Trotz Kritik: Frei.Wild und Roger Waters dürfen in München spielen
München - Ihre rechte Vergangenheit wurde schon oft kritisch diskutiert, nun ist das erneut der Fall: Am 6. Januar soll die Südtiroler Band Frei.Wild nun in der Olympiahalle in München auftreten.
Frei.Wild in München: Bündnis fordert Absage
Weil die Halle der Stadt gehört, richten sich das Linke-Bündnis gegen Antisemitismus, der Verband Jüdischer Studenten in Bayern und weitere Organisationen mit einem Offenen Brief an die Münchner Stadtspitze: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) und die dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) werden darin gebeten, den Vertrag zwischen der Olympiapark München GmbH und der Band aufzukündigen.
"Die kritischen Punkte zur Band Frei.Wild sind uns selbstverständlich bekannt", teilte Verena Dietl am Mittwoch auf AZ-Anfrage mit. "Das Thema wird intern analysiert und insbesondere auch im Aufsichtsrat der Olympiapark München GmbH besprochen", erklärte die Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiapark München GmbH. Das Schreiben des Linken-Bündnisses gegen Antisemitismus München sei bei der Stadtspitze eingegangen und werde beantwortet.
Olympiapark GmbH: Konzertabsage rechtlich kaum möglich
Die Antwort, die das Bündnis erwartet, nimmt der Pressesprecher der Olympiapark GmbH auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks bereits vorweg: Das Konzert werde stattfinden, denn der Olympiapark sei "eine öffentliche Einrichtung, das heißt, wir unterliegen einem sogenannten Kontrahierungszwang. Selbst wenn es uns nicht gefällt, müssen wir grundsätzlich unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, außer es geht um nachgewiesene Verfassungsfeindlichkeit. Die Meinungsfreiheit ist generell sehr umfassend geschützt", so der Pressesprecher Tobias Kohler zum BR.
Trotzdem wollte die Olympiapark GmbH nicht ganz untätig bleiben: Auf der eigenen Webseite hat sie beim Frei.Wild-Konzerttermin einen Text ergänzt. Da steht: "Die Olympiapark München GmbH distanziert sich von antisemitischen, geschichtsrevisionistischen, rassistischen oder rechtsextremen Aussagen – egal wann sie getätigt wurden oder werden."
Auch der Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH hat sich in seiner Sitzung vom 16. Dezember mit dem Thema beschäftigt. In der Vergangenheit wurden bereits mehrere Beurteilungen der Gruppe Frei.Wild eingeholt. Deren Inhalte sind laut einer Mitteilung der Stadt München nach wie vor aktuell. So erhielt die Olympiapark München GmbH von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) die Antwort, dass die Band "in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und teils mit 'rechtem' Gedankengut in Verbindung gebracht" wird. Um eine Gruppierung als (rechts)extremistisch einzustufen, müssten allerdings "Anhaltspunkte über verfassungsfeindliche Bestrebungen" vorliegen, was bei Frei.Wild nicht der Fall sei.
Da wird der Aufsichtsrat gleich eine weitere Hiobsbotschaft besprechen können: Wie der Sprecher der Olympiapark GmbH ausführt, wird nämlich auch das Konzert von Roger Waters im Mai 2023 in der Olympiahalle stattfinden.
Der Pink Floyd-Mitgründer wird seit Jahren für seine Unterstützung von BDS kritisiert (BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", dabei handelt es sich um eine eine transnationale politische Kampagne, welche den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren möchte, Anm. d. Red.), jüngst kamen verschwörungstheoretische Aussagen zum Russland-Ukraine-Konflikt hinzu. OB Dieter Reiter zeigte sich noch im Oktober "irritiert", dass die Olympiapark GmbH dieses Konzert zulässt.
Frei.Wild in München: Eine "Zumutung"
Im Offenen Brief nennen die Organisationen viele Beispiele für die rechte Vergangenheit und problematische Aussagen einzelner Bandmitglieder. "Da die Band in der Vergangenheit wiederholt antisemitische, geschichtsrevisionistische und rassistische Aussagen getätigt hat und ihre Distanzierung von Rechtsextremismus so glaubhaft ist wie jene eines Björn Höcke, fordern wir Sie dazu auf, Frei.Wild jegliche Räume und Auftrittsmöglichkeiten in der Olympiahalle (oder anderen städtischen Orten) zu streichen."
Es sei eine Zumutung, eine solche Band in einem städtischen Veranstaltungsort auftreten zu lassen, "vor dem Hintergrund der speziellen Geschichte Münchens als "Hauptstadt der Bewegung" zur Zeit des Nationalsozialismus."
Immer wieder geriet die Band Frei.Wild wegen ihrer rechten Vergangenheit und problematischen Aussagen in die Kritik – zuletzt als der Sänger Philipp Burger am 22. September zu einer Gedenkveranstaltung für die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano eingeladen wurde. Nach viel öffentlicher Kritik wurde er wieder ausgeladen.
Werden Konzerte von umstrittenen Künstlern künftig vermieden?
Ob es auch in Zukunft Konzerte von derart umstrittenen Künstlern geben wird und wie und ob diese zu verhindern sind, soll laut einem Beschluss des Stadtrats die Geschäftsführung der Olympiapark München GmbH jetzt in Abstimmung mit der Stadtverwaltung in einem Rechtsgutachten bzw. einer abgestimmten Stellungnahme klären. Der Stadt zufolge soll dabei "dem Stadtrat dargelegt werden, welche Möglichkeiten es gibt, Verträge mit dem Management dieser Künstler*innen erst gar nicht einzugehen".