Traum-Fleckerl: Die Stadt München verkauft Grundstücke
München - Ein idyllisches Garten-Grundstück in der Görzer Straße in Perlach, 720 Quadratmeter groß mit einem hübschen alten Einfamilienhaus darauf und einem Holzzaun drumherum. Keine Mieter, keine Altlasten, aber: interessantes Baurecht.
Oder ein paar Straßen weiter in der Waldperlacher Märchensiedlung: Rübezahlstraße, 700 Quadratmeter wildes Grün mit uralten Bäumen und kleinem Gartenhäuschen. Und gleich nochmal: Bodenschneidstraße, 420 Quadratmeter – wie die beiden anderen Grundstücke umgeben von kleinen Einfamilienhäusern, und Gärten. (Lesen Sie hier: Wohnungsnot in München - Die Wogeno zieht es aufs Land hinaus)
Stadt verkauft Grundstücke im "München-Modell Eigentum"
Was die drei Traum-Fleckerl gemeinsam haben: Sie gehören der Stadt – und die will sie verkaufen. Weit unterm aktuellen Verkehrswert, und sowieso weit billiger, als zu den Hammerpreisen, die Privatverkäufer womöglich herausschlagen würden. Im sogenannten "München-Modell Eigentum" nämlich. So jedenfalls will es am Donnerstag der Kommunalausschuss mit den Stimmen der rot-schwarzen GroKo, FDP und Bayernpartei beschließen.
Wie das sein kann, obwohl die Stadt sich selbst verordnet hat, keinen eigenen Grund mehr zu verkaufen? Sondern – im Gegenteil – möglichst Immobilien und Grundstücke anzukaufen, um langfristig Einfluss auf die Mieten nehmen zu können? (Lesen Sie hier: Mieten und Kaufen in München wieder teurer geworden)

Grundstücke zu klein für die Stadt? Grüne gegen den Verkauf
In den Listen der städtischen Immobilienverwaltung laufen diese drei Grundstücke als "Kleinstgrundstücke" (unter 800 Quadratmeter). Die seien zu klein, als dass es sich für die Stadt lohne, dort selbst Wohnungen zu errichten, so erklärt es die Stadtratsvorlage von Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU). Auch das Sozialreferat sei zu dem Schluss gekommen, mit den Flächen nichts anfangen zu können. Man sei in der zuständigen Unterarbeitsgruppe "übereingekommen", dass sich die drei zum Verkauf im München-Modell Eigentum eignen.
"Die Stadt kann mit den Flächen nichts Vernünftiges anfangen. Wir wollen darum Münchner Familien mit Normal-Einkommen unterstützen, eine Immobilie zu erwerben", sagt Stadtrat Hans Podiuk von der CSU im Rathaus, die sich seit Jahren für dieses Modell einsetzt. (Lesen Sie hier: Beunruhigend - So teuer wird München 2030 sein)
Protest kommt von den Grünen, die sich partout nicht vorstellen können, dass dem Sozialreferat so gar keine Nutzungsmöglichkeit einfallen mag. "Wir möchten auf jeden Fall eines dieser drei Grundstücke für die Stadt sichern", sagt Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, "sei es für eine Kita, für einen Bewohnertreff oder eine betreute Jugendwohngruppe. Da muss noch einmal nachgedacht werden."

Mit München-Modell Eigentum bis zu 400.000 Euro sparen
Das Planungsreferat hat sich die Grundstücke angeschaut und festgelegt, was sich darauf bauen ließe. An der Görzer Straße zum Beispiel "ein Baukörper mit zwei Vollgeschossen plus Dachgeschoss", also rund 420 Quadratmeter Geschossfläche plus Dachwohnung. Ähnlich groß kann ein Neubau an der Rübezahlstraße werden. Nur wenig kleiner dürfte ein neues Haus an der Bodenschneidstraße werden.
Und was sollen die Grundstücke nun kosten? Das wird die Stadt noch festlegen. FDP-Stadtrat Michael Mattar schätzt den Verkehrswert eines 700-Quadratmeter-Grundstücks in Waldperlach mit Baurecht für 400 Quadratmeter Geschossfläche auf rund 1,2 Millionen Euro. Im München-Modell Eigentum könnte die Stadt einen Nachlass von bis zu 30 Prozent geben. Dann würden die glücklichen Käufer pro Grundstück bis zu 400.000 Euro sparen.
Auflagen: Einkommensgrenzen und Verkaufsverbot
Einige Auflagen wird es für die Bewerber (die sich zu kleinen Baugemeinschaften zusammenschließen können) allerdings geben: Sie dürfen weder zu arm noch zu wohlhabend sein, sondern müssen bestimmte Haushalts-Einkommensgrenzen nachweisen (zum Beispiel: unter 100.000 Euro Jahreseinkommen bei einer vierköpfigen Familie).
Sie dürfen ihre neue Immobilie erst nach einer festgelegten Anzahl von Jahren (zum Beispiel 20) wieder verkaufen. Falls ein Sonderfall das früher notwendig macht, müssen sie an Käufer übergeben, die ebenfalls die Einkommensgrenzen einhalten. Ein Teil des Wertzuwachses muss dann auch an die Stadt abgegeben werden.

Schon im Frühling könnte gebaut werden
Wenn alles zügig läuft, legt die Stadt in einem Vierteljahr die genauen Bewerbungsbedingungen fest und schreibt die Grundstücke aus, dann kann man sich bewerben. Im Herbst könnte klar sein, welche Baugemeinschaften die Zuschläge bekommen.
Wenn dann die Baugenehmigungen zügig kommen, könnte im kommenden Frühling schon Baustart sein.