So grün wird der graue Altstadtring in München

33,7 Millionen Euro gibt die Stadt für einen neuen Tunneldeckel aus. Dieser wird mit Bäumen und Stauden bepflanzt. Die CSU lehnt das Ganze ab wegen Staugefahr.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
18  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
So könnte der Blick auf die St.-Markus-Kirche einmal aussehen, wenn hier Stauden und Gräser wachsen.
So könnte der Blick auf die St.-Markus-Kirche einmal aussehen, wenn hier Stauden und Gräser wachsen. © Visualisierung: Baureferat

München - Dass Stadtplanung in München lange hauptsächlich für Autos gemacht wurde, lässt sich an kaum einer Stelle so gut beobachten wie am Oskar-von-Miller-Ring: Bis zu neun Fahrspuren müssen Fußgänger überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern.

Umgestaltung der Oberfläche

Wenn die Sanierung des Altstadtringtunnels Mitte 2023 fertig ist, soll sich auch an der Oberfläche etwas tun. Der Bereich zwischen Gabelsbergerstraße über Oskar-von-Miller-Ring bis Von-der-Tann-Straße soll bis 2026 komplett umgestaltet werden. Dann gibt es dort weniger Autospuren, weniger Parkplätze und dafür mehr Grün, mehr Platz für Radler und Fußgänger.

Lesen Sie auch

Bäume, Brunnnen, Pferdeskulptur

Insgesamt wird es 57 zusätzliche Bäume geben. Dicht blühende Sträucher, Stauden und Gräser werden gepflanzt. In der Nähe der Tunneleinfahrt sollen sie bis zu vier Meter in die Höhe wachsen. Außerdem wird vor dem Oskar-von-Miller-Forum ein Brunnen mit einem 25 Quadratmeter großen Wasserbecken gebaut. Auch ein Kunstwerk, eine große Pferdeskulptur, wird aufgestellt. 33,7 Millionen Euro lässt sich die Stadt das alles kosten. Der Stadtrat hat die Maßnahme gestern im Bauausschuss beschlossen.

Vier Meter wird der Kopf des Pferdes in die Höhe ragen.
Vier Meter wird der Kopf des Pferdes in die Höhe ragen. © Visualisierung: Baureferat

Notwendige "Stadtreparatur"

Eine notwendige "Stadtreparatur" nennt SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl das Vorhaben. Dass die Maßnahme so teuer ist, hält Gradl für gerechtfertigt: "Der Petuelpark hat auch viel Geld gekostet - und es hat sich gelohnt." Die breite Straße, die Altstadt und Maxvorstadt zerschneidet, nennt Gradl ein "Verbrechen".

Im Grünen zum Museumsquartier schlendern

In Zukunft wird es aus seiner Sicht viel angenehmer, von der Innenstadt Richtung Museumsquartier zu schlendern. Auch Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher bezeichnet das Konzept als "wunderbar". Sogar der Verkehrsexperte der FDP, Fritz Roth, findet: Die Straßen an dieser Stelle sind für den Autoverkehr zu breit.

Lesen Sie auch

Gräser und Stauden gegen Lärm

Aus den grauen Straßen soll ein "grüner Boulevard" werden, wie es in dem Beschlussentwurf des Baureferats heißt. Zwei bis vier Meter hohe Gräser- und Stauden sollen den Verkehrslärm von den Fußgängern abschirmen. Insgesamt entstehen rund 4.300 Quadratmeter Grün. Das Substrat, auf dem die Pflanzen wachsen, soll das Wasser besonders gut binden.

Vor der Baustelle sieht der Oskar-von-Miller-Ring von oben so aus - achtspurig. Ein Luftbild aus dem Jahr 2012.
Vor der Baustelle sieht der Oskar-von-Miller-Ring von oben so aus - achtspurig. Ein Luftbild aus dem Jahr 2012. © Google Earth

Drei neue Plätze

Es entstehen außerdem drei neue Plätze, wo sich die Münchner auf Sitzmöbeln aus Kunststein niederlassen können. Neugestaltet wird der Platz vor dem Oskar-von-Miller-Forum. Hier soll eine 13 Meter lange Brunnenanlage mit einer bis zu drei Meter hohen Wand aus Naturstein eine Barriere zum Verkehr bilden - und zwar nicht nur optisch, auch klanglich: Das Wasser soll auf unterschiedlichen Höhen der Mauer austreten und so eine Geräuschkulisse schaffen: lebhaftes Quellen, beständiges Fließen, rinnsalartiges Plätschern.

Lesen Sie auch

Weniger Spuren, mehr Grün

Ein weiteres Kunstwerk stellt die Stadt am Tunnelmund am Oskar-von-Miller-Ring auf. Die 300.000 Euro teure Skulptur trägt den Titel "PS (Horsepower)" und zeigt ein vier Meter hohes aufgeklapptes Spielzeugpferd. Für das Grün fallen Spuren für den Autoverkehr weg. Statt acht Spuren wird die Rampe zum Altstadtringtunnel bloß noch fünf Spuren haben. Am Oskar-von-Miller-Ring wird es statt neun ebenfalls nur noch fünf Spuren geben.

Mehr Platz für Radfahrer

Dafür bekommen auch die Radfahrer mehr Platz: Auf der Von-der-Tann-Straße werden die Radwege 2,80 Meter breit. Für den Autoverkehr fällt deshalb in der Ludwigstraße eine Linksabbiegerspur zwischen Schönfeldstraße und Altstadtring weg.

Wer am nördlichen Tunneleingang steht, soll mehr Grün als Grau sehen.
Wer am nördlichen Tunneleingang steht, soll mehr Grün als Grau sehen. © Visualisierung: Baureferat

Es gibt auch Bedenken

Das Mobilitätsreferat hat Bedenken: Es erwartet laut der Beschlussvorlage einen Rückstau in der Ludwigstraße. Fritz Roth von der FDP schlägt deshalb vor, dass auch auf der Spur, die momentan geradeaus Richtung Odeonsplatz führt, nach links abgebogen werden darf. Alexander Reissl von der CSU lehnt hingegen die Pläne ab. Er hat ein weiteres Problem: Im Oskar-von-Miller-Ring entfallen nahezu alle vorhandenen 58 Stellplätze.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
18 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Praktikant im Amt am 12.10.2022 20:39 Uhr / Bewertung:

    Wenn die Stadt tot ist, übernimmt kein Grüner die Verantwortung. Amateure und Laien verschulden München gegen den Willen der Bürger.

  • tutwaszursache am 12.10.2022 22:39 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Praktikant im Amt

    Warum sollte die Stadt dadurch "tot" werden, dass man mehr attraktiven Lebensraum für die Bewohner schafft, statt einer Beton- und Asphaltwüste, die ihren Ursprung in der Vision von der autogerechten Stadt aus der Mitte des letzten Jahrhunderts haben? Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen das Gegenteil.

  • Praktikant im Amt am 12.10.2022 23:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von tutwaszursache

    Blaupausen sind immer gefährlich. Das ist Grünen egal. Wenn’s daneben geht ist eh keiner schuldig, erst recht nicht die Xperten im Stadtrat. Keiner von denen ist qualifiziert, jeder Bauarbeiter hat mehr Erfahrung in Stadtplanung.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.