"Trifft mich hart": So genervt sind die Menschen in München wegen des GDL-Streiks
München - Fernzüge und S-Bahnen nur nach Notfallfahrplan. Vollere Straßen, aber auch leere Büros, weil viele Menschen aufs Homeoffice ausweichen: Der Streik der Lokführergewerkschaft hat München und Deutschland seit Mitte der Woche fest im Griff. Händler und Gastronomen klagen über Umsatzeinbußen. Angestellte und Arbeiter über einen erschwerten Weg zur Arbeit.
Bis einschließlich Montag bestreikt die Lokführergewerkschaft GDL den Fern-, Regional- und Güterverkehr der Deutschen Bahn. Und obwohl Pendler und Fahrgäste das hart trifft, glaubt GDL-Chef Claus Weselsky, dass die öffentliche Meinung aufseiten der Streikenden ist – nach wie vor. Bei einer Kundgebung in Stuttgart sagte er am Donnerstag: "Nicht die veröffentlichte Meinung spiegelt wider, wie die Menschen zu diesem Streik stehen, sondern die öffentliche Meinung."
Aber ist dem auch so? Was sagen die Münchner auf der Straße, wenn man sie an Tag zwei des Mega-Streiks anspricht? Die AZ hat mit verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen darüber gesprochen, ob sie den Ausstand der Lokführer nachvollziehen können. Und hat festgestellt: Obwohl es Verständnis für den Arbeitskampf gibt, bedeutet er für die Münchner Arbeitnehmer zusätzlichen Stress, erhöhte Kosten – und fällt vielen auch schlichtweg auf die Nerven. Hier kommen sechs Münchnerinnen und Münchner selbst zu Wort:
Streik der Lokführergewerkschaft GDL: So genervt sind die Menschen in München
Simone Fangelova (23), Beraterin: "Ich komme teilweise wegen des Streiks nachts erst um 3 Uhr zu Hause an. Ich wohne auswärts und bin auf die S-Bahn angewiesen.

Lange Wartezeiten sind für mich sehr ärgerlich. Ich habe kein Verständnis für diesen Streik. Wer mit seiner Arbeit unzufrieden ist, sollte einen anderen Job machen. Es kann nicht sein, dass man dann so viel streikt."
Jinxuan Chang (28), Maschinenbau-Mitarbeiter: "Mich trifft der Streik hart. Ich nutze regelmäßig die S-Bahn – der Streik ist sehr bitter. Ein Freund von mir muss täglich mit dem Zug zur Arbeit.

Er muss jetzt mit einem Bus fahren – und es entstehen einige Zusatzkosten für ihn. Es nervt schon ein bisschen, weil wegen des Schnees viel ausgefallen ist und jetzt noch so viel Streik. Einmal musste ich ein Taxi für 120 Euro nehmen."
Johanna Witschel (56), Tagesmutter: "Ich musste mit dem Auto fahren und den Rest mit der U-Bahn. Es nervt schon mit diesem Streik. Weil ich außerhalb Münchens wohne, brauche ich schon die S-Bahn.

Wenn es so weiter geht, dann klappt das nicht mit der Verkehrswende. Es ist ärgerlich. S-Bahn fällt schon ohne Streik so viel aus. Ich kann nicht verstehen, dass der Lokführer-Streik so lange dauert."
Mehrkosten, längere Fahrzeiten: Das ärgert die Fahrgäste in München am GDL-Streik
Ludwig Witschel (65), Zimmerer: "Ich habe heute Geburtstag und meine Frau hat mich ausgeführt. Ich bin auch nicht so begeistert von dem Lokführer-Streik.

Entweder ist bei der S-Bahn oft etwas kaputt oder sie kommt zu spät oder sie wird bestreikt. Irgendwas ist immer, dass es nicht hinhaut. Das Anliegen nach mehr Geld verstehe ich – aber bestraft werden damit die Falschen und es zieht sich schon."
Moritz Eckert (27), Musiker: "Natürlich nervt so ein Streik, aber dafür ist er ja auch da. Es ist schon richtig, dass Menschen streiken können. Allerdings leide ich persönlich schon darunter.

Ich muss zweimal die Woche bis zu einer Endhaltestelle zur Arbeit fahren. Da muss ich mich darum kümmern, dass ich zu meiner Arbeit komme. Aber ich sehe ein, dass andere für ihren Anliegen einstehen wollen."
Angela Dörnel (69), Rentnerin: "Ich bin genervt von dem Lokführer-Streik. Es kann doch nicht sein, dass jeder, dem etwas in diesem Land nicht passt, streikt.

Ich finde, es hat jeder das Recht seine Meinung zu äußern. Aber es ist nicht ok, ein ganzes Land mit einem Lokführer-Streik lahmzulegen."
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