Kleines Tier, großer Verlust: Dachauer Windrad muss wegen Fledermäusen stillstehen

Ein Windrad bei Dachau darf sich nicht immer drehen – wegen Fledermäusen. Der Betreiber hat deshalb geklagt.
Heidi Geyer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
15  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Windrad im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. (Symbolbild)
Das Windrad im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Dachau - Man könnte zusätzlich so viel Strom produzieren, dass 750 Haushalte jährlich damit versorgt werden könnten: Wenn es sich denn drehen würde. Aber das 150 Meter hohe Windrad in Pellheim im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. Schuld daran ist die Fledermaus, oder genau genommen: das Landratsamt Dachau, das genau diese schützen will.

So hat das Windrad bei der Genehmigung strenge Auflagen erhalten, um zu vermeiden, dass artengeschützte Fledermäuse nicht getötet werden. Dagegen wehrt sich nun der Inhaber des Windrads, die Ziegelei Hörl und Hartmann.

Mehrere Millionen Kilowattstunden Strom gehen verloren

"Zwei bis drei Millionen Kilowattstunden Strom gehen uns dadurch jedes Jahr verloren", sagt Matthias Hörl, Geschäftsführer der Ziegelei. Und zwar Strom, den er dringend brauchen könnte, gerade in der derzeitigen Energiekrise. Ziegel herzustellen benötige schließlich viel Energie und daher habe man sich ja für ein eigenes Windkraftwerk entschieden, um sich selbst versorgen zu können: "Das ist für uns von existenzieller Bedeutung!"

Am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hat er daher geklagt. Dort ging es am Donnerstag um Detailfragen. Etwa, ob die Software des im Windrad eingebauten Monitoringsystems für die Tiere, "ProBat" genannt, auf dem richtigen Stand ist, was die betroffenen Fledermausarten angeht.

Tierschutz oder Umweltschutz: Was ist wichtiger?

Günter Beermann, der das Windrad für die Ziegelei konstruiert hat, hält Naturschutz für wichtig. Allerdings findet er die Sorgen im Pellheimer Fall völlig übertrieben: "Es wurde noch nie eine tote Fledermaus gefunden." Tatsächlich hat sogar der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck jüngst den Artenschutz angesichts der Energiekrise zugunsten von Windkraft eingeschränkt.

Nur hilft das der Ziegelei Hörl und Hartmann vermutlich nicht, da das Gesetz wohl nur für Neuprojekte gilt.

Dass sich das Windrad ohne Einschränkung drehen darf, befürwortet auch Dr. Roderich Zauscher, Vorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis Dachau. Auch er glaubt nicht an eine Gefahr für Fledermäuse. Ihm geht es um mehr: "Wer Windkraft bekämpft, stärkt Putin!", sagte er der AZ.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die Windrad-Betreiber und das Landratsamt Dachau konnten sich schließlich einigen, das Verfahren wurde eingestellt.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
15 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 14.10.2022 19:22 Uhr / Bewertung:

    Hier ein paar Zitate zu dem Fall:
    "Die Zahl der getöteten Vögel durch Windkraftanlagen in Deutschland wird auf bis zu 100.000 pro Jahr geschätzt. Das ist bedauerlich. Wer aber wirklich ein Herz für Vögel hat, sollte auch auf helle Wohnungen verzichten. Rund 18 Millionen Vögel sterben jährlich in Deutschland an Glasscheiben. Auch im Straßenverkehr kommen erheblich mehr Vögel ums Leben als durch Windkraftanlagen. Der mit Abstand größte Killer für Vögel ist bei vielen Menschen allerdings der Renner bei Videoclips: Die Katze. In den USA gehen Studien von weit über einer Milliarde durch Katzen getöteten Vögel aus. Wenn Sie also eine Katze beseitigen, retten sie damit mehr Vögeln das Leben als durch eine Windkraftanlage jemals sterben werden."

    Besonders der letzte Satz bringts auf den Punkt!
    Und außerdem gehts anscheinend darum, dass man in Bayern einfach keine Windräder haben will.

  • Elisa am 14.10.2022 13:06 Uhr / Bewertung:

    Dr. Roderich Zauscher, Vorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis Dachau: "Wer Windkraft bekämpft, stärkt Putin!" Derzeit das wohlfeile Totschlagargument für/gegen alles und jedes, was einem persönlich nicht in den Kram passt. Dass inzwischen auch der Bund Naturschutz (!) der gigantischen Natur- und Tierzerstörung das Wort redet, erschüttert. Aber Herr Habeck hat ja bereits angekündigt, dass künftig Windräder auch in Naturschutzgebieten gebaut werden sollen. Wie gefährlich besonders die modernen hohen Windräder für Fledermäuse und wie verheerend die Todeszahlen durch Erschlagen oder das tödliche Zerreißen der Luftsäcke sind, kann jeder mit ein wenig Googeln selber nachlesen. Da aber von den Windrädern auch Milliarden von Insekten getötet werden, erledigt sich das Problem ohnehin von selbst. Fledermäuse, die nicht den Windrädern um Opfer fallen, verhungern, weil sie keine Insekten mehr finden. Fledermäuse weg. BUND glücklich, Windkraft-Lobby glücklich.

  • ClimateEmergency am 14.10.2022 18:30 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Elisa

    "Wie gefährlich besonders die modernen hohen Windräder für Fledermäuse und wie verheerend die Todeszahlen durch Erschlagen oder das tödliche Zerreißen der Luftsäcke sind, kann jeder mit ein wenig Googeln selber nachlesen. "

    Wie lange bist du schon Naturschützer?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.