Passanten beginnt vor dem Landgericht München I ein Sicherungsverfahren gegen den mutmaßlichen Täter, der aus Hass auf Muslime gehandelt haben soll. © Felix Hörhager/dpa

München - Bereits bei der Feststellung der Personalien zu Beginn des Prozesses um die Pasinger Messerattacke vom 23. Juli 2024 gibt es den ersten Schock. Und zwar für den Beschuldigten Werner P. (41). Der erfährt von der Vorsitzenden Richterin Elisabeth Ehrl, dass seine Mutter verstorben sein soll.

Das habe er nicht gewusst, sagt er. Die Richterin, sichtlich verblüfft, entschuldigt sich bei ihm, dass er es auf diese Weise erfahren musste. Dann geht der Prozess im Strafjustizzentrum in gewohnter Weise weiter.

Ärzte versorgen tiefe Schnittwunden in der Klinik

Verhandelt wird seit Mittwoch der Angriff des 41-Jährigen auf zwei junge Muslime (18 und 25 Jahre alt). Die Tat vom Juli des vergangenen Jahres hatte Pasing erschüttert. Erst soll der Beschuldigte unvermittelt auf einen jungen Passanten eingestochen haben. Und kurz darauf auf einen zweiten Mann, der gerade in sein Auto einsteigen wollte. Die beiden Männer erlitten tiefe Schnittwunden, seien aber nicht in Lebensgefahr gewesen.

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Werner P. wird dann mit schwarzem Kapuzenpulli, Brille und Vollbart in den Gerichtssaal B 275 geführt. Fast die gesamte Zeit der Verhandlung wird er dort in gebeugter Haltung und ohne großes Mienenspiel verbringen.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor. Der psychisch kranke Mann – er soll an paranoider Schizophrenie leiden – lebte zuletzt in einer therapeutischen Wohngemeinschaft und von Sozialhilfe. Er soll nach dem Willen der Generalstaatsanwaltschaft dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle.

Werner P. wird vorläufig in einer Psychiatrie untergebracht

Der Beschuldigte sei zum Zeitpunkt des Angriffs in der Gleichmannstraße von dem Gedanken beherrscht gewesen, Deutschland müsse von Muslimen befreit werden, heißt es im Antrag der Generalstaatsanwaltschaft.

Nach dem Messerangriff auf zwei Passanten in München wurde der Tathergang nachgestellt.
Nach dem Messerangriff auf zwei Passanten in München wurde der Tathergang nachgestellt. © Felix Hörhager/dpa

Der Beschuldigte habe sich seinerzeit mit islamfeindlichen, aber auch antisemitischem Verschwörungstheorien beschäftigt. Laut Antragsschrift habe sich der psychisch Kranke dann gezwungen gesehen, selbst einzuschreiten, "um Deutschland zu retten“.

Werner P. will derzeit nichts sagen, erklären seine Verteidiger Alexander Eckstein und Dagmar Mohra gleich nach Verlesung der Antragsschrift zu Prozessbeginn. Weder zur Sache noch zu seinen persönlichen Verhältnissen.

Experte über Tatverdächtigen: Verfolgungswahn

Also sprechen andere über ihn. Zum Beispiel der psychiatrische Sachverständige Cornelis Stadtland. Der Experte hatte die Gelegenheit kurz mit dem 41-Jährigen zu reden.

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Dieser habe ihm unter anderem erzählt, dass er schon als Kind Angst vor Verfolgung durch den israelischen Geheimdienst hatte. Der Mossad wolle ihn entführen, fürchtete er damals. Zudem verriet der 41-Jährige dem Sachverständigen, dass ihm immer wieder kommentierende Gedanken durch den Kopf gehen. Als befände sich ein Polizist in seinem Kopf.

Ob diese Stimmen auch bei der Tat eine Rolle spielten, ließ sich in der kurzen Zeit, die ihm Werner P. gewährte, aber nicht herausfinden.

Attentäter hat raue Mengen an Alkohol und Tabletten konsumiert

Werner P. will in großen Mengen Alkohol und Tabletten konsumiert haben. Über den Tag verteilt habe er zuletzt täglich zwölf Halbe Bier getrunken. Dass er das gut vertragen habe, liege wohl an seinem großen Körpergewicht, erklärte er dem Sachverständigen. Und verriet diesem dann auch noch seine große Hoffnung für dieses Verfahren: "Ich will ins Gefängnis.“

Doch die Generalstaatsanwaltschaft, zuständig für Staatsschutzdelikte, hat mit ihm andere Pläne. Sie sieht seinen künftigen Platz eher in der Psychiatrie.

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  • Haan am 12.03.2025 13:59 Uhr / Bewertung:

    Hass auf Musl...? Die wollen doch von Ungläubigen gemocht oder gar geliebt werden.

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