Twitter-Zoff: Otto Seidl stellt Strafantrag

Wer hat das Nacktfoto verpostet? Das will der neue Wiesn-Stadtrat jetzt vom Staatsanwalt klären lassen. Bis dahin bleibt er im Amt.
Sophie Anfang |
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"Nacktfoto-Eklat um CSU-Stadtrat": Die Schlagzeile der AZ-Donnerstagsausgabe.
dpa/Twitter-Screenshot/AZ "Nacktfoto-Eklat um CSU-Stadtrat": Die Schlagzeile der AZ-Donnerstagsausgabe.

München - Otto Seidl bleibt dabei: "Ich war’s nicht." Nein, er habe das geschmacklose Nacktfoto nicht über Twitter versendet. Hat er mal einen eigenen Twitter-Account angelegt? "Sicher nicht bewusst", sagt Seidl zur AZ. "Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern."

Am Donnerstag hat der CSU-Stadtrat (70) eine Anwältin aufgesucht, um Strafantrag gegen Unbekannt zu stellen – wegen Identitätsdiebstahl und Rufschädigung. Die Staatsanwaltschaft soll nun klären, ob der CSU-Mann die Wahrheit sagt und jemand seinen Account gefälscht hat – oder ob Seidl sich womöglich in eine Notlüge geflüchtet hat.

Das Foto, das am Mittwoch in der Stadtrats-Vollversammlung die Runde gemacht hatte – nur wenige Minuten nachdem Seidl offiziell zum neuen Wiesn-Stadtrat gekürt worden war – hatte große Bestürzung unter den Ratskollegen ausgelöst.

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zu Seidls Twitter-Affäre

Es zeigt ein nacktes Pärchen am Strand, daneben steht ein ebenfalls nackter, erkennbar gut bestückter dunkelhäutiger Mann. Dazu der Text: "Läufst Du gemütlich mit Deiner Frau am Strand, gibt’s immer einen, der die Stimmung versaut ..." Versendet worden war es vor gut einem Jahr – vom Twitter-Account "@OttoSeidl", der auch ein Profilfoto des CSU-Stadtrats zeigt. "Ekelhaft", "sexistisch", "rassistisch", urteilte man unisono in allen Fraktionen.

Die CSU hofft auf schnelle Klärung

Einigkeit herrschte auch darüber: Sollte Seidl der Absender gewesen sein, dies nun aber leugnen, sei er als Wiesn-Stadtrat nicht zu halten.

Fakt ist: Unter Otto Seidls offizieller Mailadresse ist ein Twitter-Account registriert. Und: "@OttoSeidl" ist mit vielen seriösen Nutzern verbunden – wie anderen Stadträten, der Münchner CSU oder seinem Sohn Christian. Dass Twitter den Account nicht verifiziert hat (neben Seidls Foto gibt es kein Häkchen), spielt kaum eine Rolle. Das hätte Seidl beim Internetkonzern extra beantragen müssen – und längst nicht jeder Twitter-Nutzer tut das.

Lesen Sie hier: CSU - Miese Stimmung nach der Watschn-Wahl

Außerdem: Twitter setzt das Häkchen nur dann, wenn der Account für die Öffentlichkeit relevant ist. US-Präsident Barack Obama etwa hat eins, der Münchner Grünen-Stadtrat Florian Roth nicht.

Andererseits ist über den fraglichen Twitter-Account auch ein schwulenfreundlicher Beitrag vom Chef der Grünen im hessischen Landtag geteilt worden. Der konservative Seidl fällt sonst nicht gerade dadurch auf, dass er solche Positionen unterstützt.

Wer könnte also unter seinem Namen Inhalte gepostet und geteilt haben? Und warum schon vor einem Jahr, als Seidl noch ein unauffälliger Stadtrat war? "Ich habe keine Ahnung, ich kann auch nicht begreifen, warum mir da einer so schaden will", sagt Seidl.

Dass ihm womöglich die Enkel einen Streich gespielt haben, schließt er definitiv aus: "Die sind doch schon erwachsen, die würden so etwas niemals mit ihrem Opa machen." Auch sonst wolle er niemanden verdächtigen. "Ich möchte nicht glauben, dass das jemand in meiner Nähe war." 

Bis Klarheit herrscht, bleibt Seidl jedenfalls Wiesn-Stadtrat. Bei der Rathaus-SPD wurde am Donnerstag die Direktive ausgegeben: "Wir äußern uns nicht. Das ist eine Sache der CSU." Und CSU-Fraktionschef Hans Podiuk lässt wissen: "Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Staatsanwaltschaft ermitteln soll und hoffen, dass die Sache zeitnah geklärt wird."

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