So grün wird der graue Altstadtring in München
München - Dass Stadtplanung in München lange hauptsächlich für Autos gemacht wurde, lässt sich an kaum einer Stelle so gut beobachten wie am Oskar-von-Miller-Ring: Bis zu neun Fahrspuren müssen Fußgänger überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern.
Umgestaltung der Oberfläche
Wenn die Sanierung des Altstadtringtunnels Mitte 2023 fertig ist, soll sich auch an der Oberfläche etwas tun. Der Bereich zwischen Gabelsbergerstraße über Oskar-von-Miller-Ring bis Von-der-Tann-Straße soll bis 2026 komplett umgestaltet werden. Dann gibt es dort weniger Autospuren, weniger Parkplätze und dafür mehr Grün, mehr Platz für Radler und Fußgänger.
Bäume, Brunnnen, Pferdeskulptur
Insgesamt wird es 57 zusätzliche Bäume geben. Dicht blühende Sträucher, Stauden und Gräser werden gepflanzt. In der Nähe der Tunneleinfahrt sollen sie bis zu vier Meter in die Höhe wachsen. Außerdem wird vor dem Oskar-von-Miller-Forum ein Brunnen mit einem 25 Quadratmeter großen Wasserbecken gebaut. Auch ein Kunstwerk, eine große Pferdeskulptur, wird aufgestellt. 33,7 Millionen Euro lässt sich die Stadt das alles kosten. Der Stadtrat hat die Maßnahme gestern im Bauausschuss beschlossen.

Notwendige "Stadtreparatur"
Eine notwendige "Stadtreparatur" nennt SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl das Vorhaben. Dass die Maßnahme so teuer ist, hält Gradl für gerechtfertigt: "Der Petuelpark hat auch viel Geld gekostet - und es hat sich gelohnt." Die breite Straße, die Altstadt und Maxvorstadt zerschneidet, nennt Gradl ein "Verbrechen".
Im Grünen zum Museumsquartier schlendern
In Zukunft wird es aus seiner Sicht viel angenehmer, von der Innenstadt Richtung Museumsquartier zu schlendern. Auch Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher bezeichnet das Konzept als "wunderbar". Sogar der Verkehrsexperte der FDP, Fritz Roth, findet: Die Straßen an dieser Stelle sind für den Autoverkehr zu breit.
Gräser und Stauden gegen Lärm
Aus den grauen Straßen soll ein "grüner Boulevard" werden, wie es in dem Beschlussentwurf des Baureferats heißt. Zwei bis vier Meter hohe Gräser- und Stauden sollen den Verkehrslärm von den Fußgängern abschirmen. Insgesamt entstehen rund 4.300 Quadratmeter Grün. Das Substrat, auf dem die Pflanzen wachsen, soll das Wasser besonders gut binden.

Drei neue Plätze
Es entstehen außerdem drei neue Plätze, wo sich die Münchner auf Sitzmöbeln aus Kunststein niederlassen können. Neugestaltet wird der Platz vor dem Oskar-von-Miller-Forum. Hier soll eine 13 Meter lange Brunnenanlage mit einer bis zu drei Meter hohen Wand aus Naturstein eine Barriere zum Verkehr bilden - und zwar nicht nur optisch, auch klanglich: Das Wasser soll auf unterschiedlichen Höhen der Mauer austreten und so eine Geräuschkulisse schaffen: lebhaftes Quellen, beständiges Fließen, rinnsalartiges Plätschern.
Weniger Spuren, mehr Grün
Ein weiteres Kunstwerk stellt die Stadt am Tunnelmund am Oskar-von-Miller-Ring auf. Die 300.000 Euro teure Skulptur trägt den Titel "PS (Horsepower)" und zeigt ein vier Meter hohes aufgeklapptes Spielzeugpferd. Für das Grün fallen Spuren für den Autoverkehr weg. Statt acht Spuren wird die Rampe zum Altstadtringtunnel bloß noch fünf Spuren haben. Am Oskar-von-Miller-Ring wird es statt neun ebenfalls nur noch fünf Spuren geben.
Mehr Platz für Radfahrer
Dafür bekommen auch die Radfahrer mehr Platz: Auf der Von-der-Tann-Straße werden die Radwege 2,80 Meter breit. Für den Autoverkehr fällt deshalb in der Ludwigstraße eine Linksabbiegerspur zwischen Schönfeldstraße und Altstadtring weg.

Es gibt auch Bedenken
Das Mobilitätsreferat hat Bedenken: Es erwartet laut der Beschlussvorlage einen Rückstau in der Ludwigstraße. Fritz Roth von der FDP schlägt deshalb vor, dass auch auf der Spur, die momentan geradeaus Richtung Odeonsplatz führt, nach links abgebogen werden darf. Alexander Reissl von der CSU lehnt hingegen die Pläne ab. Er hat ein weiteres Problem: Im Oskar-von-Miller-Ring entfallen nahezu alle vorhandenen 58 Stellplätze.
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