Streik-Frust in München immer größer: "Unzumutbar, völliges Unverständnis, riesige Verärgerung"

Der angekündigte Mega-Streik der GDL hat Konsequenzen – nicht nur für gestrandete Fahrgäste. Warum die Händler in München sauer sind und worauf sich Hotels und Gaststätten einstellen.
Julia Wohlgeschaffen,
Robert Braunmüller
Robert Braunmüller
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Die Befürchtung vieler Händler in der Innenstadt: kaum Passanten auf den Straßen in den nächsten Tagen. Der Streik wird wohl viele Menschen aus der Region davon abhalten, in die Innenstadt zu fahren – der Regen hilft den Händlern sicher auch nicht.
Die Befürchtung vieler Händler in der Innenstadt: kaum Passanten auf den Straßen in den nächsten Tagen. Der Streik wird wohl viele Menschen aus der Region davon abhalten, in die Innenstadt zu fahren – der Regen hilft den Händlern sicher auch nicht. © Wolfgang Maria Weber/imago

München - Ein mehrtägiger Streik, bei dem deutlich weniger S-Bahnen durch die Stadt fahren als sonst – das ist für die Münchner inzwischen nichts Außergewöhnliches mehr. Diesen Dauerzustand kritisieren verschiedene Branchen der Stadt heftig – denn sie sind maßgeblich von den Auswirkungen der Arbeitsniederlegung betroffen.

Die Lage der Hotels und der Gaststätten erklärt Thomas Geppert, der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. "Wir sind eine Reisebranche, daher ist Mobilität für uns extrem wichtig." Der Streik führe laut Geppert zu einigen Ausfällen – aber auch zu gestrandeten Gästen, die in Hotels unterkommen.

Bahn-Streik in München: Händler reagieren gefrustet

Ob Hotels bei kurzfristigen Stornierungen Kulanz walten lassen werden? "Es gibt Allgemeine Geschäftsbedingungen. Jeder Hotelier muss im Einzelfall entscheiden, wie er damit umgeht", sagt Geppert.

Deutlich verärgerter klingt der Ton bei den Münchner Innenstadt-Unternehmen. "Das ist eine völlige Katastrophe für die Geschäfte, aus verschiedenen Gründen!", findet Wolfgang Fischer von City Partner, der Vereinigung der Händler der Münchner Innenstadt. "Aus unserer Sicht ist Tarifautonomie wichtig, aber es muss auch in Deutschland Einschränkungen für Streiks in systemrelevanten Bereichen geben", findet Fischer.

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"Die Unternehmen sind echt sauer. Die Laufzeit des Streiks geht über ein Wochenende und Freitag und Samstag sind die verkaufsstärksten Tage der Woche", sagt er. "Es ist auch ein ganz großes Debakel für die Beschäftigten," sagt Fischer. Rund 75.000 arbeiten laut Fischer innerhalb des Altstadtrings. "Die Angestellten im Handel und in der Gastronomie sind in der Regel nicht diejenigen, die in der Loft-Wohnung im Lehel wohnen, sondern in der Region", erklärt er. Viele von ihnen kämen mit der S-Bahn in die Innenstadt.

"Der Streik ist unzumutbar für Arbeitnehmer", schimpft Fischer und spricht von "völligem Unverständnis" bei den Unternehmen und "riesiger Verärgerung". Das einzig Erfreuliche sei, dass die Innenstadt auch trotz des Streiks gut erreichbar sei, etwa mit anderen Fahrzeugen des ÖPNV. Auch der Notfahrplan hat beim letzten Streik funktioniert wie angekündigt. Eine völlig menschenleere Innenstadt müssen die also nicht befürchten.

So reagieren die Theater in München auf den Bahnstreik: Kann man Tickets umtauschen?

"Wir sind generell sehr kulant", sagt Margarita Alber, die Pressesprecherin der Münchner Kammerspiele. "Wer Karten umtauschen möchte, bekommt einen Gutschein." Für das ebenfalls städtische Volkstheater erklärt Pressesprecher Frederik Mayet, man könne Karten für Vorstellungen während der Zeit des Bahnstreiks "kostenlos auf andere Termine umbuchen".

Die Bayerischen Staatstheater wirken im Vergleich dazu nicht ganz so kundenfreudlich. Zumindest auf den ersten Blick. Karten würden generell nicht zurückgenommen, heißt es, weil die Vorstellungen trotz Streiks stattfänden und die Besucher darauf vorbereitet wären. Die S-Bahn verkehre im Stundentakt. Man könne auch das Auto nehmen oder Fahrgemeinschaften bilden.

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Wenn man auf den Widerspruch zu den kundenfreundlichen Regelungen bei den städtischen Häusern hinweist, bekommt man zu hören, dass es sich um eine generelle Regelung des Zentralen Diensts handle, dessen Prinzipienstrenge intern niemanden wirklich begeistert. Im Einzelfall werden die Staatsoper, das Gärtnerplatztheater und das Residenztheater flexibel reagieren. Dafür solle man am besten mit dem Besucherservice der jeweiligen Theater sprechen.

Ähnliches gilt auch für Konzerte privater Veranstalter: Karten werden nicht zurückgenommen, erklärt beispielsweise MünchenMusik. Aber auch hier gilt: Kein Veranstalter ist interessiert, das Publikum zu verärgern.

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28 Kommentare
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  • HanneloreH. am 25.01.2024 18:08 Uhr / Bewertung:

    Warum hat hier der OB keine Verfügung erlassen, dass in dieser „Streikphase“ keine Parkgebühren fällig werden hätte bestimmt einen Schub für die Geschäfte gegeben.

  • Tonio am 25.01.2024 09:41 Uhr / Bewertung:

    Wenn Volker Wissing und Olaf Scholz so tun, als ob sie der Streik nichts anginge, sollte man doch in Betracht ziehen, dass die Bahn AG dem Bund gehört und der 100% Eigentümer bei der Geschäftsführung schon Einfluss nehmen kann und sei es bei der Auswahl der irgendwie inkompetent erscheinenden aber ziemlich raffgierigen Bahnvorstände.

  • Geradeaus-Denker am 24.01.2024 23:37 Uhr / Bewertung:

    Der Herr Fischer. Jammert mal wieder eine Runde. Über letzten Sonntag jammert er nicht als so viele Leute in der Stadt waren. Cafes und Restaurants waren voll. Oder will er sich nicht darüber beschweren, wenn einmal mehr GEschäft als sonst ist. Alternativ könnten ja auch die INnenstadthändler:innen in den Streik treten.

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