50 Jahre Ikea in München: Als Eching noch "Elching" hieß
Eching - Ein schwedisches Wirtschaftswunder in Deutschland, das in Bayern vor den Toren Münchens startete und jetzt 50-jähriges Bestehen feiert? Da wollte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht fehlen, selbst bei einem recht frühen 8-Uhr-Termin am Donnerstag in Eching. Die etwas größere Politik war also auch da in dem recht kleinen Ort im Landkreis Freising. Knapp 14.500 Einwohner hat das Städtchen. Und gefühlt hatte Söder genauso viel Polizei und Sicherheitskräfte dabei. Der halbe Parkplatz des Möbelhauses war für das Jubiläum abgeriegelt.
1974 eröffnete also Ikea in Eching seine erste Filiale. Sie war die zweite von Gründer Ingvar Kamprad außerhalb Skandinaviens, nach der Eröffnung in der Schweiz 1973. Und wer sich jetzt fragt, warum Deutschland? Kamprad, 2018 verstorben, hatte Deutschland-Bezug. Sein Vater ist Thüringer gewesen. Seine Mutter war Schwedin. Als in Eching die erste gelb-blaue Möbelhalle eröffnete, hielt sich lange auch der Kalauer "Elching". Befeuert wurde das vom schwedischen Nationaltier und von kleineren sowie größeren Wortspielen, wie etwa dem "Restaurant zum Elch", das in der ersten deutschen Ikea-Halle von 1974 eingezogen war.

Frängisch und schwedisch sind symbadisch
In einer kurzen Geburtstagsrede erzählte Söder dann von seinen ersten Ikea-Möbeln und von der melodischen Verwandtschaft des fränkischen Dialekts sowie der deutsch-schwedischen Werbesprüche ("beides symbadisch"). Bis heute scheitere er beim Aufbau von Möbelstücken. Eher ein Mundwerker als ein Handwerker sei der Ministerpräsident. Bayern habe optimale Bedingungen, so Söder, um kleinere und größere Wirtschaftswunder-Experimente zu starten.
So sah es auch die schwedische Botschafterin Veronika Wand-Danielsson, die extra aus Berlin angereist war. Sie sagte, eigentlich sei Ikea der wichtigste Botschafter Schwedens. Und für sie sei es ein sehr angenehmer Job, schwedische Botschafterin zu sein, "weil Deutschland und Schweden sich lieben", was nicht zuletzt auch mit Pipi Langstrumpf zu tun habe. Eine letzte Anekdote von Söder lautete, dass sein Name ja schwedische Wurzeln habe und wohl von einem Vorfahren im 30-jährigen Krieg stamme. Zudem gebe es ja einige Ikea-Stücke mit dem Namen Söder, wie eine Lampe und einen Sessel. "Ich könnte eigentlich Tantieme verlangen", scherzte er.
Natürlich durfte am Donnerstagmorgen auch der Ikea-Deutschlandchef nicht fehlen: Walter Kadnar, ein Österreicher. Er sprach davon, dass die innovativen Ikea-Möbel klassisches regionales Mobiliar aus den Wohnungen gedrängt hätte, nämlich das alte "Bayerische Eck". Eigentlich hätte Ikea am liebsten längst einen anderen Gast vorgestellt, einen wichtigeren: Margarete Dippold, die allererste deutsche Ikea-Mitarbeiterin.

Der Verkehr hatte den Ablauf des fünfzigjährigen Jubiläums ein wenig durcheinandergebracht. Der eigentliche Stargast mit dem allergrößten Bezug zur ersten deutschen Ikea-Filiale war im Stau bei der Anreise aus Bayreuth steckengeblieben. Grund war ein umgekippter Kartoffellaster auf der A9 bei Greding, der für ein ziemlich großes Verkehrschaos gesorgt hatte, inklusive einer stundenlangen Vollsperre. Schließlich mussten hunderte Kartoffeln wieder aufgesammelt werden.
"Eine Woche Arbeit, eine Woche frei. Das war wie Urlaub"
Aber Dippold war trotzdem bestens gelaunt. 33 Jahre arbeitete sie bei Ikea, anfangs im Kinderparadies. "Die Schweden waren einfach lockerer, kamen mit Jeans und Holz-Clogs daher", sagt sie. Das kam in Eching gut an. "In deutschen Möbelhäusern wurde noch Anzug und Schlips getragen", erinnert sie sich. Ikea habe damals mit riesigen Elch-Plakaten Mitarbeiter angeworben, "nicht zu übersehen", erzählt Dippold. Sie schwärmt von den Arbeitszeiten in den 70ern: "Donnerstag bis Samstag bis 14 Uhr, dazu Montag bis Mittwoch. Danach hatten wir genauso lange frei, das war wie Urlaub", sagt Dippold. Man habe in den ersten Jahren viel improvisiert, bis alles seine Form annahm. Und woran sie sich auch gut erinnert: "Wir trugen in den ersten Jahren alle Holz-Clogs."

Zum 25-jährigen Jubiläum sei Ikea-Chef Kamprad angereist. "Er hat damals jeden einzeln begrüßt und umarmt", sagt Dippold. Nicht endende Bullerbü-Wirtschaftsromantik also? Ein paar dunkle Flecken gibt es in der Erfolgsgeschichte. Gründer Kamprad gab vor seinem Tod zu, als junger Mann überzeugter Nazi gewesen zu sein. Er bereue das sehr, betonte er. Zudem werden immer wieder Vorwürfe laut, dass Ikea das Holz des Planeten regelrecht plündere, mit einem Bedarf von 20 Millionen Kubikmetern Holz pro Jahr. Die Doku "Wie Ikea den Planeten plündert", recherchierte hierzu ausführlich. Das Unternehmen selbst betont stets, nachhaltig und verantwortungsvoll Holz einzukaufen.
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