Update

Kita-Streik in München: 1.000 Protestierende machen ihrem Ärger Luft

Rund 1.000 Menschen sind am heutigen Kita-Streiktag in München auf die Straße gegangen. Sie wollen damit Druck machen für die nächste Lohnrunde mit den Arbeitgebern.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
9  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Streikende Anfang März am Königsplatz in München.
Streikende Anfang März am Königsplatz in München. © imago/Smith

München - Der Streiktag begann in München mit einer Streikversammlung der ver.di-Jugend am Königsplatz. 100 Nachwuchskräfte warben dafür, ihren Beruf attraktiver zu machen. Nach einem kurzen Demonstrationszug stießen sie auf die rund 1.000 Streikenden aus den Münchner Kinderbetreuungseinrichtungen (Kitas, Krippen, Tagesheime, Horte).

Die Redner, alle selbst Beschäftigte in den Einrichtungen, kritisierten die Arbeitgeber scharf: "Wenn die uns als Entlastung Massagen in der Mittagspause anbieten, dann frage ich, welche Mittagspause?" Darauf folgte tosender Applaus.

"Erzieherinnen und Erzieher haben einen Bildungsauftrag"

Heinrich Birner, ver.di-Geschäftsführer kritisiert in diesem Zusammenhang die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf. Sie hat auf "BR24" angekündigt, dass man über Qualifikationsstandards bei Erzieherinnen und Erzieher diskutieren müsse. Es ginge darum, möglichst viel und möglichst unkompliziert Menschen zu gewinnen, die bei der Betreuung helfen. "Das ist eine Entwertung der wichtigen frühkindlichen Bildung. Erzieherinnen und Erzieher haben keine Aufbewahrungsaufgabe, sondern einen Bildungsauftrag," so Birner.

Merle Pisarz, ver.di-Gewerkschafterin für den Bereich Sozial- und Erziehungsdienst, ergänzt: "Es ist jetzt schon schwierig in den großen Gruppen auf die Kinder individuell einzugehen, auch jetzt haben wir schon Kinder, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. In Zukunft werden vermehrt Kinder mit Kriegstrauma und Sprachbarriere zu erwarten sein. Die pädagogischen Aufgaben und die Verantwortung der Erzieherinnen und Erzieher wird daher steigen."

Verbesserte Arbeitsbedingungen für rund 330.000 Beschäftigte gefordert

Viele Eltern mussten sich am Mittwoch eine Alternative für die Betreuung ihrer Kita-Kinder suchen. Die Gewerkschaft Verdi hat Erzieherinnen und Kinderpfleger in kommunalen Betreuungseinrichtungen für diesen Tag zu einem bundesweiten Streik- und Aktionstag aufgerufen. "In Bayern kommt es zu Streiks in Mittelfranken, Oberfranken, der Oberpfalz sowie in München, Ingolstadt, Augsburg und Kempten", kündigte die Gewerkschaft an.

Die Gewerkschaft will damit nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen und für bundesweit rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und mehr Geld erreichen.

Streik-Aktionen in vielen bayerischen Städten

Aktionen sollen unter anderem in Straubing, Landshut, München, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Regensburg, Augsburg, Ingolstadt, Forchheim und Würzburg stattfinden.

Kita-Streik in München: Städtische Betriebe könnten geschlossen bleiben

Erst Anfang März gab es einen Kita-Streik in München, nun folgt also der nächste. Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen sind Beschäftigte in den städtischen Einrichtungen sowie in denen des Kreisjugendrings München-Stadt.

Die Situation in den Tageseinrichtungen für Kinder sei seit Jahren angespannt, sagte Fachbereichsleiterin Manuela Dietz von Verdi Bayern. Um pädagogisch arbeiten zu können, fehlten 173.000 Fachkräfte. 25 Prozent der Berufsanfänger verließen in den ersten fünf Jahren wieder das Arbeitsfeld. "Die Beschäftigten sind schlicht und einfach am Limit." Keine andere Berufsgruppe erkranke häufiger an Burnout. Derzeit fehlen den Angaben zufolge 20 Prozent des Personals wegen Krankheit.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kritisierte, die Streiks seien unverhältnismäßig und belasteten die Eltern zusätzlich. Erzieherinnen verdienten bei kommunalen Kitas deutlich mehr als bei anderen Trägern. Die Einstiegsgehälter nach der Ausbildung lägen regelmäßig bei 3142 Euro monatlich.

Lesen Sie auch

Die beiden Parteien werden sich dann am 16. und 17. Mai in Potsdam zur dritten Runde treffen. Verdi führt die Verhandlungen gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb, auf der anderen Seite des Tisches sitzen Vertreter der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände. Die Tarifpartner hatten die Verhandlungen im Februar nach knapp zweijähriger Pandemiepause wieder aufgenommen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
9 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • hiertanzenvieleihrennamen am 04.05.2022 13:04 Uhr / Bewertung:

    Unsere Politiker beschließen blauäugig und vollmundig " jedes Kind hat Anspruch auf einen Kindergartenplatz " und demnächst haben alle Kinder "Anspruch auf eine Ganztagesbetreuung" - die Realität ist das Gegenteil. Es mangelt seit Jahren eklatant an Personal, dieses Drama zu ändern, interessiert die Politiker aber nicht. Weltfremder geht es nicht! Überall extreme Personalnot, Kinderbetreuung, Altenpfleger, Krankenhaus-Pfleger - wann findet man endlich den Fehler?

  • Sarah-Muc am 03.05.2022 11:22 Uhr / Bewertung:

    Und wie sollen sich die Bedingungen besser, wenn niemand dafür streikt???
    Es ist doch nur sehr schwer möglich, überhaupt einen Kita-Platz zu bekommen.
    Und das ist schon seit Jahrzehnten das Gleiche. Da hat sich nichts geändert.
    Und weiter geht es dann bei Ganztagsschulen .............
    Man sieht halt, wie wichtig unserem Staat die Kinder sind.........

  • Sarkast am 04.05.2022 07:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarah-Muc

    >>>Man sieht halt, wie wichtig unserem Staat die Kinder sind...<<<

    Man sieht auch, wie wichtig die Kinder den Eltern sind.
    Nämlich überhaupt nicht.
    Wir haben Spaß gehabt, aber für die Folgen muß der Staat aufkommen...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.