Unternehmen aus München haben genug vom GDL-Streik: "Man ist schnell ein Vermögen los"
München - Auf den ersten Blick merkt man auf den Straßen der Innenstadt nicht viel vom Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL: Am Marienplatz fährt durch den Notfahrplan doch noch einigermaßen regelmäßig eine S-Bahn ab. Oben drängen sich Touristen, um das Glockenspiel abzulichten. Vor der Theke einer Metzgerei hat sich eine kleine Schlange gebildet, die Menschen stellen sich mit ihrer Wurstsemmel in die Mittagssonne.
Wer sich genauer umhört, bekommt allerdings einen anderen Eindruck. Bei Händlern und Gastronomen mischen sich Genervtheit, Unverständnis und inzwischen auch Wut.
Der Streik sei eine "Katastrophe", sagt Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Vereins City Partner, der sich um die Belange der Innenstadthändler kümmert. Unisono hätten ihm mehrere Händler und Gastronomen bestätigt, was er bereits zuvor befürchtet hatte: Der erste Tag des Streiks sei der umsatzschwächste seit über einem Jahr gewesen. Besserung erwartet er nicht, der Streik dauert immerhin noch bis Montag an. "Die Unternehmen sind sauer", sagt Fischer.
Händler und Gastronomen in München: Kein Verständnis für die Forderungen der GDL
Diese Einschätzung bestätigt ein Besuch bei Markus Augstburger, Wirt im "Weissen Bräuhaus" im Tal. Die Forderungen der GDL ärgern ihn, wie er sagt: Weniger arbeiten bei gleichem Gehalt, wo solle das denn herkommen? Dass eine so systemrelevante Branche wie die der Lokführer einfach so fast eine Woche lang streiken darf, kann Augstburger nicht nachvollziehen. "Das macht das ganze Land kaputt in einer Zeit, in der die Leute eh schon genervt sind."

An diesem Mittag ist das Bräuhaus zwar gut besucht, und doch merkt Augstburger, dass weniger Gäste gekommen sind. Das kann er durchaus nachvollziehen: Er würde in diesen Tagen auch nicht von außerhalb in die Stadt fahren, sagt er.
Augstburger selbst hat Glück, kann mit dem Roller oder mit dem Rad ins Tal fahren. Vielen seiner Mitarbeiter ergehe es jedoch schlechter. Manche hätten ihre Schicht absagen müssen, weil sie einfach nicht zur Arbeit kommen könnten. "Homeoffice können wir ja nicht machen."
Auch Wolfgang Fischer von City Partner hat die Beobachtung gemacht, dass der Streik vor allem Mitarbeiter in der Gastronomie betrifft. "Die wohnen oft in der Region, weil sie sich München nicht leisten können." Daher seien sie auf die S-Bahn angewiesen. Aufs Auto auszuweichen, sei kaum praktikabel. Man könne sich schließlich nicht mehrere Arbeitstage lang in eines der Parkhäuser in der Innenstadt stellen. "Da ist man ein Vermögen los."
Ähnlich ist es bei Lisa Forstner und ihren Mitarbeitern im Schuhladen Baumeister in der Sendlinger Straße. "Wir kommen alle aus Dachau." Eine Bahn fährt in diesen Tagen von dort aus nur ein Mal in der Stunde. "Das ist schon nervig", zumal es mittlerweile eine Art Dauerzustand sei. Man gewöhne sich deswegen auch daran.
Aufgrund des Streiks muss ein Teeladen in München seine Öffnungszeiten anpassen
An diesem Mittag ist ihr Laden leer: "Man merkt schon, dass es ruhiger ist." Das bestätigt auch Elisabeth Ried vom Teeladen am Viktualienmarkt. Bei ihr kämen ebenfalls weniger Kunden vorbei.
Sie selbst wohnt im Umland bei Ebersberg und muss aufgrund des Streiks die Öffnungszeiten anpassen, wie sie sagt. Entweder macht sie früher auf oder etwas später, anders gehe es gerade nicht. Denn mit der einen Bahn ist sie deutlich zu früh in ihrem Laden, mit der nächsten, die erst eine Stunde später fährt, schafft sie es nicht pünktlich zur regulären Öffnungszeit.
Auch Ried ist verärgert über die Forderungen der Lokführer. "Das ist unverschämt: gleiches Gehalt, aber weniger arbeiten."
Kaum Auswirkungen spürt man hingegen im Hackerhaus in der Sendlinger Straße, das an diesem Mittag gut besucht ist. Der Januar sei generell ein ruhiger Monat, sagt Betriebsleiter Valentin Schmidt. Den Streik merke er daher kaum.

Der Betriebsleiter im Hackerhaus hat Glück
"Wer kommen will, der kommt auch", sagt er. "Wir sind ja nicht auf dem Mars." Freilich fahre gerade weniger, aber in der Innenstadt gebe es immer noch genügend Fortbewegungsmöglichkeiten. Obwohl Schmidt täglich vom Tegernsee aus pendelt, trifft ihn der Streik nicht: Die Regionalbahn, die er nutzt, fährt regulär.
Trotzdem stellt er sich auf seine Mitarbeiter ein: Mit guter Kommunikation könne man für jeden Lösungen finden. So sei es in Ordnung, wenn jemand erst später kommen könne oder früher gehen müsse, um den letzten Zug zu erwischen. Man müsse es nur besprechen.
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