Interview

Tipp für Wohnungseigentümer: "Stehen Sie für Ihre Rechte ein!"

Gero Graf führt ein Start-up, das Hausverwaltungen ersetzen will. In der AZ erklärt er, worauf Wohnungsbesitzer achten sollten.
Paul Nöllke |
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Streit, lange Diskussionen und versteckte Kosten: Gerade, wenn am Haus Arbeiten anstehen, verlieren Wohnungseigentümer oft den Überblick: Das sollte aber nicht sein.
Streit, lange Diskussionen und versteckte Kosten: Gerade, wenn am Haus Arbeiten anstehen, verlieren Wohnungseigentümer oft den Überblick: Das sollte aber nicht sein. © dpa/Zacharie Scheuer

München - AZ-Interview mit Gero Graf: Er ist Deutschland-Chef von Matera, einem Unternehmen, das die Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften digitalisiert.

Wer eine Wohnung besitzt, steht gut da. Doch es gibt Dinge, auf die Eigentümer achten sollten, sagt Graf - und erklärt, was wichtig ist.

AZ: Herr Graf, es finden wieder Eigentümerversammlungen statt. Worauf muss man da achten?
GERO GRAF: Eigentümer sollten wissen, wie viel sie für ihre Hausverwaltung zahlen. Es gibt in München Fälle, dass Eigentümer bei kleinen Wohnanlagen jeden Monat 80 Euro pro Wohnung zahlen. Das ist wirklich viel Geld für überschaubare Arbeiten. Hier wäre die Hälfte oder weniger angemessen. Im Durchschnitt in Deutschland zahlt man 25 Euro.

Hausverwaltung? Eigentümer sollten Kosten von Anbietern vergleichen

Was ist während der Eigentümerversammlung wichtig?
Oft gibt es da Streit und Diskussionen. Das kann vermieden werden, wenn davor klar kommuniziert wird. Zudem sollten Eigentümer Kosten von verschiedenen Anbietern vergleichen. Oft empfiehlt die Hausverwaltung einen Anbieter, zum Beispiel für eine Reparatur oder auch für Gas oder Strom, ohne die Preise zu vergleichen.

Die Hausverwaltung ist also das Problem? Ist das fair?
Ich will nicht alle Hausverwaltungen kritisieren, da gibt es auch wirklich gute! Aber wir hören oft von Fällen, die wirklich nicht akzeptabel sind...

Zum Beispiel?
Ganz aktuell habe ich von einem Fall gehört, da gab es seit drei Jahren keine Jahresabrechnung und keinen Wirtschaftsplan. Die Eigentümer müssen jetzt mehr als 20.000 Euro nachzahlen.

"Der interne Verwalter sollte selbst im Haus oder in der Nähe wohnen"

Bei Ihrem Start-up "Matera" sollen sich Eigentümergemeinschaften selbst verwalten und die Hausverwaltung sparen. Wie soll das funktionieren?
Bei Matera gibt es interne Verwalter. Das heißt, dass ein Eigentümer die Hausverwaltung übernimmt - mit Hilfe unseres Online-Portals und unserer Experten. Bei uns gibt es dann ein Konto, wir machen auch die Abrechnungen, kümmern uns um das Legale und Fragen rund um die Baumaßnahmen, und der interne Verwalter kann mit uns auch die Eigentümer-Versammlung abhalten. Und wenn einmal ein Problem auftritt, sind wir jeden Tag erreichbar.

Der interne Verwalter ist also quasi ein Eigentümer, der auch selbst im Haus wohnt?
Genau! Der interne Verwalter sollte selbst im Haus oder in der Nähe wohnen, das gibt es nicht in jeder Eigentümergemeinschaft, aber den meisten.

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Wird der interne Verwalter denn bezahlt? Oder muss er umsonst arbeiten?
Doch, es gibt eine Aufwandsentschädigung. Da kommt es immer etwas auf die Größe des Hauses an, aber das können so 100 bis 150 Euro im Monat sein. Der interne Verwalter wird in der Regel aber nicht mehr als drei bis vier Stunden pro Monat aufwenden müssen.

"Alles ist klar und transparent aufgebaut, und wir helfen wenn nötig"

Braucht er viel Vorwissen?
Eigentlich nicht. Durch Materas Experten an seiner Seite hat er alles, was er für eine gute Verwaltung benötigt. Alles ist klar und transparent aufgebaut, und wir helfen wenn nötig.

Und Eigentümer-Versammlungen?
Da lädt der interne Verwalter zum Beispiel zu sich in die Wohnung ein, anstatt einen teuren Veranstaltungsort zu mieten, die anderen Eigentümer können sich auch digital dazuschalten, wenn dies von den Eigentümern beschlossen wurde. Wir erleben oft, dass viele Eigentümer sehr dankbar sind über die Einfachheit und Effizienz des neuen Modells.

"Eigentümer sollten wissen, wie viel sie für ihre Hausverwaltung zahlen", sagt Gero Graf.
"Eigentümer sollten wissen, wie viel sie für ihre Hausverwaltung zahlen", sagt Gero Graf. © Matera.eu

Was sind die Vorteile?
Es ist natürlich günstiger. Aber auch transparenter und wesentlich effizienter. Online kann jeder Eigentümer einsehen, was man wann gezahlt hat und was für Kosten damit beglichen werden.

Wird das Konzept denn in Deutschland angenommen?
Wir sind ein französisches Start-up, dort gibt es bereits über 5000 Hausgemeinschaften, die sich mit Matera verwalten. Aber auch in Deutschland haben wir nach sechs Monaten bereits mehr als 120 Kunden und es werden immer mehr - die ersten auch in München.

Gibt es etwas, was Sie Eigentümern noch raten würden?
Informieren Sie sich, und stehen Sie für Ihre Rechte ein. Die Wohnung gehört Ihnen, und doch gibt es oft Fälle, wo sich Eigentümer von der Hausverwaltung Sachen vorschreiben lassen oder einschüchtern lassen. Das sollte nicht sein!

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  • matera am 10.06.2022 13:23 Uhr / Bewertung:

    Hallo, gerne möchten wir auf einige Ausführungen von Ihnen genauer eingehen. Zunächst einmal steht dem internen Verwalter, bspw. bei baulichen Maßnahmen, immer das WEG-Expertenteam von Matera zur Seite. So können Ausschreibungen in Abstimmung mit unseren Bausachverständigern problemlos realisiert werden. Der interne Verwalter muss sich nie allein um alles kümmern. Durch die Vermögenshaftpflichtversicherung sind in Haftungsfällen der interne Verwalter und die Beiräte abgesichert. Damit sind alle Beteiligten beim Matera-Modell sogar besser gestellt als bei einer externen Hausverwaltung. Unsere Online-Plattform ist so transparent und sicher gestaltet, dass es für interne Verwalter unmöglich ist, sich „mit den Rücklagen aus dem Staub“ zu machen. Und zu Ihrem letzten Punkt: Selbstverständlich kann eine WEG sich auch ohne Matera selbst verwalten. Doch der zeitliche und finanzielle Aufwand ist so hoch, dass es sich in den meisten Fällen nicht lohnen wird. Ihr Matera-Team

  • am 19.05.2022 17:57 Uhr / Bewertung:

    Und für diese Jahrhundertidee braucht es ein StartUp?

    Die Amis haben da ein wundervolles Wort dafür: Fängt mit "Bull" and und hört mit "it" auf.

    Auf dem Papier und in der Theorie mag das wunderbar aussehen.

    Ich möchte da einen "internen Verwalter" sehen, der für größere Gewerke Ausschreibungen zu erstellen und Angebote einzuholen hat. War da nicht was mit Haftung?

    Bin gespannt, wann sich der erste "interne" mit den Rücklagen aus dem Staub macht.

    Und wozu braucht man das StartUp? Als Dienstleister für den "internen", also so wie die DATEV?

  • Dr. Schönfärber am 19.05.2022 12:27 Uhr / Bewertung:

    Das allergrößte Gebot an Vermieter:
    Schauen an wen man vermietet. Sonst ist das große finanzielle Desaster vorprogrammiert.

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